Feier zum Gründungstag

10. Sep 2007

Die Gemeinschaft der Steyler Missionare feierte am 8. September den Gründungstag ihres Ordens.

Wir feiern heute Geburtstag, nicht nur den Geburtstag Marias, sondern auch den Geburtstag unseres Missionsordens. Geburtstagsfeiern sind ein Motiv, dankbar zurückzuschauen auf die Anfänge und voll Hoffnung in die Zukunft zu blicken. Geburtstagsfeiern können uns auch wieder neu ins Bewusstsein rufen - wer wir sind.

An einem Marienfeiertag, an einem Tag wie heute, wird das Missionshaus in Steyl eröffnet. (Es ist uns bekannt, dass Arnold Janssen ein großer Marienverehrer war.) Oft pilgerte er zur Marienkirche nach Kevelaer, die heute eine Basilika ist. Er wird zum Priester geweiht an einem Hohen Frauentag (15.8.1861). Als ihm in der Schule in Bocholt nicht erlaubt wurde, eine Marienstatue aufzustellen, gab er seine gesicherte Stellung als Lehrer auf und zog nach Kempen. Immer klarer wurde ihm, dass er mehr für das Wohl der Kirche tun müsse. In einer politisch äußerst schwierigen Situation, in einer Situation, wo alles dagegen sprach, etwas Neues zu beginnen, geht Arnold Janssen ein großes Wagnis ein, im Vertrauen auf Gott.

"Wird aus unserem Hause etwas, so wollen wir das der Gnade Gottes danken, und wird nichts daraus, so wollen wir demütig gegen die Brust schlagen und bekennen, wir waren der Gnade nicht wert." Diese Worte waren in den Augen so mancher wohl nicht klug. Sie trugen nicht unbedingt zur Hochstimmung bei. Auf den Gesichtern der Teilnehmer lag der Ausdruck des Zweifels und des Bedenkens. Viele der Eingeladenen verschwanden gleich nach der kirchlichen Feier lautlos, ohne Worte der Aufmunterung. Die Festgäste mochten es als Hohn empfinden, zu einer solchen Festlichkeit eingeladen zu sein. Viele waren über die Maßen enttäuscht.

Br. Heinrich Erlemann schreibt im Jahre 1911 Folgendes: "Was war denn damals da zu sehen? Ein magerer, schwacher Priester als Vorsteher, ein Schreinerjunge mit der blauen Schürze und ein ausgewiesener Kapuzinerbruder und sonst noch einige gemietete Arbeiter als Festarrangeure. Was war noch zu sehen? Ein altes baufälliges Haus mit zusammengeliehenen Möbeln für das Fest und die Festtafel mit zusammengeliehenen Essgeschirren und einem angewühlten Kartoffelfeld, welches zum Festtisch die Kartoffeln liefern musste - und sonst nichts mehr. Für viele war Arnold Janssen nicht der geeignete Mann, ein solches Werk zu beginnen."

Selbst Bischöfe hegten Zweifel. Er war kein guter Redner. Hatte keine große Ausstrahlung. Er war eher klein, unscheinbar, hinkte ein wenig. Er war alles andere als brilliant.

Arnold Janssen erinnert sich später an den bescheidenen Anfang: "Das junge Bäumchen ist glücklich in den wohlvorbereiteten Boden gesetzt; schwach und unscheinbar zwar, aber der himmlische Gärtner wird es hegen und pflegen. Er wird Regen und Sonnenschein schicken zur rechten Zeit, aber auch Stürme darüber hinwegbrausen lassen, damit seine Wurzeln sich fester und fester in den Boden graben. Soll doch nach den erbarmungsvollen Absichten Gottes aus dem schwachen Stämmchen ein Baum werden, in dessen Schatten schon nach einem Jahrzehnt viele Hundert Ruhe, Erquickung und neues Leben finden."(107)

Aus dem jungen Bäumchen ist ein großer Baum geworden. Die Gesellschaft ist jetzt 132 Jahre alt. Steyler Missionare arbeiten auf allen Kontinenten, in ca. 70 Ländern. Das Schwergewicht hat sich allerdings verlagert. Die meisten Missionare stammen heute aus Asien, vor allem aus Indonesien. Als ich in Chile anfing, waren die Steyler Missionare noch hauptsächlich als "Padres Alemanes" bekannt. Jetzt ist die Zusammensetzung viel bunter. Die Zahl der Europäer nimmt ab. Europa ist müde geworden ... und braucht Blutauffrischung, Sauerstoffzufuhr.

Noch etwas hat sich geändert: viele Laien arbeiten mit uns mit, ihre Anzahl ist im Lauf der Jahre immer größer geworden. Wir sind auf sie angewiesen und brauchen sie notwendig. Sie sind kein Anhängsel.

 

Was wird die Zukunft bringen? Wir wissen es nicht.

Ich möchte noch einmal zurückblicken auf die Anfänge in Steyl. Arnold Janssen hat nicht sich selbst gesucht, suchte nicht seinen Willen durchzusetzen, war nicht auf sein Prestige bedacht. Er suchte nicht weltlichen Ruhm, drängte sich nie in den Vordergrund. Er suchte einzig und allein Gottes Willen. Er wollte, dass der eine und dreifaltige Gott verherrlicht werde und in den Herzen der Menschen leben möge. Was Arnold Janssen bewegt hat, muss auch uns heute ein Anliegen sein. Dass Gott in den Herzen der Menschen leben möge. Der Gott, der zutiefst Gemeinschaft ist, der im Team arbeitet, der totale Kommunikation ist. Der Gott, der auf die Menschen zugeht und Begegnung mit ihnen sucht. Er ist ja in Jesus Christus so unscheinbar in diese Welt gekommen, durch Maria. Und er ist dort zu finden, wo wir es oft gar nicht vermuten, weil er nicht das Spektakuläre sucht und seine Gegenwart keinen Eventcharakter hat. Gott, der Gott mit uns ist, will den Menschen nahe kommen, ganz bei ihnen sein. Und deshalb glaube ich zutiefst, dass es in unserer missionarischen Tätigkeit zur Begegnung mit den Menschen kommen muss, um ihre tiefsten Sehnsüchte auszuloten und sie zu begleiten. Es geht darum, den anderen mit Demut gegenüberzutreten, im Wissen, dass wir alle Söhne und Töchter des einen Vaters sind. Eine gute Nachricht wird verkündet, aber sie wird nicht aufgezwungen.

Und es gilt, deutlich zu machen, dass die Kirche, die Kirche aller Völker und Kulturen ist, und im Dienste des Reiches Gottes steht. Das Reich Gottes ist größer als die Kirche. Und es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein, dass der Geist weht, wo er will, und dass niemand ein Monopol des Geistes hat. Nicht der Papst, nicht die Bischöfe und auch nicht die Priester. Und der Geist ist immer für Überraschungen gut.

Maria, die Mutter des Herrn und seine erste Jüngerin, möge uns auf unserem Weg begleiten. In allem Zweifel und mit aller Bescheidenheit hat dieses Mädchen aus Nazaret gesagt: "Mir geschehe nach deinem Worte." Diesem Göttlichen Worte sind auch wir verpflichtet. Es trägt uns und fordert uns tagtäglich heraus, unser Bestes zu geben, für andere da zu sein und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken, die in Gottes Hand liegt.

P. Elmar Pitterle SVD, Elke Grafl