P. Jakob Konrad SVD verstorben

05. Dez 2006

Er war immer ein leutseiger und kommunikativer Mensch. Im Alter entdeckte er seine Hobbies: Das Wallfahren und das Schnitzhandwerk.

Gestern, am Gedenktag der heiligen Barbara, ist P. Jakob Konrad gegen 9.45 Uhr auf der Treppe vor dem Eingang zum Seniorenheim gestürzt. Er wurde nach schneller notärztlicher Hilfe in die Winterbergkliniken nach Saarbrücken geflogen. Am Abend erlag er dort inneren Blutungen im Kopfbereich. Im hohen Alter von 92 Jahre, aber für uns alle jetzt doch sehr plötzlich, hat der Herr einen sehr verdienten Seelsorger und unseren liebenswerten und mit Herzblut engagierten Mitbruder zu sich genommen.

Jakob wurde als drittes von insgesamt neun Kindern – zwei Mädchen und sieben Jungs - der Familie Konrad am 3. August 1914 in Niederöfflingen in der Eifel geboren. Von 1926 bis 1935 besuchte er die Missionschulen St. Paul in Wittlich-Wengerohr und St. Wendel, wo er dann sein Abitur machte. Das Noviziat absolvierte Jakob in der Marienburg (Schweiz). Von dieser Zeit berichtete er selbst: „Dort habe ich die schönsten Jahre meines Lebens verbringen dürfen.“

1937 nahm er das Theologiestudium in St. Gabriel/Wien auf. Aber schon am 1. März 1940 begann für Jakob der Militärdienst als Sanitäter. Zu dieser Zeit und zu den drei Jahren russischer Kriegsgefangenschaft wäre viel zu sagen. Er war schon zum Subdiakon geweiht und stand in Ewigen Gelübden, nach eigenem Zeugnis waren gerade diese Jahre der Gefangenschaft persönlichkeitsprägend für ihn. Da er es mit den Russen gut konnte und sie ihm Vertrauen entgegenbrachten, durfte er Wortgottesdienste halten und sich in vielfältiger Weise um die Kameraden sorgen. Vor Weihnachten 1947 konnte er nach Hause. In Sankt Augustin konnte er dann die theologischen Studien abschließen und wurde acht Monate nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft am 18. September 1948 zum Priester geweiht.

Sein Traum war es, in eine unserer Missionen ausreisen zu dürfen. Er wurde aber für St. Wendel bestimmt. Dort war er als Lehrer für Französisch, Deutsch und Religion 20 Jahre lang tätig. Einige Zeit half er auch in St. Paul (Wittlich-Wengerohr) aus. Von 1962 bis 1969 kümmerte er sich ebenfalls um die Verwaltung des Hofes in St. Wendel. Im Jahre 1969 übernahm er die Pfarrei Wolfersweiler, die er mit einigen anderen kleinen Dörfern bis 1977 betreute. In diesem Jahr veränderte er sich und wurde Pfarrer in der Humes. Diese Stelle musste er krankheitsbedingt 1990 aufgeben. Er wurde 1989 am Herzen operiert. Jakob zog sich dann auf den Wendelinushof in St. Wendel zurück. 

Eigentlich war es kein Rückzug, denn er hörte nie auf zu arbeiten, seelsorgerisch und als Schnitzer war er unentwegt tätig. 1966 fuhr er zum ersten Mal mit einer Pilgergruppe nach Lourdes und entdeckte noch eine große Liebe: die Wallfahrt! 1978 wurde er geistlicher Leiter der „Saar-Pfalz-Lourdes-Pilgerfahrten“. Erst in den 90er Jahren wurde er abgelöst, flog aber immer noch jährlich mehr als einmal in die Stadt, die ihn 1994 zum Ehrenbürger gemacht hat. Kirchlich hat ihn der Bischof von Tarbes mit dem Titel „Domherr unserer Lieben Frau von Lourdes“ geehrt. Neben diesen vielen seelsorgerischen Pflichten gibt es unzählige Schnitzarbeiten, die Kirchen und Ortseingänge schmücken und die von P. Konrad in liebevoller Kleinarbeit hergestellt wurden. Es gibt keine Sakristei im Saarland, die ich betreten habe – und das sind nicht wenige - in der ich nicht nach dem Seelsorger, Wallfahrtsleiter, Pfarrer, Mitstreiter, Freund, ... nach Jakob gefragt wurde.

Möge Gott unserem lieben Mitbruder, der so vielen Menschen in seinem Leben beigestanden hat, der so vielen überreich gegeben hat, all das in seinem Reich vergelten. Unsere Kommunität ist gestern sicherlich um viel Güte und Menschenfreundlichkeit ärmer geworden. Ruhe in Frieden!

Das Sterbeamt feiern wir am Samstag, den 9. Dezember 2006, um 11:00 Uhr in der Missionshauskirche in St. Wendel; anschließend geleiten wir P. Jakob Konrad zu seiner letzten Ruhestätte auf den Klosterfriedhof. 

P. Fabian Conrad SVD