"Störungen in Kinshasa - Ruhe auf dem Land" - Steyler Pater berichten von den Wahlen im Kongo

01. Aug 2006

Während es in der Hauptstadt des Kongo im Vorfeld vor der Wahl kräftig rumorte, blieb es am Tag der Wahl überall ruhig. Zwei Steyler Missionare berichten von Ihren Erlebnissen während der Kongowahlen.

"Im Vorfeld war es ziemlich chaotisch und unruhig", berichtet der Steyler Pater Alfons Müller, der seit 40 Jahren im Kongo lebt und sich für die Rechtlosen einsetzt. "In Kinshasa wurden Autos zertrümmert, Leute mit dem jeweils falschen Kandidaten auf dem T-Shirt belästigt und unliebsame Einrichtungen geplündert. Ein Mitarbeiter von mir war mit der Kamera unterwegs und hat leider nicht viel filmen können - Kameras sind nicht gerne gesehen." In der Hauptstadt hat nach Einschätzung Müllers der amtierende Präsident Kabila wenig Anhänger. "Hier hat er keine Chance. Jetzt will er seine Stimmen im Inneren des Landes holen."

Im Inneren des Landes liegt die Kleinstadt Kole, wo der Steyler Missionar Horst Petry arbeitet. Gestern, am Tag der Wahl, war es in Kole ruhig. "Der Tag fing früh an. Zunächst war Sonntagsmesse um 4:30 Uhr und schon um sieben warteten vor dem Gymnasium viele Menschen auf die Öffnung der Wahlbüros. Es herrschte keinerlei Hektik," berichtet Petry. "Alle waren sehr diszipliniert. Das Stimmengemisch so vieler Leute bewahrte einen gleichmäßigen, nicht sehr hohen Pegel." Die Behörden hatten 500 Menschen pro Wahlbüro vorgesehen - das Abarbeiten der vielen Wahlberechtigten war jedoch keine leichte Aufgabe. "Gegen Mittag standen die Leute immer noch Schlange. Erst am Nachmittag ließ der Andrang nach. Um 16 Uhr schlossen die Wahlbüros. Während der Wahlen und auch danach hat es bei uns keinerlei Störungen gegeben."

Auch in Deutschland verfolgen ehemalige Kongo-Missionare die Wahlen mit großem Interesse: "Wir sind voller Hoffnung für die Zukunft dieses schönen und reichen Landes. Der Bevölkerung könne wir nur gratulieren für diese Disziplin und Geduld bei den Wahlen. Wir sind richtig stolz auf sie! Jetzt dürfen die Politiker des Landes den Menschen im Kongo in nichts nachstehen," meint Pater Gerd Lesch, der 33 Jahre im Kongo gearbeitet hat und auch nach sechs Jahren immer noch engen Kontakt zu seinen Mitbrüdern vor Ort hält. "Es ist Zeit, dass nach Jahrzehnten sich endlich etwas ändert. Dass die Politiker ihre Aufgabe ernst nehmen, endlich einmal für ihr Volk da sind und nicht alles in die eigene Tasche wirtschaften. Die Menschen dieses großen und stolzen Landes haben diese Chance einfach verdient." Die Nationalkonferenz in den frühen neunziger Jahren hatte unter Leitung von Erzbischof Laurent Monsengwo dem Land und seinen vielen Völkerschaften einen guten Weg in die Zukunft gezeigt! Dieser Weg soll kein Traum bleiben, sondern Wirklichkeit werden. Das Land hat die Köpfe und die Ressourcen dafür!

Tamara Häußler-Eisenmann