10. Internationale Maria Enzersdorfer Orgeltage

02. Okt 2006

Angela Amodio spielte am 30. September 2006 um 19.00 Uhr Werke von Mendelsohn-Bartholdy, Mozart, Pachelbel, Albright, Pärt und Duruflé.

Die Künstlerin stellte an den Anfang des Konzerts eine Art von Glaubensbekenntnis: Angela Amodio spielte ihr Konzert "in memoriam Pater Gottfried Vanoni SVD", dem vor einem halben Jahr verstorbenen Kirchenmusiker St. Gabriels. Mendelsohn-Bartholdys Sonata VI in d-moll Op. 6 ist nämlich eine Meditation des "Vater unsers" und Frau Amodio rang in diesem Werk darum, den allzu frühen Tod eines Freundes verstehen und annehmen zu können. Die Sonata hilft dabei: von der ruhigen und gefassten Hinführung im Choral über schnelle und unruhige Variationen führt sie zum Einfügen in den Cantus firmus der großen Schlussfuge.

Wie bei den anderen Konzerten, wurde auch dieses Mal ein Werk von W. A. Mozart dargeboten: das "Orgelstück für eine Uhr (KV 608)". Komponiert für eine große mechanische Orgel, sind die technischen Herausforderungen an die Organistin enorm, aber Frau Amodio stellte das Werk in seiner verspielten Brillanz dar und ließ sich die Mühe nicht anmerken.

Darauf folgte die Ciacona in f-moll von Johann Pachel-bel, ein Variationsstück intensiver Gefühle und bezaubernder Schönheit.

In einem sehr verwandten Klima siedelt sich die "Nocturne" aus William Albrights Organ Book III (1992) an: eine Erinnerung an Marimbas und Zikaden, die die Zuhörer in die Weite ihrer Innerlichkeit zu führen verstand. Das "Finale" aus dem gleichen Buch besiegelte dann den musikalischen Sprung in die Gegenwart mit einer "wilden Toccata", die die klanglichen Möglichkeiten der Orgel und des riesigen Raumes der Kirche von St. Gabriel voll ausschöpften.

Die Innerlichkeit wurde weitergeführt mit dem "Trivium" von Arvo Pärt (*1935): verhalten, intensiv, sphärisch.

Zum Abschluss ihrer Darbietung spielte Frau Amodio ein "Präludium und Fuge über den Namen von Alain" des französischen Komponisten und Organisten Maurice Duruflé. Dieses Stück forderte noch die Mitarbeit von gleich zwei Registranten. Auch hier konnte die Künstlerin wieder ihre technische Brillanz und kohärente Konzeption für ein herausforderndes Werk unter Beweis stellen.

Mit dieser Komposition rundete sich die Erinnerung an Pater Gottfried Vanoni ab: Das Andenken Duruflés an den Organisten Jehan Alain, der in jungen Jahren im Krieg umgekommen war. Für viele Zuhörer ergab diese Mischung von alt bewährter Musik etwa Pachelbels und Mozarts und den modernen Stücken Albrights, Pärts und Duruflés nicht nur ein wunderbares Konzert, sondern auch ein gelungenes "in memoriam Gottfried Vanoni", dem diese Stücke auch gefallen hätten.

P. Christian Tauchner SVD, Elke Grafl