Seliger Arnold Janssen (G - SVD, SSpS, SSpSAP)

Predigtimpuls

Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch

1. Lesung: Eph 3,8-12.14-19
Evangelium: Joh 1,1-5.9-14.16-18

 

Der Name verpflichtet

„Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14).
„Mir geschehe nach deinem Wort“ (Lk 1,38).
„Auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen“ (Lk 5,5).

Diese Worte der Evangelisten Johannes und Lukas sind Wurzel und Auftrag der Steyler Missionare, denen Arnold Janssen (1837-1909) den Namen „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ gegeben hat. „Durch unseren Namen wissen wir uns in besonderer Weise dem Göttlichen Wort und seiner Sendung verpflichtet“ erinnert der Prolog der Steyler Ordensregel.

Am 8.September 1875 begann Arnold Janssen sein Werk mit der Einweihung des ersten deutschen Missionshauses in Steyl, in Holland. Es war die Zeit des Kulturkampfes, auch geprägt vom Kolonialismus und von sozialer Revolution – eine Zeit des Umbruchs. Als Arnold Janssen damals den Kölner Erzbischof und Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz, Melchers, besuchte, um ihm seinen Plan zur Errichtung eines Hauses für auswärtige Missionen vorzustellen, habe ihm dieser sehr ernst gesagt: „Wir leben in einer Zeit, wo alles wankt und unterzugehen scheint, und da wollen Sie noch etwas Neues anfangen?“

Arnold Janssen hat ihm darauf geantwortet: „Wir leben in einer Zeit, wo vieles zugrunde geht und anderes dafür neu erstehen muss.“

 

Wer war Arnold Janssen?

Arnold Janssen war zunächst als junger Priester Lehrer in Bocholt mit Lehrbefähigung für fast alle Fächer des Gymnasiums. In dieser Zeit lernte er das von Jesuiten in Frankreich gegründete Gebetsapostolat kennen. Dessen Hauptanliegen waren: eine neue Festigung des Glaubens, die Überwindung der Glaubensspaltung und die Verbreitung des Reiches Gottes auf Erden. Je mehr Janssen sich damit beschäftigte, umso mehr kamen ihm Zweifel, ob er in der Schule an der rechten Stelle war. Er war Direktor dieses Gebetsapostolates für die Diözese Münster geworden und besuchte dafür fast alle Pfarreien. Weite Wege ging er zu Fuß. Schließlich rang er sich dazu durch, sich nur noch diesem Anliegen zu widmen. Er gab das Lehramt auf und damit seine gesicherte Existenz.

 

Sein Anliegen

Als das Ziel der Wiedervereinigung im Glauben durch den Kulturkampf in immer weitere Ferne rückte, widmete er sich vor allem dem Anliegen der Weltmission. Um bei möglichst vielen Menschen das Interesse für die Missionen zu wecken, gründete er die Zeitschrift „Kleiner Herz-Jesu-Bote“. Er lernte den italienischen Missionsbischof von Hongkong, Raimondi, kennen. Bei verschiedenen Begegnungen sprach er zu ihm von der dringenden Notwendigkeit eines Missionshauses für Deutschland zur Heranbildung von Missionaren. Als sich kein Geeigneter dafür zu finden schien, drängte Raimondi Janssen dazu, die Gründung selbst in die Hand zu nehmen. Dazu stellt Arnold Janssen für sich fest: „Der Gedanke, selbst so etwas zu beginnen, war mir nie gekommen. Ich wies die Zumutung darum weit von mir ab. Ich hielt mich dafür nicht fähig.“ Dies war im Juni 1874.

Nicht nur bei sich selber sah Arnold Janssen keine Möglichkeit, ein solches Werk zu beginnen. Auch die politischen Verhältnisse schienen das Gelingen eines solchen Unternehmens unmöglich zu machen. Dennoch: nach langem Beten und Ringen entschloss er sich zur Gründung. Er sah sehr wohl die Schwierigkeiten, aber für ihn war die scheinbar aussichtslose Situation ein Anruf, über die Begrenzung hinauszuschauen und hinaus zu handeln in die Weltkirche hinein. Und er betrachtete die Schwierigkeiten, die die Kirche in diesen Jahren durchlebte, als Ansporn, sich noch mehr für die Anliegen Jesu einzusetzen.

„In ihm ... war das Licht der Menschen. Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht ergriffen“ (Joh 1,4f). Die Verkündigung der Frohbotschaft gegen die Dunkelheiten im Leben der Menschen, dies war Arnold Janssen zu einem Anliegen geworden und darin wollte er dem Auftrag des Herrn an seine Kirche in allen Völkern dienen. Ein Lieblingsgebet von Arnold Janssen lautete: „Vor dem Lichte des Wortes und dem Geiste der Gnade mögen weichen die Finsternis der Sünde und die Nacht des Unglaubens. Und es lebe das Herz Jesu in den Herzen der Menschen.“

 

Abschied und Neubeginn

Wie Jesus nach seiner Taufe alles hinter sich ließ: Familie, Heimat, Beruf, sichere Existenz, und sich auf den Weg machte von Dorf zu Dorf und von Stadt zu Stadt, um allen Menschen zu verkünden: „Das Reich Gottes ist da“ (Mk 1,15), so nahm Arnold Janssen Abschied von der Schule. Er lässt sich aus dem Diözesandienst entlassen. Er verzichtet auf Lebenssicherung und geht schließlich mit nichts nach Steyl, aber mit großem Glauben und Vertrauen auf Gott, um Neues zu beginnen „für die Verbreitung des Wortes Gottes auf Erden.“

Abschied und Neubeginn prägen wichtige Jahre seines Lebens. Konsequent nimmt er Abschiede auf sich und immer engagierter wendet er sich aus Glauben Neuem zu. Wie viele Orte, Pfarreien, Pfarrer, Institutionen hat er für die Verbreitung des Gebetsapostolates besucht? Wie viele Reisen, wie viel Zeit und Mühen hat er dafür auf sich genommen? In vielen Predigten und mit Gedrucktem warb er um Interesse und Mitglieder für das Gebetsapostolat. Und immer tiefer wuchs er zugleich hinein ins Vertrauen in Gott, das ihm die Kraft gab, die eher zum Aufgeben als zum Weitermachen bedrängenden Situationen am Anfang seines neues Weges in Steyl zu meistern. Er schrieb später: „Als ich das Missionshaus in Steyl gründen sollte, schien es mir, als wenn ich an eine äußerst dornenvolle Arbeit heranträte. Und wenn ich mir nicht hätte sagen müssen: ‚Gott verlangt es von dir. Du bist ein Feigling, wenn du es nicht tust’, so hätte ich alles wiederum liegen lassen, besonders, da ich auch in jener Zeit mich schwach und kränklich fühlte und fürchtete, in solchem Zustand später arbeiten zu müssen.“

 

Nur ein Ziel vor Augen

Weil er sich für das Neue von Gott gerufen glaubte, suchte er trotz vieler Schwierigkeiten für sein Werk unentwegt und unermüdlich materielle, personelle und geistliche Hilfe und tat alles Mögliche, um es vielen bekannt zu machen und es zu begründen und zu festigen. Er suchte und knüpfte Kontakte in Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich, England, Italien und Österreich. Er besuchte und sprach mit vielen Bischöfen, Priestern und Laien, traf sich mit Ordensgründern und –gründerinnen, besuchte und lernte Klöster kennen, nahm an kleinen und großen kirchlichen Versammlungen teil, machte sich in Rom bei Kardinälen und beim Papst bekannt und nutzte jede sich bietende Gelegenheit, beim Unterwegs-Sein auf
seinen langen und anstrengenden Reisen, Wohlwollen, Verständnis und Mitarbeit für sein Werk zu gewinnen für das Ziel, „den Heiden den unergründlichen Reichtum Christi zu verkündigen“ (Eph 3,8).

Als Arnold Janssen am 15. Januar 1909 in Steyl starb, zählte sein Missionswerk in 11 Ländern aller Kontinente bereits 1030 Priester und Brüder, auch schon 450 Schwestern.

Selbst in unserer Zeit ist sein Werk in den vergangenen Jahren ständig gewachsen. Heute wirken in 65 Ländern über 10.000 Männer und Frauen, die Arnold Janssen als ihren Vater verehren. Sie kommen aus über 60 Nationen und folgen dem Ruf und Auftrag Jesu: „ Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern“ (Mt 24,19).

Die Erfahrung des Steyler Gründers ermutigt uns, darauf zu vertrauen, dass jedes Beginnen und alles Mühen aus dem Hören auf Gott hervorgeht und für viele zum Segen wird.

 

P. Franz Spanninger SVD