Br. Lothar (Leo) Goetz SVD ist verstorben

03. Sep 2012

Am Abend des vergangenen Sonntag ist Br. Lothar gegen 21:00 Uhr im Marienkrankenhaus in St. Wendel friedlich entschlafen.

Am 10. Oktober 1927 wurde Leo (so sein Taufname) als dritter von vier Söhnen des Porzellanmalers Johann Götz und dessen Ehefrau Hermine, geb. Fleischmann, in Plankenhammer bei Floß in der Oberpfalz geboren. Von 1934 bis 1942 besuchte er die Volksschule in Floß. Am 07. April 1942 begann er als Lehrling eine Ausbildung als Elektroinstallateur bei der „Energieversorgung Ostbayern“.  Im Dezember 1944 musste er die Ausbildung beenden, da er zum Wehrdienst einberufen wurde. Br. Lothar geriet noch in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Oktober 1945 entlassen wurde. Direkt im Anschluss daran konnte er seine Arbeit bei dem gleichen Unternehmen wieder aufnehmen. Im Oktober 1947 begann er ein Studium am OvM-Technikum in München. Aufgrund der Währungsreform 1948 musste er dieses Studium nach zwei Jahren aus finanziellen Gründen aufgeben. Nach vorübergehender Beschäftigung in einer Buchhandlung fand er eine Anstellung bei der Firma Siemens & Halske in München. Nach 15 Monaten, in denen der Wunsch, sich als Brudermissionar der Steyler Missionshausgesellschaft anzuschließen, immer stärker wurde, trat er schließlich im Dezember 1951 bei den Steyler Missionaren ein.

Von 1952 bis 1954 absolvierte er das Noviziat im Missionshaus St. Wendel. Am 08. September 1954 legte er die Ersten Gelübde im Missionshaus St. Wendel ab. Die folgenden zwei Jahre arbeitete Br. Lothar in der Elektroabteilung des Missionshauses. Nach Ablegung der Dritten Gelübde bat er um eine Missionsbestimmung in ein Überseeland und zwar für Neuguinea. Die Generalleitung in Rom entsprach seinem Wunsch in die Mission zu gehen, bestimmte ihn jedoch nicht für Neuguinea, sondern für Indore/Indien. Als jedoch feststand, dass für dieses Land keine Einreisemöglichkeit mehr bestand, wurde Br. Lothar für die Insel Flores in Indonesien umbestimmt. Er sollte dort eines der Missionsboote übernehmen. Vor seiner Ausreise musste er noch die Schiffsingenieursschule in Hamburg besuchen. Auch für Indonesien gab es mittlerweile neue Einreisebestimmungen und da Br. Lothar nach 30 Monaten noch kein Visum bekam, schickte man ihn nach Neuguinea, um dort das Missionsboot der Diözese Wewak zu übernehmen. Innerhalb von zwei Monaten konnte er schließlich am 14. Januar 1960 in Genua an Bord eines Schiffes gehen, das ihn nach Sydney in Australien brachte. Von dort konnte er seine Reise nach Neuguinea auf dem Missionsboot, welches er übernehmen sollte, fortsetzten und ging schließlich am 11. März 1960 in Neuguinea an Land. Im gleichen Jahr legte er die Ewigen Gelübde ab. Anfang 1964 erreichte ihn doch noch das Visum für die Einreise nach Indonesien und so packte Br. Lothar erneut seine Koffer und siedelte auf die Insel Flores nach Indonesien um. Im Juni 1966 machte Br. Lothar Heimaturlaub und da man ihm erneut bei der Rückreise Schwierigkeiten machte, bat er ganz nach Neuguinea umbestimmt zu werden. Seinem Wunsch wurde entsprochen und im Juni 1967 traf er wieder in Wewak ein. In der Diözese und in angrenzenden Gebieten war Br. Lothar für die Elektroinstallationen zuständig und brachte vielen Stationen den  ersehnten Strom.

Diese Aufgabe hatte er bis zum 15. Juli 1995 inne. 68jährig entschloss er sich in die deutsche Heimat zurückzukehren und wurde in die Süddeutsche Provinz zurückversetzt. Ab  Dezember 1995 arbeitete er in der Elektrowerkstatt im Missionshaus mit, um sich wieder an die deutschen Gegebenheiten zu gewöhnen. So gerüstet übernahm er im Juni 1996 den Posten des Hausmeisters im St. Pius-Kolleg in München. Nach der Veräußerung des St. Pius–Kollegs  war Br. Lothar einer der wichtigsten Männer bei der Abwicklung der Übergabe des Hauses. Bis zuletzt arbeitete er unermüdlich daran, dass das Mobiliar und viele der SVD eigenen Sachen ordnungsgemäß abgebaut und den verschiedenen Niederlassungen übergeben werden konnten. Als letzte verließen P. Puhl und er das Kolleg, nachdem sie tagelang - nur mit dem Notwendigsten ausgestattet - das Haus säuberten, um es schließlich besenrein an den neuen Eigentümer übergeben zu können.


Für ein paar Monate blieb Br. Lothar noch in der Gemeinschaft „Wiederkunft des Herrn“, bis schließlich für ihn ein Platz im Wendelinusheim in St. Wendel frei wurde. Im Oktober 2010 traf er in St. Wendel ein. Auch hier half er, soweit es ihm möglich war, in der Elektrowerkstatt mit, so z.B. beim Ausbau der Schwesternrufanlage im Wendelinusheim.

Im Februar 2012 musste sich Br. Lothar einer Bypass-OP unterziehen. Während des Aufenthaltes im Krankenhaus in Völklingen infizierte er sich mit dem MRSA-Krankenhausvirus. 70 Tage verbrachte er in Krankenhaus und Reha-Klinik,  bis er schließlich wieder nach St. Wendel zurückkam. Glücklich wieder zu Hause zu sein begann er den Kampf, um seine Gesundheit wieder vollständig zu regenerieren. Zunächst schwach, abgemagert und auf den Rollator angewiesen, konnte man seine täglichen Verbesserungen  gut beobachten. Von Tag zu Tag bekam er mehr Kraft und alle waren erstaunt über die wirklich großen Fortschritte. Er machte wieder große Spaziergänge und freute sich, dass es ihm besser ging. Bis zum Mittwoch letzter Woche: Plötzlich war Br. Lothar nicht mehr richtig ansprechbar und der sofort hinzugezogene Arzt diagnostizierte entweder Schlaganfall oder Hirnblutung. Man brachte ihn sofort in das Marienkrankenhaus und zur Überraschung aller stellte man bei der Computertomographie fest, dass sich im Gehirn von Br. Lothar schon seit längerem ein gutartiger Tumor gebildet hatte. Dieser Tumor forderte plötzlich so viel Raum, sodass bestimmte Hirnfunktionen ausfielen. Auch war eine OP nicht mehr möglich. Noch am Mittwochabend fiel Br. Lothar in ein Koma, aus dem er schließlich nicht mehr erwachte.

Wir sind Gott sehr dankbar dafür, dass wir diesen lieben, bescheidenen Mitbruder in unserer Mitte haben durften.

Wir verabschieden uns von ihm in einer Eucharistiefeier am Donnerstag, 06. September 2012, um 14.30 Uhr in der Kirche des Missionshauses in St. Wendel. Anschließend findet die Beerdigung von    Br. Lothar auf dem Klosterfriedhof statt.

St. Wendel, 03. September 2012 

Br. Stefan Theobald svd