Dichterpater Heinrich Wolsing SVD (95) verstorben

08. Aug 2008

Er war ein freundlicher Mitbruder, sprachbegabt, der immer wieder durch aktuelle Gedichte seine Mitmenschen überraschte.

Die Grundgestalt des so reichen Lebens unseres 95jährigen Mitbruders war von Beginn an ein gottgeweihtes Dasein. „Seit früher Kindheit hegte ich den Wunsch, Priester zu werden.“ Diese priesterliche Grundgestalt variierte in diesem einmaligen Leben in überraschendem Maße.

1913 als Sohn eines Buchhalters in Rheine geboren, trat er schon als 11jähriger, vier Geschwister zurücklassend, in Steyl ein, wurde mit 19 Novize in Sankt Augustin, empfing mit 25 Jahren dort auch die Priesterweihe und erhielt die Missionsbestimmung für Argentinien. Dass ihn das Menschgewordene Göttliche Wort zu etwas Besonderem bestimmt und einer Art „Fliegender Truppe“ zugeteilt hatte, offenbart sein Wanderleben, das sich um drei Zentren bewegte: die Neue Welt, die Alte Welt und Rom. Man könnte seine Einsätze in Gottes „Fliegender Truppe“ auch musikalisch umschreiben, und vielleicht empfand er sie auch selbst als eine Symphonie mit drei Hauptthemen: („Außer der Dichtkunst habe ich auch die Musik sehr geliebt“.)

Zehn Jahre Erzieher und Seelsorger in Argentinien (1940-1950); sechs Jahre Seelsorger und Ökonom in Kolumbien, wo er in rastloser Werbearbeit die finanziellen Mittel zur Errichtung einer Mädchenschule für die Kinder aus den Slums von Medellin beschaffte.

In die Alte Welt wurde er zurückgerufen, als man in Spanien eine ordensinterne Nachwuchsschule gründete und unterhielt (Studiendirektor 1959-1965). Dann brauchte man in Steyl und in Bad Driburg einen Verbreiter des Missionsgedankens in der Heimat, der selbst Missionserfahrung hatte (1965-1968).

 

Die Krönung seines abwechslungsreichen Lebens brachte dann aber zweifellos seine Tätigkeit an der Ordenszentrale in Rom: 1976-1978 Assistent des Missionssekretärs am Generalat. Hier konnte er mit seinen Sprachkenntnissen brillieren (Englisch hatte er sich nebenbei angeeignet.) 1982 bis 1988 konnte er dann seine Sprachkompetenz einsetzen als Redakteur des innergesellschaftlichen Kommunikationsorgans „Nuntius“. In diesen fünf Rom-Jahren war P. Wolsing dann auch noch als Assistent des Generalökonoms und als Bearbeiter der deutschen Korrespondenz des Generalats tätig.

Seine Rückkehr in die deutsche Heimat, die schon 1978 bis 1982 eine fruchtbare Seelsorgspraxis im Gudulakloster der Steyler Schwestern und im Krankenhaus in Rhede als erste Phase hatte, vollendete sich schließlich mit Heinrichs Abschied aus Rom 1988 als nunmehr 75jähriger.

Die letzten 19 Jahre verbrachte P. Wolsing in St. Arnold/Rheine. Trotz seines hohen Alters übernahm er zahllose Aushilfen. In seiner freien Zeit widmete er seine Kräfte dem Musischen. Drei Gedichtbände entstanden; von vielen Liedern ist er der Schöpfer des Textes und manchmal auch der Melodie. Die wichtigen Tage der St. Arnolder Klosterkommunität vergingen selten, ohne in ihrem Niveau durch Heinrichs musische Kreationen erhöht zu werden.

Seit dem Jahrtausendbeginn müssen sich sodann in seinem Gehirn einige Blutergüsse ereignet haben, ohne dass sich unser lieber Mitbruder dessen recht bewusst geworden wäre. Denn nach seiner Übersiedlung nach St. Wendel im Sommer 2008 zeigten sich bald einige Stunden andauernde Ausfälle der Gehirntätigkeit. In die Universitätsklinik Homburg eingeliefert, bekam Heinrich dann von den Ärzten bestätigt, dass er schon jahrelang an diesen heimlichen Gehirnblutungen gelitten haben musste. Am 06. August kam er schließlich wieder in unser Seniorenheim zurück und verschied am Abend des 07. August 2008 ruhig.

 

Dankbar für das Leben und Wirken unseres Mitbruders Heinrich feiern wir das Requiem am Dienstag, den 12. August 2008, um 14.30 Uhr in der Missionshauskirche; anschließend geleiten wir P. Wolsing zu seiner letzten Ruhestätte auf unseren Missionshausfriedhof.

P. Roberto C. Alda, Jr. SVD