17. Sonntag im Jahreskreis (C)

Predigtimpuls

Ins Lot kommen, Gleichgewicht finden

1. Lesung: Gen 18,20-32
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: Kol 2,12-14
Evangelium: Lk 11,1-13

Schwestern und Brüder im Herrn!

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Viele Menschen sind unterwegs, auch aus unserer Pfarre. Man vermisst sie. Man denkt an sie. Wo ist diese oder jene Familie? An welchem Strand werden sich wohl die Kinder gerade amüsieren oder in welchen Bergen herumklettern.

Man denkt an die anderen. Und man hofft und betet, dass sie alle wieder sicher und gut erholt nach Hause kommen.

Urlaubszeit – Zeit der Erholung – Zeit, sich selber wieder ein wenig besser ins Gleichgewicht zu bringen. 

Ja das brauchen wir. Die Anstrengungen während des Jahres, die Aufgaben in der Familie und im Beruf, holen uns nicht selten aus dem Gleichgewicht. 

Da sind solche Tage und Wochen der Ruhe wichtig. Damit alles wieder ein wenig besser ins rechte Lot kommt. Ein Gleichgewicht von Anstrengung und Ruhe ist wichtig für unsere Gesundheit.


Die Texte dieser Sonntage scheinen auch ein wenig dieses Ziel zu verfolgen: Ins Lot kommen ... das rechte Maß finden ... 

Vor 2 Wochen war es das rechte Maß an Gottes- Nächsten- und Selbstliebe. Du sollst den Herrn deinen Gott lieben, und deinen Nächsten wie dich selbst. Und das Beispiel des Barmherzigen Samariters sollte diese Forderung verdeutlichen. 

Wir Menschen sind Ebenbild Gottes. Und wenn wir sagen, dass Gott die Liebe ist, dann zeigt sich in der Liebesfähigkeit ganz besonders diese Ebenbildlichkeit. Die Fähigkeit zur Liebe ist wohl eines der schönsten Geschenke Gottes an uns. Die Fähigkeit andere zu lieben aber auch die Fähigkeit, die Liebe eines anderen Menschen annehmen zu können. Auch das ist nicht selbstverständlich und viele Menschen tun sich schwer damit. „Ich kann Liebe schenken und ich bin auch selber geliebt...“ – kann ich mir das auch mit frohem Herzen sagen? Kann ich spüren dass es gut tut, sich das zu sagen?

Aber auch die Liebe braucht das rechte Maß, braucht das Gleichgewicht. Wer nur die Liebe verschenkt und sie nicht auch selber erfährt, der verdorrt. Wir dürfen und müssen sogar auch das Geliebt-Sein suchen und einfordern. Sonst bleiben wir auf der Strecke. Sonst kommen wir aus dem Gleichgewicht.

Urlaubszeit – eine Zeit, die Liebe in unserem Leben wieder besser ins rechte Lot zu bringen: die Liebe zu Gott, zu unserem Nächsten und, ganz wichtig, auch die Liebe zu uns selber.

Das Gleichgewicht an Liebe – der Sonntag vor zwei Wochen.

Letzten Sonntag ging es dann um ein anderes Gleichgewicht. Am Beispiel von Maria und Martha durften wir über unser Leben nachdenken. 

Das Aktiv-Sein und das einfach nur passiv Zuhören – wie haben diese beiden Seiten in meinem Leben Platz? Gebe ich jedem genügend Raum? Bin ich da im Gleichgewicht?

Urlaubszeit: Das fleißige Sorgen und Kümmern der Martha ein wenig zurückstellen und die Maria in uns pflegen.

Und dann die Texte vom heutigen Sonntag:

Auch hier erkenne ich eine Sorge um ein Gleichgewicht: Um ein rechtes Maß an Geben und Empfangen. Das „Sich-Erbitten“ und das „Weiter-Geben“ will auch im rechten Lot sein.

In der Lesung geht es um das Bitten, und Abraham wird uns geradezu als Lernbeispiel gegeben wie wir Gott bitten dürfen. Und das ist sogar mehr als Bitten. Das ist ja schon ein richtiges Feilschen, ein Betteln um das Letzte, das sich noch herausholen lässt. Ja, wir dürfen so mit Gott reden. So dürfen wir ihm unsere Anliegen vortragen. Gott lässt sich bedrängen. Wir dürfen in unseren Anliegen zu ihm kommen, immer wieder. Das kann befreiend sein. Es tut gut sich einzugestehen, dass wir einfach nicht alles selber schaffen können – und auch gar nicht müssen. Wir müssen nicht alles selber regeln. Wir dürfen uns auch etwas erbitten – von Gott (so wie Abraham in der Lesung) und von anderen (so wie der Freund im Evangelium). An der Tür des Anderen klopfen, selbst wenn es Mitternacht ist. Die Freundschaft einfordern, wozu hat man Freunde. Es tut gut sich öfter auch selber zu sagen: „So, jetzt kann ich nicht mehr. Jetzt brauche ich Hilfe.“ Das tut gut. So oft geben wir. So oft helfen wir anderen. So oft kommen Menschen zu uns und bitten um Hilfe, klopfen an unserer Tür. Das brauche ich aber selber auch und das darf ich auch. Ich kann nicht nur geben. Ich muss auch empfangen dürfen.

Urlaubszeit: sich auch hier um ein Gleichgewicht bemühen. 


Ausgeglichene Menschen, Menschen die im Lot sind ... ich glaube, das ist ein großes Ziel, ein Lebensziel vielleicht. Etwas, um das wir uns immer wieder bemühen müssen. Das rechte Maß finden ...:

  • ... an Gottesliebe, Liebe zum Nächsten und zu sich selber.
  • ... an aktiv sein müssen und auch passiv sein dürfen.
  • ... an Geben, dem Anderen helfen und empfangen, sich helfen lassen.

Sommerzeit, Urlaubszeit – Zeit, das alles wieder ein wenig besser einzuüben.

 

P. Josef Denkmayr SVD