18. Sonntag im Jahreskreis (C)

Predigtimpuls

„Hütet euch vor der Habgier!“

1. Lesung: Koh 1,2; 2,21-23
2. Lesung: Kol 3,1-5.9-11
Evangelium: Lk 12,13-21


„Hütet euch vor der Habgier!“ Diese Warnung Jesu hat große Aktualität. Profitstreben und Gewinnmaximierung sind die Motoren der Wirtschaft. Und der Traum gar nicht so weniger Menschen ist nach wie vor, viel Geld anzusammeln und dann das Geld „arbeiten zu lassen“, wie man so sagt, und ein sorgenfreies Leben im Luxus zu führen. Das ähnelt ziemlich dem reichen Grundbesitzer im heutigen Evangelium, der sich mit vollen Kornspeichern zur Ruhe setzen und das Leben nur noch genießen will. An den Hunger der Armen denkt er nicht. 

Auch heute werden die Schattenseiten hochfliegender Lebensträume und üblicher wirtschaftlicher Vorgänge gern vergessen. Trotzdem sind sie beinharte Realität: Die Gier und das Anhäufen der Einen treibt die Anderen in den Ruin und ins Elend. Kaum einmal gab es weltweit so viele Superreiche, und noch nie gab es so viele armutsbedrohte Menschen wie heute.  

Hinzu kommt, dass der Wohlstand in Europa bedroht scheint. Immer offensichtlicher wird, dass unser Lebensstandard das Ökosystem des Planeten nachhaltig schädigt. Wir bräuchten mehrere Planeten Erde, sollten alle so leben können wie wir in Westeuropa und in Nordamerika. Aber es gibt nur einen Planeten Erde, der begrenzte Ressourcen hat. Trotzdem leben wir auf Kosten der armen Länder und auf Kosten zukünftiger Generationen. Jesus hat ein treffendes Wort für alle bereit, die nicht umdenken und bescheidener leben wollen: „Narren“ nennt er sie. 

Pablo Richard, ein chilenischer Theologe, hat einmal in drastischen Worten beschrieben, wie das Denken der Menschen ist, die nicht teilen wollen. Mit der daraus folgenden Grundhaltung halten sie ein Wirtschaftssystem aufrecht, das die Mehrheit der Weltbevölkerung und die Natur rücksichtslos ausbeutet. Diesen Menschen legt Pablo Richard folgende Worte in den Mund: 

„ Wenn schon nicht genug für alle da ist, dann soll wenigstens genug für mich da sein. 

Wenn schon nicht genug für alle da ist, dann soll wenigstens genug für unsere Staatsbürger da sein, nicht für die Ausländer.
Dann soll wenigstens genug für mein Land da sein, nicht für andere Nationen. 

Dann soll wenigstens genug für Europa und die USA da sein, nicht für die unterentwickelten Länder, für die islamischen Länder, für die Inder.
Dann soll wenigstens genug für die Weißen da sein, nicht für die Afrikaner und die indigenen Völker. 

Dann soll wenigstens genug für die Männer da sein, nicht für die Frauen.

Dann soll wenigstens genug für die da sein, die arbeiten und produzieren,
nicht für die Arbeitslosen und die Ausgeschlossenen,
nicht für die Alten,
nicht für die Jugendlichen, die weder studieren noch arbeiten,
nicht für jene Kinder, die keine Zukunft haben. 

Dann soll wenigstens genug da sein für die, die schon auf der Welt sind,
nicht für die zukünftigen Generationen. 

Es wäre besser, sie würden gar nicht geboren.“ 

Welche Grundhaltung habe ich? Ist es die Grundhaltung derer, die nicht teilen wollen, oder ist es die Grundhaltung Jesu, der in dieser Hl. Messe zum Brot für alle wird? Sind wir bereit uns von ihm verwandeln zu lassen, der sein Leben hingegeben hat für das Leben der Welt?  

Stellen wir uns diesen Fragen, jetzt hier in der Kirche und jeden Tag neu, im Alltag. Es sind Fragen, an denen sich die Zukunft des Planeten und unser ewiges Heil entscheiden.


P. Dr. Franz Helm SVD