Weder Jihad noch Kreuzzug

16. Apr 2015

Der Imam der albanischen Moschee in der Gutenbergstraße in Wels war am Ostersonntag zu Gast beim Auferstehungsgottesdienst in der Steyler Pfarre Wels Herz Jesu.

Kräftiger Applaus brandete auf, als Pfarrer Pater Klaus Laireiter SVD den Imam der albanischen Moschee in Wels, Herrn Muhidin Ahmedi, in der Pfarrkirche Wels Herz Jesu beim Festgottesdienst am Ostersonntag spontan umarmte und nach vorne zum Altar einlud. „Er kommt nicht, um den Jihad zu predigen, und ich drohe ihm nicht mit dem Kreuzzug“, sagte Pater Laireiter und dankte dem besonderen Gast für sein Kommen. Im gerade eben zu Ostern erschienenen Pfarrblatt hatten die beiden ein gemeinsames Interview gegeben und zu Fragen gesellschaftlichen und religiösen Fragen aus christlicher und muslimischer Sicht Stellung genommen.

Imam Ahmedi bat darum, bei der Hl. Messe ein Friedensgebet vortragen zu dürfen, wozu ihm Pater Laireiter nach der Kommunion die Gelegenheit gab. Der Imam wohnte in einer Kirchenbank sitzend dem ganzen Gottesdienst bei. Nach der Kommunion ging er nach vorne zum Mikrofon. Er formulierte ein bewegendes Bittgebet, das tief aus der Tradition der abrahamitischen Religionen schöpfte. Unter anderem betete er: „Gib, dass wir auch die Kraft und den Mut aufbringen, den gemeinsamen Glauben Abrahams, die Liebe zu Maria, den Glauben an Jesus, die Gebote Moses und die Gerechtigkeit Muhammads zu teilen! Und schenke uns die Hingabe Abrahams, wenn wir uns verlassen fühlen, den Mut und die Gerechtigkeit Moses, wenn wir Angst verspüren, die Liebe Jesu, wenn uns mit Hass begegnet wird und den Frieden Muhammads, wenn wir zerstritten sind!“ Zum Schluss zitierte er im katholischen Gotteshaus ein Gebet Abrahams, das aus Koran stammt: „Herr, mache diesen Ort zu einer Stätte der Sicherheit und des Friedens!“ (Koran 14:35)

Die Begegnung war ein beredtes Zeichen dafür, dass die Steyler Missionare sich dem interreligiösen Dialog und dem Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden verschrieben haben. In Zeiten von Polarisierung und verbaler sowie physischer Gewalt gilt es, Brücken zu bauen zwischen Menschen verschiedener Religion und Kultur und aus katholischen Pfarreien Orten der Begegnung und des Gebetes für Frieden und Versöhnung zu machen.

Franz Helm SVD