Bescheidenheit statt Prunkbau! Wie ein deutscher Ordensmann manchmal mit seiner Kirche leidet

14. Okt 2013

Die Verschwendungssucht des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst macht Pater Fabian Conrad, Missionssekretär bei den Steyler Missionaren, wütend. Die Fahrt von Bischof Tebartz-van Elst und Bischofskonferenz-Vorsitzendem Robert Zollitsch nach Rom war längst überfällig.

 Das ein glaubwürdiges, christliches Leben gar nicht so schwer ist, beweisen Ordensleute wie die Steyler Missionare. 

30 Millionen Euro für einen Prunkbau? Nein, ein Einzelzimmer. Eine teure Limousine? Nein, ein Kleinwagen. Aber vielleicht eine Privatkapelle mit teurer Adventskranzvorrichtung? Nein, auch hier schüttelt Pater Fabian Conrad, Missionssekretär der Steyler Missionare aus Sankt Wendel, den Kopf. Der Pater hat bei dem Eintritt in den Orden der Steyler Missionare drei Gelübde abgelegt – eines davon ist das Gelübde der Armut. Umso mehr ärgert es ihn als „Mann der Kirche“ wie dekadent so mancher in der deutschen katholischen Kirche lebt.

Trotzdem wird er oft genau darauf von Bekannten angesprochen. In letzter Zeit besonders häufig auf das Gebaren des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst, der seit Monaten mit dem Erste-Klasse-Flug nach Indien und den immensen Kosten für seinen Bischofssitz die Schlagzeigen füllt:. „Ich soll Rede und Antwort stehen, aber das kann ich nicht“, so Pater Conrad. „Ich habe keine Residenz gebaut, keinen Reliquienkeller in Auftrag gegeben und habe auch keine Privatkapelle. Menschen die sich erregen, muss ich Recht geben, verteidigen kann und will ich in diesem Falle nichts.“

Anders als ein weltlicher Priester oder Bischof kann ein Pater, ganz gleich in welcher Position, nicht frei über sein Gehalt verfügen – er bekommt lediglich ein Taschengeld und das, was er zum Leben braucht. Das Geld, das die Ordensleute verdienen, fließt in einen gemeinsamen Topf: „Der eine ist Professor an einer Uni und hat ein tolles Gehalt, der andere arbeitet ordensintern im Archiv und hat gar kein Gehalt – wir verhandeln individuell mit unseren Ökonomen und Oberen, was wir zum Leben brauchen.“ Im Umgang mit dem Armutsgelübde spielt dabei die Verantwortung des Einzelnen im Orden eine große Rolle, aber das funktioniert erstaunlich gut. „Das ist übrigens sehr ‚evangelisch‘ – denn im Evangelium geht es nicht um das sture Befolgen des Gesetzes, sondern um seine Erfüllung aus Überzeugung“, erklärt Pater Conrad.

Das Bauvorhaben in Limburg lässt sich für ihn mit einer vernünftigen Einstellung zu Besitz und Reichtum im Sinne des Evangeliums nicht vereinbaren: „Hinzu kommt, dass das Verhalten mancher Kirchenmänner entgegengesetzt zu dem Leben und Wirken von Papst Franziskus steht“, so der Pater. Der Papst, selbst Jesuit, also Mitglied in einem katholischen Männerorden, zeigt der ganzen Welt, wie Armut auch als Oberhaupt der katholischen Kirche praktisch gelebt werden kann: Teure Limousinen und wohnen in einem Prunkbau braucht er nicht, er lebt weiterhin in dem Gästehaus von Santa Marta, fährt Fiat und das Goldkreuz seines Vorgängers hat er gegen eines aus Eisen eingetauscht. Ein Machtwort gegenüber seinem Kollegen Tebartz-van Elst, der einen Lebensstil in die genau entgegengesetzte Richtung pflegt, ist bisher aber noch nicht gefallen.

Die Reise nach Rom vom Limburger Bischof und Robert Zollitsch, Vorsitzendem der deutschen Bischofskonferenz, könnte dies bald ändern –längst überfällig findet Pater Conrad diesen Schritt. Dass Zollitsch aber noch heute in Rom ankündigte, erst das Ergebnis der von ihm eingesetzten Prüfungskommision abwarten zu wollen, hält der Steyler Missionar nicht für den richtigen Weg: „Auch wenn die kirchenrechtliche Lage sehr schwierig ist, muss gerade in der heutigen Zeit schnell und klar gehandelt werden. Gerade die deutsche Kirche, aber auch der Vatikan, würden eine Möglichkeit verstreichen lassen, etwas von der Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, die in den letzten Jahren verloren gegangen ist. Bischof Tebartz-van Elst ist nicht erst seit gestern in der Kritik – sein Verhalten von Anbeginn ist eine Schande für alles, was sich katholisch nennt in diesem Land.“

Corinna Rogge/ Severina Bartonitschek