P. Johannes Ineichen SVD (90) verstorben

13. Dez 2007

St. Wendel/ Deutschland/ Schweiz - Ein liebenswürdiger Mitbruder, ein verständnisvoller Seelsorger und ein Lehrer mit pädagogischem Eifer und Liebe zu seinen Schülern.

Am Donnerstag, dem 13. Dezember 2007, ist P. Johann Ineichen in aller Stille entschlafen. Die letzten Monate seines Lebens verlor er zusehends Lebenskraft. Ein letzter geschätzter Höhepunkt war sein 90. Geburtstag im Sommer dieses Jahres. Ein langes und reiches Leben ist in die Ewigkeit eingegangen.

Geboren wurde P. Ineichen am 16. Juli 1917 in Emmen/LU (Schweiz). Sein Vater verstarb früh, so dass die Mutter Marie, geb. Buholzer, ihn und seinen Bruder Heinrich als Fabrikarbeiterin durchbringen musste. Diese Tatsache hatte wohl etwas damit zu tun, dass er sein Leben lang ein sehr dankbarer Mensch war. Auch in den letzten Jahren, die doch von Krankheit und Schwäche geprägt waren, vergaß er in schon auffälliger Weise nie das freundliche Danken.

Seine Jugend stand im Zeichen religiöser Erziehung. Im Vereinskatholizismus, so schreibt P. Ineichen, wuchs er in eine Gemeinschaft junger Idealisten hinein, die sich besonders der religiösen Weiterbildung verschrieben hatten. Dort kam er vertiefend mit Themen, wie der Sozialen Frage und der Mission in Berührung. So lag es nur in der Natur der Sache, dass Johann ein offenes Ohr hatte, als 1933 Br. Castus Pfäffli ihn für die Internationale Missionsschule Marienburg in Thal/Rheineck warb. Schon 1935 musste er sie verlassen, weil dort 100 deutsche Fratres ohne Militärdienst studieren sollten. Johann kam mit anderen Schülern nach St. Severin/Österreich, wo er die gymnasialen Studien abschloss und am 08. September 1938 in St. Gabriel/Mödling bei Wien eingekleidet wurde. Dort absolvierte er auch sein Noviziat und begann die theologischen Studien. Im Jahre 1941 übernahm die Gestapo das Missionshaus St. Gabriel und die Studenten wurden in andere Ordenshäuser verteilt. 

P. Ineichen bekam die Möglichkeit an der katholischen Theologischen Fakultät die Studien fortzusetzen. Das tat er auch mit großem Eifer und einer ihm eigenen Aufgeschlossenheit für philologische und textkritische Methoden. Der Krieg verlangte auch dem Schweizer einiges ab, denn manche Vorlesung endete im Luftschutzbunker. Dennoch konnte er am 17. März 1945 in St. Philomena von Kardinal Theodor Innitzer zum Priester geweiht werden. Im September des gleichen Jahres schlängelte er sich durch alle Demarkationslinien hindurch zurück zu „seiner“ Marienburg, wo er dann bis 2001 tätig war. 

Die längste Zeit war er Lehrer für die Fächer Latein, Griechisch und Deutsch. 14 Jahre war er Schülerpräfekt, von 1959 bis 1962 Hausoberer und Schuldirektor (letzteres auch von 1968 bis 1974). Sein Lehrerdasein war zum einen geprägt von unbedingter Liebe und Zuneigung zu seinen Schülern und zum anderen von einem unermüdlichen pädagogischen Eifer, der jeden einzelnen dort abholen wollte, wo er intellektuell und charakterlich situiert war. Er war nicht „nur“ Lehrer, sondern auch ein begeisterter Seelsorger beim Aushilfsdienst in verschiedenen Pfarreien, bei der Kolpingfamilie (in der Schweiz und im Schwarzwald, wo er viele Vorträge gehalten hat). Mit ihnen unternahm er Reisen von Frankreich bis nach Norwegen. Als geistlicher Leiter der Feldkircher Pilgerfahrten war er ebenfalls tätig. Wie er selbst schreibt, hat er bei diesen vielen Gelegenheiten die Dimensionen des prophetischen Dialogs und des interreligiösen Verständnisses kennen lernen dürfen.

2001 äußerte er den Wunsch, seinen Lebensabend hier in St. Wendel zu verbringen. Uns bleibt er als liebenswürdiger, geselliger, stets freundlicher Mitbruder in Erinnerung. Er war heimatverbunden und schätzte es, zu den verschiedenen Gedenktagen einzuladen, etwas aus seiner Heimat zu kredenzen und alle an seiner Freude teilhaben zu lassen. Ihn besuchten im Laufe der Jahre etliche seiner Schüler und Weggefährten, die so auch ihrer Wertschätzung Ausdruck verliehen. P. Ineichen war ein Mann des Gebets; bis zuallerletzt studierte er die Psalmen und kommentierte sie: Ein Mann des Göttlichen Wortes!

Möge er seinen Frieden beim Herrn, seinem Sinn und Ziel, gefunden haben!

Das Requiem feiern wir am Dienstag, den 18. Dezember 2007, um 14.30 Uhr in der Missionshauskirche in St. Wendel; anschließend geleiten wir P. Johann Ineichen zu seiner letzten Ruhestätte auf unseren Friedhof.

P. Fabian Conrad SVD