Eine Erfolgsstory feiert Geburtstag

14. Sep 2006

Deutechland - 75 Jahre besteht "Rheinwohnungsbau" mit heute rund 6.500 Wohnungen. An ihrer Wiege standen in schwerer Zeit die Steyler Missionare.

Die Wohn- und Baugesellschaft "Rheinwohnungsbau GmbH" blickt in diesen Tagen auf 75 Jahre erfolgreiches Wirtschaften zurück. Über Generationen ist sie im sozialen Wohnungsbau tätig, immer darauf bedacht, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Inzwischen verfügt sie über rund 6.500 Wohnungen in Düsseldorf, Duisburg und Berlin und expandiert weiter. Was haben die Steyler Missionare mit diesem inzwischen sehr profitablen Unternehmen zu tun? Sehr viel!

Die "Rheinwohnungsbau GmbH" wurde am 9. Juli 1931 in Berlin unter dem Namen "Heimwohl AG Mivremia" (Missiehouse voor vreemde Missien) von den Steyler Missionaren gegründet. Hintergrund war die Brüningsche Notverordnung von 1930. Gelder aus Deutschland durften nicht mehr ausgeführt werden, so auch nicht in die ausländischen Arbeitsgebiete der Steyler Missionare. Um Beschlagnahmung und strafrechtliche Verfolgung zu vermeiden, investierten die Steyler Missionare auf Vorschlag von P. Wilhelm Dold SVD - einem Finanzgenie - die Zeitschriftenerlöse (aus Stadt Gottes, Steyler Missionsboten, Michaelskalender etc.) in den Bau von Wohnraum in Berlin. Dort waren die Steyler Missionare in der Bayernallee bereits seit 1922 in der Seelsorge tätig.

Für die Steyler Missionare stand neben der sicheren und gewinnbringenden Geldanlage der soziale Aspekt im Vordergrund (in Deutschland verdoppelte sich auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise die Arbeitslosenzahl von 3 Millionen im Jahre 1929 auf 6 Millionen Anfang 1932). Die geschaffenen 230 Wohnungen im heutigen Stadtteil von Charlottenburg-Wilmersdorf hatten für die damalige Zeit eine bemerkenswert gute Ausstattung und das alles in bester Wohngegend, in der Nähe des Grunewaldes.

Im Zuge des Wohnungsbaues (1931 bis 1936) bauten die Steyler Missionare in direkter Nachbarschaft unter massiver nationalsozialistischer Beeinträchtigung das Anbetungskloster St. Gabriel, das 1936 von den Steyler Anbetungsschwestern in der Bayernallee/Ecke Oldenburgallee bezogen wurde. Bald wurde auch in Düsseldorf investiert und nach dort der Geschäftssitz verlegt.

Die Vermögensverwaltung lag in den Händen der Soverdia GmbH (Societas Verbi Divini) in Kaldenkirchen (heute Nettetal). Für diese handelten in besonderer Vertrauensposition Herr Wilhelm von zur Nieden - einigen vielleicht als "Bruder Westfalicus" bekannt - und Frau Dr. Müller-Lütgenau (1908 - 2005), die bis zu ihrem Tode, über 67 Jahre ununterbrochen dem Aufsichtsrat der "Rheinwohnungsbau GmbH" angehörte und auch bis zuletzt den Steyler Missionaren als Rechtsanwältin zur Verfügung stand.

Herr von zur Nieden hat dafür gesorgt, dass zugunsten der Soverdia GmbH die in Berlin investierten Gelder während der Nazi-Zeit gesichert wurden. Zugleich waren die Steyler Missionare darauf angewiesen, neue Anteilseigner in die Gesellschaft (Stadt Düsseldorf, Firma Mannesmann etc.) hereinzuholen. Zumal die Steyler Missionare in der Nazizeit gehindert wurden, sich an der Erhöhung des Eigenkapitals zu beteiligen. So blieben sie zwar Hauptanteilseigener, aber eben nur noch zu 36 Prozent.

Nach dem Zweiten Weltkrieg sahen die Steyler Missionare keinen Grund mehr, sich in der Wohnungsbauwirtschaft zu engagieren, zumal dies nicht zu ihrem "Kerngeschäft" gehört. Gemäß einer bereits im Jahre 1959 mit dem Erzbistum Köln geschlossenen Vereinbarung wurden 1982 alle Anteile auf das Erzbistum notariell übertragen. Die Erzdiözese Köln ist heute mit 36 Prozent Hauptanteilseigner.

Auf der großen Geburtstagsfeier mit rund 200 Gästen am 13. September 2006 im festlichen Ambiente der historischen Turbinenhalle der Stadtwerke Düsseldorf wurde die Initiative der Steyler Missionare und deren Engagement über 50 Jahre für den Wohnungsbau besonders hervorgehoben. Auch in seinem Festvortrag würdigte Prälat Dr. Karl Jüsten vom Erzbistum Köln und Leiter des Katholischen Büros in Berlin das besondere Engagement der Steyler Missionare in schwerer Zeit.

Bruno Rehm SVD