Aschermittwoch

Predigtimpuls

„Wir haben euch auf der Flöte (Hochzeitslieder) gespielt, und ihr habt nicht getanzt“ (Mt 17,11).

1. Lesung: Joël 2,12-18
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: 2Kor 5,20 - 6,2
Evangelium: Mt 6,1-6.16-18

„Wahre Freude ist eine ernste Sache.“ Diesen Satz von Don Bosco kann man auch rückwärts lesen: Eine ernste Sache führt zu tiefer Freude. So ist christliches Fasten gemeint. Das Evangelium vom Aschermittwoch ist wie eine Ouvertüre. Es gibt das Grundthema vor: Bei allem Ernst mit Aschenkreuz, Nahrungsverzicht, Gewissenserforschung, „macht kein finsteres Gesicht…, vielmehr salbe dein Haar und wasche dein Gesicht.“ Richte deinen Blick nicht eitel in den Spiegel oder auf die Waage, sondern wende dich aus der Herzensmitte deinem Gott zu. Der, den die Bibel bezeugt, schaut auch dich an, nicht als Richter, sondern als Vater, der dich versteht. Wenn du in dir Ähnlichkeiten mit dem Sohn in der Ferne beim Schweinehüten entdeckst (vgl. Lk 15,15), musst du ihn nicht durch Selbstkasteiungen umstimmen. Er ist schon auf deiner Seite und wartet auf dich. Du musst dich ihm nur anvertrauen, ihn machen lassen. „Lasst euch mit Gott versöhnen“, variiert Paulus die Fastenouvertüre (2 Kor 5,20). 

In den biblischen Texten steht Fasten meist im Zusammenhang mit Zerknirschung, Selbstkasteiung, Umkehr zur alten Gesetzesordnung. Leid und Unglück wurden als Zornesausbruch Gottes und gerechte Strafe verstanden. Daher liegt über dem Fasten eine Düsternis. Gottesfurcht ist oft nicht das ehrfurchtsvolle Erschauern vor dem unfassbaren Geheimnis Gottes, sondern blanke Angst vor seiner Wut. 

Jesu Grundmotiv seiner Verkündigung war zwar auch die Umkehr, aber nicht die „Rück“-kehr zur alten einengenden und oft unerfüllbaren Gesetzesordnung, sondern die Orientierung auf einen neuen Weg hin. Der früheste Name der „umgekehrten“ Nachfolger Jesu war „die vom neuen Weg“. Begrabt eure Gottesvorstellungen! - so lautet die Botschaft Jesu. Der Vater hat mich nicht gesandt zu richten, sondern zu heilen. Er ist barmherzig. In diesem Sinne dürft ihr, sollt ihr umdenken, euch bekehren. Das griechische Wort meta-noein bedeutet, seinem geistigen Vermögen eine andere Richtung geben, oder modern: ein Paradigmenwechsel ist fällig. Das ist eine ernste Sache. Sie kann gefährlich werden, lebensgefährlich sogar, wie die Kreuzeskatastrophe Jesu zeigt. Aber seine Botschaft ist frohmachend: Befreiung, Heilung, aufrechter Gang, Lust auf Leben, Hochzeitsfest.

Er war mit seiner Verkündigung nicht besonders erfolgreich. Am Ende sind ihm nur ein paar Getreue geblieben. Man hat ihn zwar als Eventperson umdrängt, aber bei Umkehr haben die meisten Menschen Bahnhof verstanden. Diese Enttäuschung zeigt sich in dem Gleichnis von den Kindern, die auf der Straße spielen und zanken: „Wir haben für euch auf der Flöte (Hochzeitslieder) gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen.“ (Mt 11,17)

P. Dr. Gerd Birk SVD