Zum Rosenkranzfest

Predigtimpuls

Rosenkranz

Lesung: Apg 1,12-14
Evangelium: Lk 1,26-38

Ein Priester, der lange Jahre in russischer Gefangenschaft leben musste und dort auch gestorben ist, konnte noch kurz vor seinem Tode durch einen Mittelsmann ein Päckchen an den Heiligen Vater überbringen lassen. In diesem Päckchen befanden sich ein Glas und der Deckel einer Konservendose, die ihm bei der Feier der hl. Messe als Kelch und Patene dienten, ein kleines Stück Papier, auf das er ein Treuegelöbnis zur Kirche und zum Papst geschrieben hatte, und schließlich ein Rosenkranz, den er aus gekneteten Brotkügelchen gefertigt hatte. 

Der Priester wollte damit erklären, was ihm bei all dem Hungern und den Schikanen der Gefangenschaft Trost und Kraft gegeben hatte: die Gegenwart Christi im Altarssakrament, die Treue zu Papst und Kirche, das Beten des Rosenkranzes.

Das Rosenkranzfest 

Wenn wir am 7. Oktober das Rosenkranzfest feiern, ist ein kurzer geschichtlicher Rückblick angebracht: Die Invasion der Türken in das Abendland wurde endgültig aufgehalten durch die Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571. Es war der Sieg einer rosenkranzbetenden Christenheit. Papst Gregor XIII. führte zum Dank im folgenden Jahre das Rosenkranzfest am 7. Oktober ein. Nach einem ähnlichen Siege bei Peterwardein im Jahre 1716 wurde das Fest in den allgemeinen kirchlichen Kalender aufgenommen. Durch die Jahrhunderte hat das Rosenkranzgebet in vielen Nöten und Gefahren die Christenheit begleitet. 

Der Oktobermonat dieses Jahres 2017 mit dem Rosenkranzfest hat seine eigene Prägung […] und erhält eine besondere Note durch den 100. Jahrestag der 6. Erscheinung am 13. Oktober 1917 in Fátima. Bei dieser letzten Erscheinung, die mit dem Sonnenwunder vor 70 000 Zeugen weltweit Aufsehen erregte, sagte Maria zu den Kindern: „Ich bin unsere Liebe Frau vom Rosenkranz.“


Der Rosenkranz in unserer Zeit 

Große Männer der Geschichte haben sich nicht gescheut, in den Nöten des Alltags und den Sorgen der Völker zum Rosenkranz zu greifen. 

Denken wir nur an Windthorst, den machtvollen Kämpfer für die Rechte der Kirche im Kulturkampf In den Sitzungspausen des Reichstags sah man ihn in den Wandelhallen den Rosenkranz betend auf und ab gehen. – Konrad Adenauer war Mitglied der „Blauen Armee“ (heute: Fatima-Weltapostolat), die sich zum täglichen Beten des Rosenkranzes verpflichtete. Denken wir auch an unsere Päpste. Papst Leo XIII. schrieb fast in jedem Jahr seines Pontifikates zu Beginn des Oktobers ein Rundschreiben über den Rosenkranz. Papst Paul VI. sagte in seiner Marienenzyklika: 

„Ich möchte das Anliegen meiner Vorgänger aufgreifen und fortsetzen und besonders das Rosenkranzgebet in den Familien empfehlen. Weil die Familie eine Kirche im kleinen ist, eine wirkliche Hauskirche, muss in ihr auch das gemeinsame Gebet gepflegt werden. Das schönste Gemeinschaftsgebet der Familie ist aber der Rosenkranz der seligsten Jungfrau Maria.“ – Und Papst Johannes Paul IL sagte es ganz schlicht: „Der Rosenkranz ist mein Lieblingsgebet.“ 


Mein und dein Rosenkranz 

Der Rosenkranz ist nicht das Gebet der Gedankenlosen, sondern der Nachdenkliehen. Er ist das Gebet der Menschen, die noch die Fähigkeit haben, von der äußeren Betriebsamkeit abzusehen und sich nach innen zu wenden. 

Wir leben in einer Zeit ständig wechselnder Eindrücke. Es ist eine unkonzentrierte Zeit. 

Und doch: Es gibt nicht wenige Menschen, die unter der Hast der Arbeit und dem ständigen Leistungsdruck leiden, sich nach Einkehr und Stille sehnen. Der Rosenkranz kann da echte Hilfe sein. 

In Ruhe die Geheimnisse des Lebens (freudenreicher Rosenkranz), der Hoffnung (lichtreicher Rosenkranz), des Leidens (schmerzhafter Rosenkranz), der Verherrlichung (glorreicher Rosenkranz) und des Trostes (trostreichen Rosenkranz), Jesu und seiner Mutter Maria zu betrachten, ist eine echte Gnade und ein Schritt näher zu Jesus, ein Schritt zu innerer Ruhe und Zufriedenheit. Man könnte sagen: Der Rosenkranz ist ein „gebeteter Katechismus“. 

In unserer glaubensschwachen Zeit brauchen wir Hilfe, brauchen wir Hinführung zu den Geheimnissen des Glaubens. Wir sollten so ehrlich sein und uns fragen: Was ist eigentlich aus unserem Religionsunterricht geworden? Ist er noch Glaubensunterweisung? – Und eine zweite Frage: Beten wir noch, beten wir genug? Beten wir in den Familien?

„Ihr sollt allezeit beten und nicht nachlassen!“ 

Das Rosenkranzfest, der Rosenkranzmonat, […] sind uns also in der jetzigen Weltlage Mahnung und Ansporn, den Anruf Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz besser zu hören, tiefer zu erfassen und treuer zu befolgen: „Betet – betet den Rosenkranz!“ 

Sie steht uns bei, die Mutter Christi – die Mutter der Kirche – unsere Mutter.
Deshalb beten wir: „Königin des […] Rosenkranzes, bitte für uns, und rette die Welt!“

P. Dr. Josef Schmitz SVD - [Anmerkung der Redaktion: Die von P. Schmitz verfasste Predigt – mit leichten Anpassungen durch die Redaktion - wurde bereits veröffentlicht in: DIE ANREGUNG, Nettetal 1987; S. 423-425]