2. Adventssonntag (B)

Predigtimpuls

Das Ziel anpeilen, um nicht am Leben vorbeizurennen

Lesung: Jes 40,1-5.9--11
Lesung: 2 Petr 3,8-14
Evangelium: Mk 1,1-8

 

Gehen wir weiter auf unserem Weg der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest.
Die Symbole für den 1. Advent waren das Stopp-Schild und die Lupe: Das Stopp-Schild erheben für alles, was dich den Kontakt mit dir selbst verlieren lässt. Die Lupe legen auf die Botschaft des unbedingten Angenommen-Seins, für die Jesus steht.

Die Symbole für den 2. Advent sind der Kompass und die Schaufel.

 

1. Der Kompass. „Der Herr zögert nicht mit der Erfüllung der Verheißung, er ist nur geduldig mit euch, weil er nicht will, dass auch nur einer verloren geht. Jeder soll Gelegenheit haben, vom falschen Weg umzukehren“ (2 Petr 3,9; vgl. „Hoffnung für alle“-Übersetzung). Gibt es eine Verheißung Gottes für dein Leben? Spürst du die Sehnsucht nach ihm und seiner Welt der Gerechtigkeit für alle? Wohin führt dich der Weg, den du in deinem Leben eingeschlagen hast? Führt dich deine Lebenseinstellung, dein Verhalten dazu, Leben in Fülle zu finden oder zu verlieren?

Im Alltag gehst du tausend Wege, viele davon wie automatisch, ohne zu überlegen. Das Leben hat sich eingespielt, es geht alles seinen gewohnten Gang. Hin und wieder ist es deshalb wichtig, den Kompass herauszunehmen und über die Grenzen dessen, was dich gerade in den Bann zieht, hinauszuschauen, um zu überprüfen, ob du noch auf dem Weg bist, der dich zu deinem Ziel hinführt. Ist dir eigentlich klar, was das Ziel deines Lebens ist? Was willst du erlebt, getan, bewegt haben, damit du einmal im hohen Alter zufrieden auf dein Leben zurückschauen kannst? Nach welchen Werten soll dein Kompass ausgerichtet sein? Was ist dir wirklich wichtig?

Für gewöhnlich verliere ich im Alltag das Ziel leicht aus dem Blick, weil sich so viele andere Dinge in den Weg stellen, die verlangen, dass ich meine Aufmerksamkeit auf sie richte. Deshalb sollte ich den Kompass stets griffbereit haben, damit ich die Orientierung nicht verliere. Wenn ich die Richtung, die ich gehen will, mit meinem Kompass angepeilt habe, dann werde ich mich in den Niederungen des Lebens nicht verlieren, auch wenn das Ziel gerade nicht im Blickfeld ist. Der Kompass hilft mir, auch im verschlungensten Tal die Richtung zu halten und mich für den zielführenden Abzweig zu entscheiden.

Der Advent ist eine Zeit, die Orientierung zu überprüfen, denn Gott möchte kommen. Es gibt in unserer Zeit eine so unüberschaubare Vielfalt an Wegen, die uns offen stehen, aber nicht alle führen zum Leben, so wie Gott es meint. Manche Wege führen uns im Kreis herum, manche vor gähnende Abgründe hin, andere in gefährlichen Sumpf hinein. Welchen Weg willst du gehen? Wo treffen sich deine Ziele mit den Zielen Gottes für dein Leben?

Die erste Botschaft des 2. Advent ist: Hol den Kompass raus!

 

2. Die Schaufel. „Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden. Dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn“ (Jes 40,3-5; vgl. Mk 1,2-3). So beginnt beim Propheten Jesaja der Abschnitt mit der Verheißung über die Heimkehr des in der Verbannung lebenden Volkes. So ruft auch Johannes der Täufer zu Beginn des Markus-Evangeliums, um die Menschen auf die Begegnung mit Jesus vorzubereiten.

Bist du bereit für die Begegnung mit Jesus? Für die Begegnung mit der Wahrheit Gottes für dein Leben? Oder gibt es noch Hindernisse, die im Wege stehen und die ausgeräumt werden müssen, damit er zu dir durchdringen kann? Welche Hügel an Unversöhntheit hast du aufgehäuft über die Jahre? Welche Berge aus Vorwürfen, Groll und Selbstmitleid hast du angesammelt mit der Zeit? Wie viel unnötiger Ballast liegt um dich herum, der dich nicht mehr atmen lässt? Welche Abgründe sind entstanden aus dem Mangel an Liebe und Aufmerksamkeit für die anderen, für dich selbst? Welche Brücken sind einsturzgefährdet oder bereits zusammengebrochen wegen fehlender Pflege?

Nimm die Schaufel in die Hand. Wenn dir die Orientierung wichtig ist, die du mit dem Kompass ausgemacht hast, dann ebne jetzt den Weg dafür, damit du unterwegs nicht in den Graben stürzt oder über Schutthaufen stolperst, was dich hindern würde, das Ziel zu erreichen. Mach dich an die Arbeit, denn sie erledigt sich nicht von selbst. Mache wieder gut, was du an anderen gefehlt hast. Entledige dich deiner Altlasten. Schenke mehr Aufmerksamkeit den Menschen, die du vernachlässigt hast. Es ist mühsam, so konkret Hand anzulegen. Aber du wirst merken, wenn du den Weg Stück für Stück gerade und eben machst, dann wird dir auf diesem Weg Gott selbst entgegen kommen. Mit sich bringen wird er Freude, Versöhnung und tiefe Zufriedenheit.

Der Advent ist eine Zeit, die Kommunikationswege und Beziehungen auszubessern und zu reparieren. Vielleicht hilft ein Bußgottesdienst, ein Beichtgespräch dabei, eine Aussprache in der Familie, ein Geschenk zum Zeichen der Wiedergutmachung oder auch einfach die ausgesprochene Bitte um Verzeihung. Auch wenn es dich etwas kostet, du kannst es tun, weil Gott hinter dir steht.

Die zweite Botschaft des 2. Advent ist: Nimm die Schaufel in die Hand!

 

Dieser Advent gibt uns die Möglichkeit, unser Leben neu auszurichten, damit wir am Leben Gottes, das Fülle ist, nicht vorbeigehen. Der 2. Advent sagt uns: Du kannst so weiter machen wie bisher, aber du kannst dabei das Ziel verfehlen. Du hast aber auch die Möglichkeit, den Kompass herzunehmen und zu prüfen, welches die Ziele sind, für die du wirklich leben möchtest, kannst deinen Weg danach ausrichten. Du kannst die Schaufel in die Hand nehmen, um die Hindernisse wegzuräumen und die Abgründe aufzufüllen, damit der Weg zum Ziel und für die Begegnung mit Gott frei wird.

Sollte dir diese Aufgabe zu groß erscheinen, dann lass dich nicht entmutigen, weil du glaubst, es lohne sich gar nicht anzufangen, weil es eh nicht zu schaffen wäre. Es ist nicht wichtig, alles auf einmal in Ordnung zu bringen. Wichtig ist, dass du einen ersten kleinen, aber konkreten Schritt tust und spürst, wie dir Gott dann unter die Arme greift.

 

P. Thomas Heck SVD