2. Sonntag nach Weihnachten (A)

Predigtimpuls

Unkalkulierbar sind die Schattenschläge

1. Lesung: Sir 24,1-2.8-12 (1-4.12-16)
2. Lesung: Eph 1,3-6.15-18
Evangelium: Joh 1,1-18 (Joh 1,1-5.9-14)

Unkalkulierbar sind die Schattenschläge

Schwestern und Brüder im Glauben

Wer ehrlich ist, macht sich darüber Gedanken, was das neue Jahr wohl bringen wird. Da sind die Festtage mit ihren Notwendigkeiten, die terminbedingten Jubiläen und Familienfeiern, der Urlaub spielt eine Rolle, neben all dem, was außerhalb unseres engsten Lebenskreises stattfindet. Unkalkulierbar sind die Schattenschläge, die überall dort auftreten, wo Licht ist: man muss sie trotzdem hinzunehmen, sind sie doch ein Teil der Wirklichkeit, in der wir leben. Obwohl man einiges im Griff zu haben scheint, bleibt das Gesamtbild unserer Erwartungen spekulativ, unübersichtlich, unkalkulierbar und das kann unsicher machen, Ängste auslösen und Sorgen bereiten.

Dem kommt Mutter Kirche entgegen und lässt uns lesen und hören, was der Evangelist Johannes uns zu Beginn seines Evangeliums zu sagen und auf den Weg durch Zeit und Raum mitzugeben hat.

Im Anfang war das Wort
Im Wort des Evangelisten erklärt uns Gott seinen Anspruch auf die Schöpfung. Mit einem Wort, gesprochen in einen zeitlosen Raum, wird, was geworden ist und alles was geworden ist, hat nur einen Ursprung: Gott, der seiner Welt Ursprung, Vater und Erhalter ist. Mit dieser unverwechselbaren Zusprache übergibt er uns erneut sein Werk, das wir es bewahren, pflegen, darin seine Nähe spüren und es dankbar erleben. Nicht Ökologie und Ökonomie sind zunächst gefragt, sondern Staunen, Ehrfurcht und Dankbarkeit. Ein erster Leitgedanke, der uns der Frage näher bringt, ist: warum hat Gott dieses Werk geschaffen, dem Menschen anvertraut, und ihr Mitwirken eingeschlossen?

Die Liebe zu den Menschen war das auslösende Motiv, - wir sprechen als Menschen dieser Erde - mit dem er zeigen wollte, was sein zielgerichteter Gedanke war. Und wie konnte er das besser belegen, als dass er seine Liebe Mensch werden ließ in Jesus Christus, seinem Sohn, der in die zeitbegrenzte und vergängliche Welt kam, in allem uns gleich wurde und sich so als Menschensohn zu seiner Sendung bekannte.

Licht und Leben
Dieses Mensch gewordene Wort wurde Licht, dass die von Fragen und Problemen angefüllte Welt hell und licht macht; Antworten lebt und Lösungen und Verbindlichkeiten empfiehlt und vorschlägt, damit der Weg zur Wahrheit über das wirkliche Leben für jeden erkennbar und gangbar wird: eine gute Botschaft, Euangelion, aus der uns Vertrauen und Zuversicht zugesprochen und angeboten werden.

Schade, dass dieses göttliche Angebot von uns Menschen sooft nicht angenommen und in den Alltag übersetzt wurde und wird. „Und das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht erfasst (Joh 1,5).“

„Er kam in sein Eigentum“ (Joh 1,11a), aber die, mit denen er gerechnet hatte, nehmen ihn nicht auf. Sie leben für Wellness und Luxus, für Wohlergehen und sorglose Freiheit, kümmern sich nicht mehr um den Hausherrn und lassen sein Werk verkommen.

„Allen aber, die an seinen Namen glauben …“ (vgl. Joh 1,12)
Gottes Großmut kennt keine Resignation, kein kleinmütiges sich Abwenden. Er ist und bleibt unser aller Vater, der uns selbst auf unseren Umwegen noch entgegen kommt.

Er nimmt den Menschen ernst und geht davon aus, dass auch für den hartnäckigen Verweigerer ein Weg zum Licht, zum Leben, zum schöpferischen Wort offen bleibt.

Vorausgesetzt, der Mensch erkennt mit der ihm geschenkten Freiheit, mit glaubensfroher Hoffnung und mitteilender Liebe, welch großes Geschenk ihm mit dem irdischen Leben geschenkt und anvertraut wurde: er ist und bleibt ein Kind Gottes, nimmt teil an der göttlichen Schöpferkraft, an der das Leben liebende Beziehung, an der großherzigen Bereitschaft einander zu vergeben und so dem Frieden ein stabiles Fundament zu bauen.

„… und das Wort ist Fleisch geworden …“ (Joh 1,14a)
„Ich weiß, dass einer mit mir geht, ...“ heißt es in einem Kirchenlied und verweist auf anmutige Weise auf die hochherrliche Begleitung durch unser irdisches Leben, Gott in Jesus Christus, dem Wort, aus dem alles geworden ist, was nun wird, auch die Zeit, die wir in 365 homöopathische Dosen aufgeteilt haben.

Wer lesen kann, der lese es, wer hören kann, der höre es, und wer Gott, den Nächsten und sich selber liebt, tut das, was Gott ihm anträgt, damit das Leben gelingt, das Leben aus der Fülle göttlicher Herrlichkeit.

Amen.

P. Joachim Gloger SVD