Papst Benedikt zu Gast bei den Steylern in Nemi

04. Jul 2012

Am Montag besucht Papst Benedikt XVI das „Centro Ad Gentes“ der Steyler Missionare in Nemi bei Rom.

Vertreter von Steyler Missionaren aus aller Welt treffen sich zurzeit zu ihrem 17. Generalkapitel. Ein Geschichtsträchtiger Ort: Denn vor fast 50 Jahren fanden in Nemi entscheidende Beratungen zum Missionsdokument des 2. Vatikanischen Konzils „Ad Gentes“ unter Leitung des damaligen Generalsuperiors Pater Johannes Schütte und der Mitarbeit des Konzilstheologen Josef Ratzinger statt.


1965 wurde im heutigen „Centro Ad gentes“ der Steyler Missionare in Nemi bei Rom ein wegweisendes Dokument vorbereitet, dem das Zentrum sogar seinen Namen verdankt: „Ad Gentes“ (Zu allen Völkern: das Missionsdekret des Zweiten Vatikanischen Konzils). Mission wurde mit diesem Dokument als Anliegen der ganzen Kirche definiert. „Die pilgernde Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch“, heißt es in diesem Dokument. „Mission ist seit dem nicht mehr nur Aufgabe einer zentralen kirchlichen Behörde in Rom, sondern jede Ortskirche in allen Teilen der Welt nimmt auf ihre je eigene Weise an der „Sendung zu allen Völkern“ teil, die von Gott selber ausgeht“, erklärt  Pater Martin Üffing, Leiter des Missionswissenschaftlichen Institut der Steyler Missionare.


Als theologischer Experte war Josef Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI, Mitglied der Kommission. Auch wenn er selbst nicht an den Sitzungen in Nemi teilnehmen konnte, leistete er durch schriftliche Eingaben seinen Beitrag. Federführend war der damalige Generalsuperior Pater Johannes Schütte, dem es zu Verdanken ist, dass „Ad Gentes“ beim Konzil Annahme fand. Der scheidende Generalsuperior Pater Antonio Pernia schrieb dazu: „In einem gewissen Sinn also ist Ad Gentes ein SVD-Dokument, nicht nur weil ein SVD-Generalsuperior eine entscheidende Rolle in seinem Entwurf und seiner Annahme am 2. Vatikanum gespielt hat, sondern auch, weil es unser missionarisches Charisma auf beredte Weise verkörpert. Heute ist es normal  für uns, einfach zu sagen, dass wir eine ad gentes missionarische Kongregation sind.“


Auf Pater Schütte geht auch die Gründung des Steyler Missionswissenschaftlichen Instituts in Sankt Augustin im Jahr 1962 zurück. Das Institut fühlt sich in besonderer Weise der wissenschaftlichen Reflexion der „ad gentes-Mission“ verpflichtet. Während damals, nach dem Konzil, Fragen der Übersetzung des neuen Missionsverständnisses in verschiedene Wirklichkeiten im Zentrum der Arbeit des Instituts standen, geht es heute zunehmend um zeitgemäße Wege der Mission - auch in Europa.


50 Jahre später erinnert sich der heutige Papst an die gute Zusammenarbeit. Zuletzt bei seiner Audienz mit dem Steyler Missionar Pater Paul Steffen. 


„Ad Gentes“ hat – zusammen mit anderen Konzilsdokumenten - eine neue Entwicklung des Missionsverständnisses und der Missionspraxis angestoßen, die im Laufe der vergangenen 50 Jahre sowohl durch römische wie auch durch Schreiben aus verschiedenen Teilen der Kirche in Afrika, Asien, Amerika und Europa immer wieder neue Anstöße erfuhr. Das Steyler Missionswissenschaftliche Institut hat dazu seinen Beitrag geleistet.


Der Besuch des Papstes in Nemi, das ganz in der Nähe seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo liegt, kann verstanden werden als Anerkennung des missionarischen Einsatzes der Steyler Missionare. Das nach einer zweijährigen Restauration neueröffnete Erneuerungszentrum der Steyler Missionare in Nemi in den Albaner Bergen erhielt nun den Namen „Ad Gentes Zentrum“, weil es damals die „Empfängnisstätte“ des Missionsdekretes des 2. Vatikanischen Konzils wurde.
Zugleich gilt der Besuch den in Nemi versammelten Mitgliedern des 17. Generalkapitels, die dort den gesamten Orden vertreten und sich auch heute noch den Anliegen des Missionsdokumentes des Konzils verpflichtet wissen.

Tamara Häußler Eisenmann