Fastenzeit: Der Seele 40 Tage Gutes tun

02. Mär 2015

40 Tage dauert die Fastenzeit vor Ostern – warum eigentlich? Und welchen Nutzen hat das Fasten überhaupt? Darüber sprach Autor Benjamin Krysmann mit dem Steyler Missionar Bruder Gebhard Rahe.

Bruder Gebhard Rahe verzichtet in der Fastenzeit auf´s Fernsehen
Bruder Gebhard Rahe verzichtet in der Fastenzeit auf´s Fernsehen

Was hat es eigentlich damit auf sich - 40 Tage Fastenzeit?
Die Zahl 40 spielte schon im Alten Testament eine wichtige Rolle: 40 Jahre wanderte das Volk Israel durch die Wüste, 40 Tage verbrachte Mose auf dem Berg Sinai, 40 Tage wanderte Elija zum Gottesberg Horeb. Aber auch im Leben Jesu hatte die 40 eine Bedeutung: Jesus fastete 40 Tage in der Wüste. In die moderne Zeit übertragen würde ich sagen, Fasten ist vor wichtigen Entscheidungen sinnvoll, um den Geist klar zu machen. Das scheint mir ganz, ganz wichtig zu sein.


Warum hilft es, vor wichtigen Entscheidungen zu fasten?
Weil der Geist dann intensiver arbeitet als nur an der Oberfläche. Jesus war 40 Tage in der Wüste und dann hat er den entscheidenden Schritt getan und hat seine Jünger erwählt. Ebenso hat auch Arnold Janssen vor wichtigen Entscheidungen gefastet.


Viele sagen jetzt vielleicht, für mich steht nichts Besonderes an, warum soll ich also vor Ostern fasten?
Das ist schon eine besondere Zeit - diese Fastenzeit oder die österliche Bußzeit. Es ist wahrscheinlich so, dass die Fastenzeit, wie sie im allgemeinen Sprachgebrauch ist, in früheren Generationen eine sehr viel größere Rolle spielte. Dieser Begriff "Fastenzeit" ist geblieben, aber die inhaltlichen Dinge sind bei vielen gar nicht mehr da. Das ist der Unterschied.


Es geht ja auch um die Vorbereitung auf Ostern, das Fest der Auferstehung. Warum sollte man sich darauf vorbereiten?
Wenn die Menschen keinen Bezug haben zur Religion, zum Christentum – sie sind zwar getauft aber nicht mehr praktizierend – dann ist das für sie gar nicht mehr relevant. Dennoch: Die Fastenzeit ist eine Einladung. Und die Einladung kann man annehmen oder nicht.


Was passiert an Ostern? Was soll der Nutzen sein?
Der Nutzen ist, so glaube ich, dass ich wieder Freude an meinem Glauben habe. Freude haben am Glauben, das bringt das Osterfest. Sich freuen über die Auferstehung. Froh sein, fröhlich sein, ein großes Fest feiern  - das ist ganz wichtig. Christ sein ist nicht etwas, wo man nur an Gesetze und Gebote denkt, sondern Christ sein ist die Freude an Gott. Die Freude an Gott ist meine Kraft, heißt es im Psalm im Alten Testament schon, und das ist so.


Und das hängt natürlich immer mit dem Menschen zusammen?
Gottesliebe, Menschenliebe und Selbstliebe. Ich muss mich selbst lieben und anerkennen. Diese drei Dinge gehören einfach zusammen. Wenn eines fehlt, das geht nicht. Ich kann nicht Gott lieben und den Nächsten nicht lieben und nicht gut sein meinem Gegenüber. Und ich kann nicht Gott lieben, wenn ich mich selbst nicht mag.


Was würden Sie den Leuten wünschen in diesen 40 Tagen Fastenzeit bis Ostern?
Ich wünsche mir, dass sie nicht so betrübt und ernst durch diese Zeit gehen, sondern sich auch erfreuen. Dass diese Zeit nutzbar gemacht wird, um sich mit Gott zu besinnen und auch daran Freude zu haben. Und anderen Menschen eine Freude zu machen. Denn eine Freude, die ich anderen mache, die geht ins eigene Herz zurück. Daher wünsche ich, dass viele Menschen sich darauf besinnen, was sie ihren Nächsten gegenüber Gutes tun können.


Im Video erklärt Bruder Gebhard die vierzigtägige Fastenzeit:

Ina Ullrich / Benjamin Krysmann