Einander zum Geschenk geworden

31. Dez 2008

Wo 36 in seinem Namen versammelt waren, da wurde er mitten unter ihnen geboren.

"Die Menschenfreundlichkeit Gottes wohnt unter uns!", so waren die diesjährigen Weihnachtstage in Gemeinschaft überschrieben, zu denen das St. Pius-Kolleg nun schon etliche Jahre einlädt. Vor allem alleine lebende ältere, aber auch jüngere Menschen, Verwitwete, aber auch Ehepaare, gelegentlich mit Kindern, nehmen dieses Angebot gerne wahr, damit sie das Fest der Familie in einer schönen Gemeinschaft feiern können. Dieses Jahr waren es 36 TeilnehmerInnen, so viele wie noch nie. Sie suchten Abstand vom Getriebe "draußen", wollten sich Zeit zur Besinnung nehmen und suchten geistliche Begleitung, um das Geheimnis der Geburt Christi in aller Tiefe miterleben zu können.


Sr. Maria und P. Thomas gestalteten ein lockeres und doch auch anregendes Programm, das genug Luft ließ für Ruhezeiten, Spaziergänge und die kleine Unterhaltung zwischendurch. Zu den Angeboten gehörten Austauschrunden, meditatives Sternmandala gestalten, eine Betrachtung des Adventsliedes "Es kommt ein Schiff geladen", Bibliolog und Bibliodrama-Element, miteinander weihnachtlicher Festmusik lauschen, meditativer Tanz und Krippenmeditation.


Im Zentrum stand die gemeinsame Feier der Liturgie. Für die Christmette hatte sich P. Thomas etwas Besonderes einfallen lassen, er bezog die ganze Gemeinde in eine Art Krippenspiel mit ein. Zu Beginn der Feier fehlten in der Krippe die wesentlichen Personen: Josef, Maria und das Jesuskind. Während der Predigt fragte der Zelebrant dann die Gemeinde, ob sie denn Platz machen wollte in ihrem Leben für die Ideen Gottes; in einem zweiten Schritt, ob sie diesen vielleicht sogar gestatten würde, die eigenen Pläne durcheinander zu bringen. Die Reaktion war zunächst ein deutliches Ja, dann etwas verhaltener, ein deutliches Zögern machte sich bemerkbar. Nach der Ermunterung der Gemeinde, Gott eine Chance zu geben, konnten schließlich die Elternfiguren im Kirchenraum empfangen und in die Krippe gestellt werden. Darauf wurde dann das Kind in einer feierlichen Prozession ins Stroh gelegt.


Ein Höhepunkt war sicherlich auch der Besuch des Mundartdichters Prof. Dr. Zöpfl, der uns am Nachmittag des 1. Weihnachtstages sehr kurzweilig seine Gedanken zum Fest, Kurzgeschichten und Gedichte darbot. Sowohl zum Schmunzeln wie auch zum Nachdenken regte sein Vortrag an. Da die Leute so sehr an seinen Büchern interessiert waren, musste er zwischendurch sogar zu seinem nahe gelegenen Zuhause fahren, um für Nachschub zu sorgen.


Die polnischen Schwestern, die unsere Küche organisieren, haben sich wieder einmal selbst übertroffen. Eine reiche Auswahl an erlesenen Köstlichkeiten und die immer schön geschmückte Tafel verlieh den gemeinsamen Mahlzeiten weihnachtliche Festlichkeit. Abends war jeweils Weihnachtsliedersingen angesagt, aber nicht nur auf deutsch, sondern in all den Sprachen, für die sich ein Vertreter aus der internationalen SVD-Gemeinschaft finden ließ.


Bei der Abschlussrunde der Tage wurde neben der Erfahrung, reich beschenkt worden zu sein, besonders betont, wie gut die Gemeinschaft getan hat. "Hier bin ich unter Gleichgesinnten und kann mich auch über religiöse Themen unterhalten, was sonst schwierig ist. Es ist schön, ein solches Miteinander zu erfahren." Ja, in dieser Gemeinschaft, die aus jeder und jedem Einzelnen besteht, sind alle füreinander zum Geschenk geworden. Wenn das nicht eine weihnachtliche Erfahrung ist!

Thomas Heck