MaZige Kar- und Ostertage

08. Apr 2015

"Migration und Flucht" prägten die Feier der Kar- und Ostertage von Missionaren auf Zeit in St. Augustin.

In diesem Jahr hat sich zum zweiten Mal eine bunt gemischte Gruppe von 26 frisch oder auch schon etwas länger zurückgekehrten MissionarInnen auf Zeit (MaZ) im Kloster der Steyler Missionare in St. Augustin getroffen, um gemeinsam mit der Hausgemeinschaft die Kar- und Ostertage zu begehen.

Die Tage standen dabei inhaltlich unter dem aktuellen und herausfordernden Thema „Migration & Flucht“, das sowohl in den großen liturgischen Feiern als auch in selbstorganisierten Workshops aufgegriffen wurde.

Am Freitag gestalteten die MaZ gemeinsam mit den Steyler Fratres einen aufrüttelnden Kreuzweg, in dem sie die Leiden Christi auf die Situation der vielen Flüchtlinge übertrugen. Es wurde sehr deutlich, dass die Erlebnisse Christi viele Menschen in der heutigen Zeit teilen müssen. Am Samstag setze sich die Gruppe mit Flucht und Migration zunächst theoretisch aus unterschiedlichen Blickwinkeln (z.B. Flucht in der Bibel, Herausforderungen und notwendige Haltungen für Integration, Kirche und Migration, globale Verantwortung etc.) auseinander, um dann am Nachmittag in drei verschiedenen Gruppen ganz konkret und direkt in den Dialog mit Flüchtlingen und Migranten aus der Stadt St. Augustin zu treten.

Eine Kleingruppe lud gemeinsam mit Mitgliedern der Hausgemeinschaft die Flüchtlinge zu Kaffee und Kuchen ins Kloster ein, die erst vor wenigen Wochen auf das Gelände des Steyler Klosters gezogen waren. Nach anfänglichen sprachlichen Hemmnissen entwickelte sich ein herzliches Nachbarschaftstreffen zum gegenseitigen Kennenlernen und willkommen heißen. Besonders bedrückend war es dabei zu erleben, dass dort nun vier junge Männer Anfang 20, die voller Tatendrang und Hoffnung auf eine bessere Zukunft alles hinter sich gelassen haben, nun erst einmal zum Warten und Nichtstun verdammt sind – verbunden mit der allgegenwärtigen Unsicherheit, wie es nun weitergehen wird. Es drängen sich Fragen auf: Darf man so mit dem Leben eines Menschen umgehen? Gibt es nicht für jeden einen Platz in unserer Gesellschaft? Welche globale Verantwortung erwächst uns Deutschen aus unserem Wohlstand und unserer Sicherheit? Letztlich ist es an uns, eine Willkommenskultur mit zu gestalten und die Lücken fehlender menschlicher Wärme zu schließen, die die deutsche Bürokratie nicht abdeckt. Für die Flüchtlinge auf dem Gelände des Klosters ist eine große Bereitschaft der Steyler Missionare zu spüren gewesen, genau dies zu versuchen.

Die Osternacht stand als Höhepunkt der Ostertage ebenfalls ganz im Zeichen der vorangegangenen Auseinandersetzung mit der Fluchtthematik. Besonders berührend war es, dass sechs Flüchtlinge der Einladung zur Mitfeier der Osternacht gefolgt waren und bis zum Schluss durchhielten! Gerade als MaZler (aufgrund unserer Erfahrung im Ausland) konnten wir gut mitfühlen, was es bedeutet, drei Stunden rein gar nichts verstehen zu können. In der Feier fanden all die Eindrücke, Gedanken und Gefühle aus den vergangenen Tagen nochmals ihren Platz und vor dem Hintergrund der Osterbotschaft wurde deutlich, dass es auch an uns ist, zu handeln, um gerade notleidenden Menschen Auferstehungserfahrungen möglich zu machen. Genau dazu will Ostern uns ermutigen!

Verena Stürznickel / Christian Tauchner SVD