"Von oben herab geht es nicht"

17. Sep 2013

Nach 13 Jahren im Orden und einem abgeschlossenen Studium in der Tasche, hat Ritchille Salinas sich entschieden: Er möchte sich verpflichten – nicht für ein paar Jahre, sondern für immer – vor Gott und den Steyler Missionaren. Am 29. September legt er seine Ewigen Gelübde in der Kirche des Missionspriesterseminars St. Augustin ab. Severina Bartonitschek sprach mit ihm über das Leben als Ordensmann.

Ritchille Salinas
Ritchille Salinas

Ritchille Salinas ist 29 Jahre alt, trinkt auch mal ein Bier, schaut Fußball und spielt leidenschaftlich gerne Tischtennis, ab und zu geht er feiern – mit seinen Mitbrüdern. Ich schaue etwas verwundert, als er mir das erzählt, schließlich ist der junge Mann, der mir mit einem Cappuccino gegenübersitzt, ein Ordensmann. „Manchmal braucht man das einfach und tatsächlich hat das für mich auch etwas mit kulturellem Austausch zu tun“, erzählt Ritchille.
Gebürtig stammt er von den Philippinen, seit 2008 lebt und studiert er im Kloster der Steyler Missionare in Sankt Augustin – bereits mit 18 Jahren tritt er dem Orden bei – ein Alter, in dem die meisten Jugendlichen andere Dinge im Kopf haben, als Glauben, Gott und Kirche. „Der Prozess bei mir war auch eher schleichend“, erinnert sich Ritchille „Am Anfang war ich einfach interessiert und die Steyler Missionare, die ich in meiner Heimat traf, haben mich fasziniert. Je näher ich sie und ihr Leben kennenlernte, desto mehr erkannte ich, dass ich genau das auch möchte: Für die Menschen da sein, gestützt von einer starken Gemeinschaft.“ Genau deswegen kam es für ihn nicht in Frage Weltpriester zu werden: „Ich möchte meine gesamte Energie aufwenden, um Menschen zu helfen – ob Jugendlichen, Alten oder Kranken – das ist mir alleine in einer Pfarrei kaum möglich, im Orden schon. Außerdem sind die Steyler Missionare mein Zuhause geworden.“

Trotz des Gemeinschaftsgefühls, das spürbar in den Klöstern herrscht, frage ich mich, ob man den natürlichen Wunsch nach Familie, einer Frau und Kindern einfach ausblenden kann. Mein Gegenüber wird nachdenklich: „Gerade wenn ich Bilder von meinen alten Freunden in der Heimat sehe, die jetzt verheiratet sind, eine Familie gegründet haben, dann denke ich manchmal darüber nach. Es gibt immer wieder Phasen, in denen ich zweifle. Aber ich spüre, das, zu dem ich mich entschlossen habe, das ist genau mein Weg.“

An welchen Ort ihn dieser Weg führt, nach den Ewigen Gelübden und der Weihe zum Diakon im Oktober, weiß er noch nicht: „Im deutschsprachigen Raum zu bleiben, das ist mein Wunsch“, so Ritchille. Es gefällt ihm hier, erklärt er, die Offenheit der Menschen, die Ehrlichkeit und Disziplin. „Ich versuche das alles aufzunehmen, nur mit dem Zeitmanagement habe ich noch Probleme, aber das bekomme ich auch noch hin“, lacht er.

Ich gebe zu bedenken, dass sich aber gerade in Deutschland immer mehr Menschen von der Kirche abwenden. Möchte er ständig kämpfen und sich rechtfertigen für das, was er tut? „Für mich ist das alles eine Sache der Herangehensweise: Nur wer selbst lebt wie jeder andere, kann sich in die Menschen hineinversetzen und ihnen wirklich helfen – von oben herab geht das nicht. Deswegen freue ich mich, meine Ewigen Gelübde in einer Gemeinschaft abzulegen, die mir den Rücken stärkt und mich Mensch sein lässt.“

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Die Ewigen Gelübde
29. September 2013, 9.15 Uhr

Diakonatsweihe durch Weihbischof M. König
20. Oktober 2013, 9.15 Uhr

Kirche des
Missionspriesterseminars SVD St. Augustin
Arnold-Janssen-Str. 30
53757 Sankt Augustin


Ritchille bereitet sich in der Kirche auf seine Ewigen Gelübde vor
Ritchille bereitet sich in der Kirche auf seine Ewigen Gelübde vor
Corinna Rogge/ Severina Bartonitschek