P. Peter Speicher SVD (1917-2012)

31. Mai 2012

P. Speicher wurde am 16. März 1917 als zehntes Kind der Eheleute Johann Speicher und Anna, geb. Kiefer, in Püttlingen/Saar geboren und am 18. März auf den Namen Peter Andreas getauft.

Nach dem Besuch der Volksschule in Püttlingen trat er 1931 als Zögling in die Missionsschule der Steyler Missionare in St. Wendel ein und legte 1938 sein Abitur ab. Im gleichen Jahr wurde er zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, konnte dann aber doch am 05. November 1938 in St. Augustin eingekleidet werden und begann das zweijährige Noviziat. Am 01. Mai 1940 legte er in St. Augustin die Ersten Gelübde ab und begann das Studium der Theologie. 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und kam in Russland bei Smolensk zum Einsatz. Kurz vor Kriegsende wurde er durch eine Granate schwer verwundet und verlor einen Großteil seiner Finger.

Aus dem Kriegsdienst entlassen, kehrte er 1945 nach St. Augustin zurück, nahm sein Studium wieder auf und band sich am 08. September 1947 für immer an die Steyler Missionsgesellschaft. Am 18. September 1948 wurde er in St. Augustin zum Priester geweiht und erhielt die Missionsbestimmung für Indien.

Am 10. April 1950 konnte er schließlich in sein Bestimmungsland ausreisen. Am 06. Mai 1950 kam er in Mumbai (früher Bombay) an. Bereits am 13. Mai 1950 trat er die Stelle als Kaplan in der Pfarrei Hamirpur an. Hier lernte er zuerst autodidaktisch Englisch - später auch Sartri, Hindi und Oria.
Für die nächsten 53 Jahre war die Seelsorge in folgenden Pfarreien sein Arbeitsgebiet: Von 1952 bis 1956 in Kusumdegi; von Oktober 1956 bis November 1957 in Madhupur; von 1957 bis 1962 in Jhunmur; von 1965 bis 1970 in Birmitrapur; von 1970 bis 1973 in Barilapta. Dort baute er auch eine neue Pfarrkirche und ein Pfarrhaus. Von 1973 bis Ende 1979 in Kalunga, 1980 gründete er die Pfarrei Kansbahal, in der er bis 1982 blieb. Von 1982 bis 1990 war er Pfarrer in Goghea. 1990 trat er vom Dienst des Pfarrers zurück und wurde für drei Jahre noch einmal „Kaplan“ in seiner früheren Pfarrei Jhunmur. Ab 1993 lebte er im Bischofshaus von Rourkela, um für den Bischof die deutsche Korrespondenz zu erledigen.

Eigentlich wollte P. Speicher nie mehr in seine deutsche Heimat zurückkehren, doch in den letzten zehn Jahren seines Aufenthaltes in Indien verschärfte die Regierung die Bestimmungen für den Aufenthalt christlicher Missionare von Jahr zu Jahr. Schließlich erhielt er 2003, im Alter von fast 86 Jahren, keine Aufenthaltsgenehmigung mehr und man sagte ihm, er müsse nach Deutschland zurückkehren, um ein neues Visum für den Aufenthalt in Indien zu beantragen. Spätestens jetzt war P. Speicher klar, dass er Indien verlassen muss und auch kein neues Visum für die Rückkehr erhalten würde. So entschloss er sich, in seine saarländische Heimat - in das Missionshaus St. Wendel – zurückzukehren, um dort seinen Lebensabend zu verbringen.

Die Menschen der „Sambalpurmission“ und speziell seine Mitbrüder in der indischen Ostprovinz waren tief bestürzt darüber, dass dieser große Missionar, der sich 53 Jahre für das indische Volk und Land aufgeopfert hatte, von der Regierung so undankbar behandelt wurde.

Am 05. März 2003 zog P. Speicher wieder in das Missionshaus St. Wendel ein. Vom ersten Tag an übernahm er seelsorgerische Dienste sowohl in der Kommunität als auch als Aushilfe für Mitbrüder in deren Urlaub. Über Jahre hinweg war er die „gute Seele“ im Beichtstuhl und auch im Speisesaal, wo er täglich die Tische auf- und abdeckte und für Ordnung sorgte.

Nachdem seine Kräfte ihn mehr und mehr verließen, zog sich P. Speicher auf sein Zimmer zurück. Nun widmete er sich intensiv sowohl dem Gebet als auch dem Unterricht der deutschen Sprache für indische Schwestern. Als P. Speicher erfuhr, dass das Missionshaus St. Wendel über eine Telefonflatrate verfügt, unterrichtete er nicht nur die Schwestern, die im Missionshaus wohnen, sondern auch jeden Abend eine Stunde über das Telefon die auswärtigen Schwestern.

Die Mitbrüder der indischen Ostprovinz schrieben über P. Speicher: „Er wird immer als ein lebendiges Beispiel eines treuen Missionars, der uns Selbstdisziplin und Liebe zum Nächsten gelehrt hat, in Erinnerung bleiben. Nur Gott kann ihm all das vergelten, was er für die Menschen in Indien geleistet hat.“

Der hl. Josef Freinademetz sagte einmal: „Ich liebe meine Chinesen, zu denen ich als Missionar gesandt wurde und ich würde tausendmal mein Leben für sie hingeben!“ Das Gleiche kann man von P. Speicher in Bezug auf „seine Inder“ sagen.

P. Speicher war ein überaus beliebter, frommer und äußerst bescheidener Mitbruder, dem wir alle zu großem Dank verpflichtet sind. Wir hoffen, dass er uns nun vom Himmel aus ein Fürsprecher sein wird.

Mit dem Requiem, das wir am Samstag, dem 02. Juni 2012 um 10.30 Uhr in der Kirche des Missionshauses in St. Wendel feiern, nehmen wir dankbar von ihm Abschied. Anschließend geleiten wir unseren lieben Verstorbenen zu seiner letzten Ruhestätte auf unserem Klosterfriedhof.

St. Wendel, 31. Mai 2012

Br. Stefan Theobald SVD