Br. Ingbert, Augustin Römmelt SVD verstarb mit 96 Jahren

07. Jul 2008

Fast sein ganzes Leben war er als Sekretär tätig und bis hohe Alter immer hilfsbereit und freundlich.

Als Ende Mai 2008 Br. Ingbert mit weiteren 3 Mitbrüdern halsüberkopf St. Gregor wegen des Brandes in Steyl (Niederlande) verlassen musste und zwei Tage später in Sankt Augustin aufgenommen wurde, hatte niemand gedacht, dass dies seine letzte Lebensstation würde. Es war geplant, dass Br. Ingbert zusammen mit den anderen Mitbrüdern kommende Woche nach St. Wendel gebracht würde. Am vergangenen Freitag zog er sich eine Erkältung zu und als es am Samstag nicht besser wurde, brachte man ihn ins Krankenhaus Troisdorf, wo man einen Herzinfarkt und eine Lungenentzündung feststellte. Er konnte noch die Krankensalbung empfangen und ist dann heute früh, am 7. Juli 2008, im Krankenhaus Troisdorf verstorben. Noch am Abend und um Mitternacht bat er zum größten Erstaunen aller um Nahrung und er aß noch ein volles Joghurt. So schlief er ein, wurde kurz vor seinem Tod noch unruhig und konnte dann gegen 3.45 Uhr sein langes Leben von über 96 Jahren in die Hände seines Herrn zurückgeben.


Br. Ingbert wurde am 17. November 1911 als drittes von 10 Kindern in Liebhards / Rhön, Diözese Fulda, geboren und auf den Namen August Kilian getauft. Nach der 8-klassigen Volksschule, die er in allen Fächern mit ‚gut’ abschloss, trat er 1927 eine kaufmännische Lehre in Hünfeld an. Dort blieb er auch noch nach Abschluss seiner Lehre bis 1931. Leider wurde er auf Grund der finanziellen Notlage der Firma entlassen. Die allgemeine Arbeitslosigkeit zwang ihn, als Kolpingsohn auf Wanderschaft zu gehen. Aber nach vergeblicher Suche entschloss er sich, in den freiwilligen Arbeitsdienst einzutreten. Doch 1934 konnte er im Studienheim St. Clemens in Bad Driburg eine Bürostelle finden. In dieser Zeit fühlte er sich immer mehr zum Ordensleben hingezogen und sprach deshalb bei den Steyler Missionaren in St. Xaver in Bad Driburg vor, die ihn nach Steyl verwiesen. Rektor Zimmermann von St. Clemens stelle ihm ein gutes Zeugnis aus: „Die ihm übertragenen Arbeiten führte er mit Gewissenhaftigkeit und Fleiß aus. Mehrere Monate leitete er selbständig die Buchhaltung unseres umfangreichen und vielseitigen Unternehmens.“

So hat Br. Ingbert schon in jungen Jahren jene Tugenden gezeigt, die ihn später im Ordensberuf ausgezeichnet haben: Zuverlässigkeit, Genauigkeit, Fleiß und Hingabe. Am 14. Februar 1935 wurde er in Steyl aufgenommen, wo er am 8. September das 2-jährige Noviziat antrat, das er mit den Ersten Gelübden am 8.September 1935 beendete. Von Anfang an wurde er der Verwaltung zugeteilt, zuerst bei der Redaktion der ‚Wochenpost’, dann bei der Missionsprokur.

Ein Einschnitt kam 1942 durch die Einberufung zum Militärdienst. Er kam zunächst nach Oppeln-Birkenthal als Funker zur Luftwaffe; von dort weiter nach Russland zur Sturmgeschütz-Abteilung. 1944 wurde er durch Granatsplitter verwundet und in ein Lazarett nach Pommern verlegt. Nach seiner Genesung ging es in die ‚Rauhe Alp’ nach Württemberg, wo er im April 1945 für 3 Jahre in französische Gefangenschaft geriet und im Lager Venissieux bei Lyon interniert wurde. Am 21.1.48 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen.

Die Kriegsereignisse haben ihn nicht an seiner Berufung zum Ordensbruder zweifeln lassen. Noch in Russland legte er 1943 die 5. zeitlichen Gelübde „bis zu den Ewigen“ ab. Diese konnte er dann doch mit großer Freude am 8. September 1948 in Sankt Augustin feiern. Er wurde gleich der Missionsprokur in Steyl zugewiesen, aber 1951 doch wieder nach Sankt Augustin gerufen, wo er in der Missionsprokur und im Versand bis 1964 arbeitete. Es folgten die Rückkehr nach Steyl in die Kanzlei, 1966 bis 1980 die Tätigkeit bei der Soverdia in Netttal-Kaldenkirchen, von 1980 bis 1986 die Haus- und Gartenarbeit in Bottrop und ab 1985 die Mitarbeit im Arnold-Janssen-Sekretariat in Steyl. Schließlich konnte er dort seinen verdienten Lebensabend im Seniorenheim St. Gregor antreten. Wer hätte gedacht, dass er nun seinen Lebensweg dort beendet, wo er sich vor 59 Jahren für immer an die Gesellschaft des Göttlichen Wortes gebunden hatte.

 

Br. Ingbert hat ein erfülltes Alter erreicht. Sein Verstand blieb bis zum Schluss lebendig. Noch am Sonntagnachmittag bedauerte er auf dem Krankenbett, dass er wohl doch nicht mehr 100 Jahre alt würde. Auch wusste er noch genau um die Jahre seiner Tätigkeit im Gartenhäuschen der Missionsprokur Sankt Augustin. Br. Ingbert hat ein schlichtes, einfaches und doch wieder bewegtes Leben geführt. Die Kriegsjahre haben ihm seine besten Jahre genommen. Aber daran ist er nicht zerbrochen, sondern gereift. Bis zum Schluss strahlte er Dankbarkeit, Freude und Zufriedenheit aus. Die unterschiedlichen Tätigkeiten in den verschiedenen Niederlassungen der deutschen Provinz zeugen von seiner ständigen Einsatzbereitschaft und seinen buchhalterischen Fähigkeiten. Mit vielen Wohltätern blieb er bis zum Schluss in Kontakt. Er bleibt uns als bescheidener, freundlicher und im Glauben froher Mitbruder in Erinnerung. Auch wenn es mit dem Gehör und dem Sehvermögen nicht mehr so recht klappte, so dürfen wir hoffen, dass ihm nun das volle Hören und Schauen in der Seligkeit des Himmels geschenkt wird.

 

Das Requiem mit anschließender Beerdigung auf unserem Klosterfriedhof feiern wir am Donnerstag, 10. Juli 2008, um 14.00 Uhr in Sankt Augustin.

P. Martin Neuhauser SVD