"Jesus ist kommen, die Ursache zum Leben."

18. Nov 2005

Anfang Oktober 2005 brachen die beiden Steyler Missionsschwestern Davida und Juliana nach Moldawien auf. Sie ließen sich in Orhei, 50 km nördlich von der Hauptstadt Chisinau nieder. Hier leben sie jetzt in einem kleinen Haus, suchen Kontakte zu Menschen am Rande und feiern jeden Sonntag mit einer kleinen Gruppe die heilige Messe. In einem Weihnachts-Brief an ihre Freunde in Deutschland schildern sie ihre Eindrücke.

"Geht hin in alle Welt und verkündet das Evangelium" (Mk 16,15). Diese Worte, die Jesus vor 2000 Jahren an die Apostel gerichtet hat, sind auch für uns sehr real geworden in der Berufung zur Missionarin und im Leben als Missionarin.

Auf die Einladung von Exzellenz Anton Cosa, Bischof von Chisinau, und von P. Klaus Kniffki SVD, Pfarrer von Stauceni und unser Mitbruder, haben wir am 5. Oktober 2005 mit großer Freude und Ehrfurcht den Boden der Republik Moldova gegrüßt und haben uns in Richtung Orhei aufgemacht. Diese Stadt mit ca. 40.000 Einwohnern liegt ungefähr 50 km von Chisinau, der Hauptstadt des Landes, nach Norden. Unser Haus ist an diesem Abend ein kleines Kloster geworden und eine "Kirche", ein Ort des Gebetes und der Gegenwart Jesu im heiligsten Sakrament, ein Ort für die Messfeier, so lange, bis die Pfarrkirche wieder hergerichtet und verfügbar sein wird.  

Orhei ist eine typisch kommunistische Stadt. Industrie und Kleinbetriebe sind komplett zerstört; deshalb gibt es keine Arbeitsplätze. Der ganze Handel wickelt sich auf dem Markt ab, dem so genannten "Bazar", ein Ort, an dem die Leute alles kaufen und verkaufen, was möglich ist. Für uns ist es der Ort, an dem wir viele Leute treffen und mit ihnen ins Gespräch kommen können. Überall spürt man Leere und Wüste, eine Interesselosigkeit für alles, was mit Leben, mit Werten, mit moralischem Leben, mit Glauben, mit Gewissen zusammen hängt. Riesige Häuserblocks ohne Fließwasser und ohne Heizung stehen zwischen kleinen ärmlichen, halb verfallenen Häuschen. Man spürt eine große Armut, man kämpft, um etwas zu verkaufen, wenigstens ein paar welke Blumen, um zu überleben.

Die offizielle Sprache ist rumänisch, oder wie man sie hier nennt moldovenisch, doch der Großteil der Bevölkerung spricht russisch, vor allem die älteren Leute. Ebenso verwendet man in der katholischen Kirche des Landes die russische Sprache.

Katholiken gibt es in der Republik Moldova nur ganz wenige. Zur Zeit bestehen 14 Pfarreien, die im allgemeinen sehr klein sind. Es sind 14 Ordensgemeinschaften im Lande, 10 weibliche und 4 männliche, mit insgesamt 61 Mitgliedern.

In unserer Stadt kennen wir bis jetzt nur zwei Personen, die katholisch getauft sind. Die katholische Kirche der Stadt, die 1924 eingeweiht worden war, wurde 1946, so wie andere Kirchen auch, zugesperrt und durch ein spezielles Dekret als Sportsaal für Kinder bestimmt. Da sie jedoch für diesen Zweck sehr klein ist, wurde sie bis 1991 als Kinosaal verwendet, als Filmstudio, als Unterhaltungsraum, und bis vor kurzem war sie Lagerraum der Kommunikationsfirma "Moldtelecom".  

Durch die Bemühungen von P. Klaus Kniffki, der seit neun Jahren in einer Pfarre 42 km von Orhei entfernt arbeitet, gehört die Kirche nun wieder den Katholiken. Natürlich ist eine totale Renovierung notwendig. Für die Leute hier ist es sehr wichtig, einen Ort des Gebetes, eine Kirche zu haben. Darin drückt sich für sie irgendwie die Identität, die Zugehörigkeit aus. Ihr Glaube stützt sich auch sehr stark auf äußere Zeichen. - Jeden Sonntag wird jetzt in der Kapelle in unserem Haus die hl. Messe gefeiert, an der ungefähr 10 Personen teilnehmen. Fünf Erwachsene und zwei Kinder haben den Wunsch ausgesprochen, dass sie zur katholischen Kirche gehören wollen. So haben wir voll Freude mit ihnen begonnen, sie auf den Empfang der Sakramente vorzubereiten, und wir hoffen, dass der Herr sie segnet und ihrem Wunsch Ausdauer verleiht. Wir vertrauen diese Menschen auch Ihrem Gebet an.

So ist also unsere Mission hier, die spirituelle und die ökumenische Kirche unter den Menschen aufzubauen, bevor wir eine Pfarrkirche haben werden.

Was man hier auch beobachten kann ist die Gegenwart vieler Sekten. Die Menschen sind sehr leicht manipulierbar, und die Armut ist sicher ein Faktor, der mit beiträgt, dass man auf verlockende Versprechungen leichter hinein fällt.  

Mit großem Vertrauen in die Liebe und den Segen des Herrn wünschen wir, dass unsere Präsenz hier in Orhei zu Seiner größeren Ehre sei und zum Wohl der Menschen. Er möge geliebt und angenommen werden in den Herzen aller. Unser Dienst jedoch möge sich ausrichten auf die Bedürftigen, d.h. die Kranken, die Alten, die Kinder, auf die, die den Sinn und das Ziel des Lebens suchen. Wir glauben, dass der Heilige Geist uns neue Wege zeigen wird auf den Nächsten zu. Überzeugt, dass die einzige Sprache, die jeder versteht, die Liebe ist, gehen wir mit Vertrauen weiter, wobei wir das Antlitz Jesu entdecken, das beständig leidet in denen, die uns umgeben.

Wir danken allen, die uns zur Seite stehen bei diesem Neubeginn, denen, die uns mit offenem Herzen empfangen haben. Es ist nicht leicht, doch wir freuen uns, dass wir zur Kirche von Moldova gehören dürfen, einer Kirche, die viel gelitten hat, und die jetzt viel Gebet, Demut und, Dienstbereitschaft braucht. Leben, Zeugnis und Sendung, von jedem von uns sind sie gefordert für die Welt von heute. Wir vertrauen uns selbst und unsere neue Mission Ihrem Gebet an.

Wir wünschen Ihnen einen gesegneten Advent. Das Göttliche Kind, das mit so viel Demut unter uns geboren wird, bringe Ihnen viel Frieden und Freude. Es erfülle Ihre Häuser mit Seiner Gegenwart und mit Seinem Segen. 

Der Herr schenke Ihnen die Fülle des Glücks, Seine Liebe sei die Quelle der Hingabe und der Brüderlichkeit unter den Menschen.

 

Vereint im Gebet und im missionarischen Dienst,  Sr. Davida SSpS und Sr. Juliana SSpS

ndk