Hl. Josef Calasanz (g)

Predigtimpuls

Zum hl. Jahr der Barmherzigkeit

Lesung: Röm 8,15-25
Evangelium: Mt 10,16-25

Der Volksmund bringt es auf den Punkt: „Ein Unglück kommt selten allein“.
Das kennen sie doch auch, wenn sie von einem Schicksalsschlag nach dem anderen getroffen werden? Man hat das Gefühl: alles um einem herum bricht zusammen. Alle Pläne für die Zukunft, alles, was man sich in Gedanken so schön zu Recht gelegt und ausgemalt hat – verpufft mit einem Mal! Und wieder sagt weiß der Volksmund: „Der Mensch denkt und Gott lenkt“.

Aber mal ehrlich: so leicht steckt man solche Erfahrungen doch nicht weg, oder. Die Erfahrung des Kreuzes bleibt keinem, besonders denen, die es mit der Nachfolge ernst meinen, erspart.

Als der hl. Arnold Janssen, der Gründer der Steyler Missionare (Gesellschaft des göttlichen Wortes), die ersten Schritte zu einem deutschen Missionshaus in Steyl machen wollte, stieß er auf harten Widerstand und zwei seiner Gefährten verließen aufgrund der unterschiedlichen Ansichten „das Boot“. Arnold später dazu: `Ich hatte das Gefühl, ans Kreuz geschlagen zu werden.´

Josef Calasanz wurde im Jahr 1557 in der kleinen Stadt Peralta de la Sal im Norden Aragons, Spanien, geboren. Der begabte Sohn eines Schmieds wollte seit seinem dreizehnten Lebensjahr Priester werden. nach dem Studium der Theologie und Rechtswissenschaften wurde 1575 zum Priester geweiht. Sein Bischof sandte ihn als Visitator in die Pfarren, um bei der Umsetzung der Reformen des Konzils von Trient zu helfen, das 1563 zu Ende gegangen war.

Im Alter von 35 Jahren reiste Josef nach Rom, die Gründe für diese Reise blieben bis heute unbekannt. 

Die Stadt war verschiedentlich von großen Überschwemmungen des Tibers, darauf folgenden Seuchen und Hungersnöten heimgesucht worden und die Not der Bevölkerung war groß. Männer zogen zu Raubzügen aus und viele Kinder lebten eltern- und haltlos in den Straßen. 

Da Josef keine ihn befriedigende Aufgabe fand, begann er Arme und Kranke in den heruntergekommenen Vierteln der Stadt zu besuchte. So kam er auch mehr oder weniger zufällig nach Trastevere, ins Armenviertel auf der anderen Seite des Tibers. In der Kirche Santa Dorotea betrieb der Pfarrer eine kleine Schule, unterrichtete Katechismus, Lesen und Schreiben, doch war die Schule nicht kostenlos. Calasanz überredete den Pfarrer, das Schulgeld zu streichen, und übernahm aus seinen eigenen bescheidenen Mitteln die Kosten. Nach der größten Überschwemmungskatastrophen der römischen Geschichte die Stadt 1598 beschloss Calasanz, der praktisch die Schule führte, sie näher ins Stadtzentrum zu verlegen. Finanzielle Schwierigkeiten zwangen ihn zur Gründung eines eigenen Werks mit dem Namen „Fromme Schulen“. Mit der Unterstützung verschiedener Päpste wuchs das Werk und bald besuchten 1200 Schüler den Unterricht. 

Josef war ein praktisch denkender Mensch. Der Lehrplan umfasste neben Lesen und Schreiben auch kaufmännisches Rechnen und die sich langsam entwickelnden Naturwissenschaften, wie Hydraulik, Ballistik, Kartografie und Uhrenherstellung. „Diese Wissenschaft und ihre Praxis sind sehr nutzbringend für die Armen. Sie finden so Aufnahme in Banken, Magazinen und anderen Bereichen des Geschäftslebens.“

Daneben verfolgte Calasanz das Ziel, für sein Werk Ordensstatus zu erreichen. 1621 war es dann so weit und Papst Gregor XV. genehmigt den Orden der Frommen Schulen (Piaristen). Das Werk wuchs und aus ganz Italien kamen Anfragen nach Gründungen von Piaristenschulen.

Doch wo Sonne ist, gibt es auch Schatten und wo gehobelt wird, fallen Späne. Neben all dem Erfolg, wuchs auch die Opposition. Öffentliche, kostenpflichtige Schulen oder solche in der Trägerschaft anderer Ordensgemeinschaften fürchteten die Konkurrenz und suchten die Piaristen in Misskredit zu bringen. Aber was noch viel schlimmer wog, war Machtgehabe, Neid und Missgunst aus den eigenen Reihen der Mitbrüder. Sie gönnten Josef den Erfolg nicht und versuchten mit Verleumdung, Verrat und Verbreitung von Unwahrheiten den Heiligen zu demütigen und ihm die Leitung aus den Händen zu reißen. Die Machtspiele gingen so weit, dass Josef vor der Inquisition Rede und Antwort stehen musste und der Orden aufgelöst wurde. Calasanz schieb dazu: „Ich kann nicht glauben, dass etwas so nutzbringendes, etwas, das in ganz Europa so erwünscht war und sogar von den Ketzern gelobt wurde, so leicht durch menschliche Böswilligkeit zerstört werden konnte“.

Am 24. August 1648 schlief Josef Calasanz im Alter von 91 Jahren, umgeben von seinen Mitbrüdern, die ihm in all den Wirren die Treue gehalten hatten, friedlich ein. Sein Lebenswerk lag in Trümmern und wurde erst 1669 von Papst Clemens IX. als Orden wieder hergestellt.

Zu seinem 100. Todestag wurde Josef Calasanz selig- und 1767 heiliggesprochen. Papst Pius XII. ernannte ihn 1948 zum Patron der christlichen Volksschulen.

Trotz so vieler Rückschläge und so viel Widerstand, Josef blieb seiner Berufung und seinem Werk treu, weil er im Innersten spürte: es ist Gottes Wille. Vielleicht fand er ja auch im Römerbrief Trost: „Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“(Röm 8,18).



Zu großen Teilen der Predigt liegt folgender Artikel zugrunde, den in seiner Gänze sich zu lesen lohnt: Roland Machatschke, Josef Calasanz – Ein moderner Heiliger 

http://www.piaristen.at/stthekla/Calasanz_moderner_Heiliger.pdf 

Prof. Roland Machatschke ist Journalist und Mitglied des Beirats des Piaristenordens

 

P. Karl Jansen SVD