Steyler Missionare ziehen sich aus Bad Driburg zurück

28. Dez 2006

Nach 93 Jahren werden die Steyler Missionare das Missionshaus in Bad Driburg verlassen. Lange war nach Alternativen zur Schließung des Missionshauses St. Xaver gesucht worden - erfolglos.

"Es leben noch acht Mitbrüder in St. Xaver, deren Durchschnittsalter bei 78 Jahren liegt. Viele haben mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und wir befürchten, dass in naher Zukunft die für ein Leben in Gemeinschaft wichtigen Funktionen wie Leitung, Verwaltung, Gestaltung des Ordenslebens und die Sorge um alte und kranke Mitbrüder nicht mehr wahrgenommen werden können," erläutert Pater Bernd Werle, Provinzial der norddeutschen Provinz der Steyler Missionare die Entscheidung.

Auch die Überlegung junge Missionare nach Bad Driburg zu holen musste schnell wieder verworfen werden. "Es ist nicht zu erwarten, dass der Kommunität St. Xaver in den kommenden Jahren jüngere Mitbrüder zugeschrieben werden - das gibt die Personalsituation der Steyler Missionare in Deutschland nicht her," so Werle weiter. Entsprechend sehen sich die Steyler Missionare gezwungen, sich auf einige Niederlassungen zu konzentrieren. "Die finanzielle und personelle Situation der Provinz zwingt uns zu diesem Handeln."

Schon im Jahr 2001 hatten die Steyler Missionare aus finanziellen Gründen die Trägerschaft ihrer Schule in die Hände des Erzbistums übergeben und die verbliebenen Missionare hatten sich in das renovierte Theresienheim in der Nähe des Gymnasiums zurückgezogen. Sie halfen noch, so weit es ihre Kräfte erlaubten, in der Seelsorge und betreuten die Steyler Anbetungsschwestern vor Ort.

 

Lange Geschichte

Mit der Schließung zum 30. September 2008 geht eine geschichtsträchtige Epoche der Steyler Missionare zu Ende. 1915 war das Missionshaus St. Xaver in Bad Driburg gegründet worden. An der Missionsschule und dem späteren Gymnasium wirkten unzählige Steyler Missionare, die viele junge Menschen ausbildeten. Viele von ihnen wurden auch als Missionare in die Welt hinaus gesandt. "Das Missionshaus hat in den Jahren seines Bestehens weit über die Grenzen des Bad Driburger Raums hinausgestrahlt," ist sich Pater Werle sicher. "Ich denke es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass die Steyler Missionare in den vergangenen Jahren eine bedeutende Stelle im Leben der Stadt und der Bevölkerung Bad Driburgs eingenommen haben."

 

Bitte um Verständnis

Entsprechend kann er enttäuschte Reaktionen der Bevölkerung nachvollziehen, bittet aber um Verständnis. "Uns ist bewusst, dass diese Entscheidung nicht nur bei den Bewohnern des Missionshauses, seinen Angestellten, Freunden und Wohltätern, sondern auch der Bevölkerung der Stadt Driburg und der ganzen Umgebung Wehmut und vielleicht Enttäuschung hervorruft. Dennoch bitten wir um Verständnis für diese schwerwiegende Entscheidung und danken Ihnen für Ihr Wohlwollen."

Den von der Schließung des Missionshauses im Herbst 2008 direkt betroffenen Angestellten wurde die Entscheidung der SVD mitgeteilt. Mit ihnen sollen bis zur Schließung gute Lösungen für die dann anstehende Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses gefunden werden.

Den acht Mitbrüdern stehen nach der Schließung grundsätzlich alle anderen Niederlassungen der Steyler Missionare in Deutschland als neues Heim offen. "Dort gibt es genügend Kapazitäten, um die Mitbrüder zu versorgen", erklärt Werle .

 

Missionarischer Auftrag

Nach St. Arnold im Münsterland ist St. Xaver die zweite Steyler Niederlassung, die im Jahr 2008 geschlossen wird. Dies bedeutet jedoch keinen Rückzug der Steyler Missionare insgesamt in Deutschland. "Uns geht es darum, unseren missionarischen Auftrag auch in Zeiten personeller und finanzieller Knappheit möglichst effektiv zu erfüllen und dafür zu sorgen, dass wir Steyler Missionare auch in Zukunft handlungsfähig bleiben", so Werle.

Trotz aller Schwierigkeiten mutig und vertrauensvoll in die Zukunft gehen ist dabei die Devise des Provinzials. "Wir wollen keine Abstriche an unserem missionarischen Engagement machen, wir wollen uns lediglich so aufstellen, dass wir die Ziele unserer Ordensgemeinschaft auch mit weniger Personal und engeren finanziellen Spielräumen effektiv verwirklichen können. Dies bedeutet, dass wir Prioritäten unserer Präsenz im Missionsland Deutschland setzen müssen. Besonders am Herzen liegt uns dabei die Frage, wie wir der deutschen Ortskirche in Deutschland helfen können, auf die immer sichtbarer werdenden missionarischen Herausforderungen hierzulande zu antworten."

Der Wandel in Kirche und Gesellschaft der vergangenen Jahrzehnte wirkte sich auch auf die Steyler Missionare in Deutschland aus und dennoch "wollen wir diese Entwicklung als Chance begreifen und uns erfolgreich den neuen Herausforderungen stellen," sagt Bernd Werle. "Dies geht nicht ohne Enttäuschungen, aber nur so können wir hoffnungsvoll in die Zukunft blicken."

Tamara Häußler-Eisenmann