Pater Gerhard Weisbrich SVD (1931–2015)

11. Jul 2015

Der Steyler Missionar Pater Gerhard Weisbrich verstarb am 10. Juli 2015 im Wendelinusheim des Missionshauses St. Wendel. Das Begräbnis findet am 15. Juli um 14.30 Uhr statt.

Einen Tag nach seinem 84. Geburtstag ist unser lieber Mitbruder Pater Weisbrich nach einem langen und schweren Leiden heimgegangen.

Gerhard Aloisius Weisbrich wurde am 9. Juli 1931 als neuntes Kind des Landwirtes Josef Weisbrich und seiner Ehefrau Anna Rieger in Ritterswalde (Kreis Neisse, Polen) geboren. Seine Jugend verbrachte Gerhard zusammen mit seinen vier Schwestern und vier Brüdern auf dem elterlichen Bauernhof. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder Georg wurde er zu Ostern 1937 eingeschult. Von Herbst 1943 bis Januar 1945 besuchten beide das Eichendorff-Gymnasium in Neisse. Auf der Flucht vor Ende des Krieges wurde die Familie von der russischen Front überrollt und schließlich im Juni 1946 in den Westen ausgewiesen. In Haste bei Hannover fanden sie eine neue Heimat.

Bereits im September 1946 konnte Gerhard an der Missionsschule Sankt Arnold bei Rheine seine gymnasialen Studien beginnen. Die Steyler waren ihm nicht unbekannt, denn zwei seiner Onkel, die Patres Josef und Johannes Rieger und ihre Schwester Maria (Sr. Modestina SSpS) hatten sich der Steyler Ordensfamilie angeschlossen. Ostern 1947 konnte er schon in die Quarta versetzt werden, so dass er bereits 1950 nach Bad Driburg wechselte, um dort seine Ausbildung fortzuführen. Als Schüler entdeckte er seine besonderen Fähigkeiten für das künstlerische Gestalten. So war er bei vielen Theateraufführungen der verantwortliche Bühnendekorateur und Maler. Bis zu seinem Abitur 1954 war er nach der Gründung der Schülerzeitschrift „Unser Weg“ als Grafiker tätig.

Gleich nach seinem Abitur trat Gerhard in Sankt Augustin der Steyler Missionsgesellschaft bei und begann am 1. Mai 1954 dort das Noviziat. Am 1. Mai 1956 legte er die Ersten Gelübde und am 01.05.1960 die Ewigen Gelübde ab. Während des Eucharistischen Weltkongresses 1960 in München wurde er am 4. August von Kardinal Aloisius Joseph Muench zum Priester geweiht.

Nach dem Abschlussexamen 1961 wurde er als Abteilungspräfekt im Internat der Missionsschule St. Xaver in Bad Driburg eingesetzt. Neben dem Fach Religion unterrichtete er Kunst in Vertretung für den erkrankten Pater Stege. Gerne hätte Gerhard in Düsseldorf Kunst studiert, aber er wurde zum Zweitstudium an die Friedrich-Wilhelm-Universität nach Bonn geschickt, um dort Religion und Geschichte zu studieren. Am Institut für Kunsterziehung belegte er Kurse und Übungen auch in Kunstgeschichte. Die Referendarzeit absolvierte er vom 01.09.1966 bis zum 31.01.1968 in Brühl und Köln. Nach bestandenem 2. Staats-examen wechselte er als Lehrer und Erzieher in das Missionshaus Sankt Josef in Geilenkirchen. 1974 wurde er nach Bad Driburg zurückversetzt und war dort am Gymnasium Sankt Xaver als Lehrer bis zu seiner Pensionierung tätig.

Neben seiner Lehrtätigkeit war Pater Weisbrich ein gefragter Seelsorger und Beichtvater. Lange Jahre war er Beichtvater bei den Steyler Anbetungsschwestern in Bad Driburg und bei den Schulschwestern in Brede-Brakel. Auch als Oberer übernahm er Verantwortung in der Ordensgemeinschaft. So war er von 1977–1979 Vize-Rektor des Missionshauses St. Xaver. Von 1981 bis 1992 war er Provinzrat und von 1992 bis 1995 Vize-Provinzial der Norddeutschen Provinz. Anschließend wählten ihn die Mitbrüder des Missionshauses in Bad Driburg für sechs Jahre zu ihrem Rektor.

Vielfach engagierte er sich künstlerisch – er malte, modellierte und schnitzte. Viele Kirchen und Kapellen gestaltete er mit, so z.B. die Kirche der Steyler Anbetungsschwestern in Neisse (Polen) und in Aklan (Philippinen). Besonders geehrt hat es ihn, als man ihn beauftragte, die Gedenktafel am Geburtshaus unseres hl. Stifters Arnold Janssen in Goch zu gestalten.

Schon einige Zeit vor der Auflösung der Niederlassung St. Xaver und dem Umzug der Mitbrüder nach St. Wendel und Steyl im September 2008 bemerkte man bei Pater Weisbrich einen schleichenden Verlust seiner geistigen Fähigkeiten durch die Alzheimerkrankheit. Konnte er in der ersten Zeit in St. Wendel noch rege an allen Gebetszeiten und Aktivitäten teilnehmen, so wurde er im Laufe der Jahre immer „stiller“. Er sprach fast überhaupt nicht mehr. Die Mitbrüder litten mit ihm, wenn er bei jeder Begegnung achselzuckend signalisierte – „was ist denn jetzt – wie geht es weiter?“

Vor fast einem Jahr wurde bei Pater Weisbrich auch ein bösartiger Tumor festgestellt, der nicht operativ behandelt werden konnte und der ihm eigentlich keine großen körperlichen Probleme und auch keinerlei Schmerzen bereitete, ihn aber dennoch zusehends schwächte.

Pater Weisbrich war ein liebenswürdiger Mitbruder mit sehr viel Feingefühl, der trotz des Verlustes seiner kognitiven Fähigkeiten und in all seiner eigenen Hilflosigkeit den anderen alten und kranken Mitbrüdern alleine durch seine Anwesenheit Trost und Kraft spendete.

Wir danken Gott dem Herrn für diesen Mitbruder und wir danken Pater Weisbrich für seinen Einsatz als Ordensmann und Priester. Mit dem Requiem am Mittwoch, 15. Juli 2015, um 14.30 Uhr verabschieden wir ihn aus diesem zeitlichen Leben. Anschließend geleiten wir seine sterblichen Überreste zu ihrer letzten Ruhestätte auf unserem Klosterfriedhof.

Vita Pater Gerhard Weisbrich SVD


Stefan Theobald svd / Christian Tauchner svd