Weltgebetstag für den Frieden

Predigtimpuls

Anstelle eines Predigtentwurfs: Auszug aus der Botschaft von Papst Johannes Paul II. aus: DIE ANREGUNG 2005/1, S. 4

Zum Nachdenken


Der Friede ist immer möglich!

Immer besteht die Notwendigkeit der Zusammenarbeit, um aus der Kultur und dem Leben die in ihnen enthaltenen Samen der Verbitterung und des Unverständnisses zu entfernen, wie auch den Willen, über den anderen zu herrschen, die Anmaßung hinsichtlich eigener Interessen und die Verachtung der Identität anderer Menschen. Denn in diesen Empfindungen finden sich die Voraussetzungen für eine Zukunft der Gewalt und des Krieges. Konflikte sind niemals unvermeidbar! Die Religionen haben die besondere Aufgabe, alle Männer und Frauen auf diese Erkenntnis hinzuweisen, die zugleich Geschenk Gottes und Frucht der im Laufe vieler Jahrhunderte gemachten historischen Erfahrung ist. Das ist es, was ich den „Geist von Assisi“ nannte. Unsere Welt braucht diesen Geist. Sie hat es nötig, dass aus diesem Geist Überzeugungen und Verhaltensweisen hervorgehen, die den Frieden festigen und somit die internationalen Institutionen stärken und die Wiederversöhnung fördern. Der „Geist von Assisi“ regt die Religionen an, ihren Beitrag zu jenem neuen Humanismus zu leisten, dessen die Welt von heute so sehr bedarf...

Die Welt braucht Frieden. Jeden Tag erreichen uns Meldungen über Gewalttaten, Terroranschläge, militärische Operationen. Gibt denn die Welt die Hoffnung auf Frieden auf? Manchmal hat man den Eindruck einer fortschreitenden Gewöhnung an die Gewaltanwendung und das Blutvergießen Unschuldiger. In Anbetracht dieser besorgniserregenden Tatsachen beuge ich mich nachdenklich über die Heilige Schrift und finde die tröstenden Worte Jesu: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht“ (Joh 14,27). Es sind Worte, die Hoffnung erwecken in uns Christen, die wir an ihn glauben, „denn er ist unser Friede“ (Eph 2,14)...

Es besteht kein Zweifel, dass bei der Bekämpfung derer, die für den Tod anderer verantwortlich sind, Bestimmtheit und Entschiedenheit erforderlich sind. Dennoch ist es notwendig, sich in jedem Fall dafür einzusetzen, all das zu bekämpfen, was das Aufkommen des Terrors fördern könnte: insbesondere die Armut, die Verzweiflung und die Leere in den Herzen. Wir dürfen uns nicht von der Angst überwältigen lassen, die dazu führt, sich zu verschließen und den Egoismus des Einzelnen und der Gruppen zu verstärken. Wir brauchen den Mut, die Solidarität und den Frieden zu globalisieren. Dabei denke ich besonders an Afrika, jenen „Kontinent, der das bestehende Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd des Planeten zu verkörpern scheint“ (Botschaft an das XVI. Treffen >Menschen und Religionen< in Palermo, O.R. dt., Nr. 37, 13.9.2002). Meine Hauptsorge gilt dem geliebten irakischen Volk, für das ich jeden Tag Gott um den Frieden bitte, den sich die Menschen nicht geben können...

Auszug aus der Botschaft von Papst Johannes Paul II. anlässlich des XVIII. Internationalen Treffens „Menschen und Religionen“. (Orig. Ital. in O. R. 9. 9. 2004)