„Bedenke, dass du Staub bist“

18. Feb 2015

Nach dem Feiern ist vor dem Fest: Zwar beendet der heutige Aschermittwoch das bunte Karnevalstreiben, doch bleibt es am ersten Tag der Fastenzeit nicht allein bei der Erinnerung an die Vergänglichkeit des Lebens.

Bruder Gebhard bereitet die Asche vor
Bruder Gebhard bereitet die Asche vor

Schon heute blicken Christen auf das Osterfest, die Auferstehung Jesu. So wie mit dem Tod sei auch mit Aschermittwoch nicht alles vorbei, sagt Bruder Gebhard Rahe. Für den Steyler Missionar darf das Leben weiterhin fröhlich sein. Etwas Ruhe und Besinnung vor dem nächsten Fest könnten trotzdem nicht schaden.


Im Gespräch mit Benjamin Krysmann erklärt Bruder Gebhard, was der Aschermittwoch für ihn bedeutet, wie er diesen Tag verbringt und warum er gelassen bleibt, wenn er heute an Tod und Vergänglichkeit denkt. Das Interview ist Teil einer vierteiligen Reihe über die Fast- und Ostertage. Die nächsten Themen sind 40 Tage Fasten, Die Karwoche und Das Auferstehungsfest.


Bruder Gebhard, es gibt einige, die mit dem heutigen Aschermittwoch nur wenig anfangen können. Besonders viele Karnevalsfreunde. Was hat es mit diesem Tag auf sich?
Nach den Karnevalstagen beginnt mit dem Aschermittwoch die vierzigtägige Fastenzeit, in der sich Christen auf das Osterfest vorbereiten. Darum werden diese Tage auch österliche Bußzeit genannt. Das besondere Merkmal dieses Tages ist das Aschenkreuz, das in Gottesdiensten an die Gläubigen ausgeteilt wird. Es ist ein Zeichen, das uns auf unsere Vergänglichkeit hinweist. Damit soll jedem gesagt sein, nimm dich nicht so wichtig. Es kommt nicht allein auf dich an. Es gibt größere Dinge, die Bestand haben. Darüber nachzudenken, dazu sind wir in der Fastenzeit ab Aschermittwoch eingeladen.


Wie wird das Aschenkreuz ausgeteilt?
In den allermeisten Gemeinden wird den Gläubigen mit der Asche ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Es gibt aber auch den alten Brauch, die Asche auf das Haupt zu streuen. Dabei wird jedem Einzelnen gesagt: Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst. Das ist ein sehr eindringlicher Satz, der uns verdeutlicht, dass es nun Zeit ist, umzukehren und an die frohe Botschaft Jesu Christi zu glauben. Durch ihn erlangen wir aus unserer Vergänglichkeit heraus das ewige Leben. Kehrt um und glaubt an das Evangelium, ist der entsprechende Satz dazu aus dem Markusevangelium.


Es ist also möglich, Tod und Vergänglichkeit zu überwinden?
Das ist das Thema der Fastenzeit. Alles Leben ist vergänglich. Das ist der Lauf der Dinge. Mit dem Tod endet das Leben. Der Mensch, d.h. sein Leib zerfällt zu Staub. Die Seele aber lebt darüber hinaus weiter. An dieses ewige Leben glauben wir als Christen. Durch Jesu Leiden, Tod und Auferstehung ermöglicht er auch uns den Weg in die Ewigkeit bei Gott. Es geht also um unsere Vergänglichkeit und das neue, ewige Leben durch die Auferstehung Jesu, die wir am Osterfest feiern. Genauer kann man das eigentlich gar nicht erklären. Das ist ein Geheimnis des Glaubens.

Aber über dieses Geheimnis sollten wir nachdenken, gerade zur Vorbereitung auf Ostern in der Fastenzeit. Ich bin ein vergänglicher Mensch, aber von Gott geliebt und werde ihn deshalb nach meinem Tod anschauen, wie er ist. So heißt es in der Bibel. Viele erstaunt das vielleicht. Ich glaube aber, dass mit dem Tod eben nicht alles vorbei ist.


Verändert sich an Aschermittwoch etwas an Ihrem Alltag?
An meinem Alltag verändert sich nicht viel. Etwas Besonderes in unserer Gemeinschaft ist der Aschermittwochsgottesdienst, zu dem auch Gäste und unsere Mitarbeiter eingeladen sind. Dann ruht sozusagen für diesen Moment die Arbeit und jeder bekommt das Aschenkreuz. Weil neben Karfreitag, an dem Jesus Christus am Kreuz gestorben ist, auch der Aschermittwoch zu Beginn der Fastenzeit für uns ein strenger Fast- und Abstinenztag ist, sättigen wir uns nur einmal an diesem Tag und verzichten dabei auf Fleischspeisen. Auch das ist ein Zeichen der Buße, mit dem wir unsere Bereitschaft zur Umkehr ausdrücken wollen.


Und die Asche? Sie bereiten im Kloster oft die Gottesdienste vor…
Die Asche ist schon vorbereitet. Wir haben dafür die Palmzweige verbrannt, die letztes Jahr zu Palmsonntag gesegnet und verteilt worden waren. Sie stecken dann an Kreuzesdarstellungen oder Heiligenbildern, bis sie zu Aschermittwoch abgenommen werden. Am kommenden Palmsonntag zu Beginn der Karwoche gibt es dann wieder neue grüne Zweige. Sie erinnern uns an den Einzug Jesu in Jerusalem vor dem letzten Abendmahl und seiner Passion.


Infos zur Person:
Bruder Gebhard Rahe, 1937 in Rulle bei Osnabrück geboren, trat 1959 in den Orden der Steyler Missionare ein. 1967 legte er in Sankt Augustin seine ewigen Gelübde ab. In den Folgejahren war er als Sekretär der Deutschen Provinz und im Vertrieb des Zeitschriftenapostolates im niederländischen Steyl tätig. Eine Zeit im Generalsekretariat in Rom schlossen sich an. Über 20 Jahre arbeitete er dann in der Bildungsstätte Arnold-Janssen-Haus und war zuletzt als Direktor für das Museum „Haus Völker und Kulturen“ in Sankt Augustin zuständig.

Benjamin Krysmann