16. Sonntag im Jahreskreis (A)

Predigtimpuls

Vorurteile – Unkraut in uns

1. Lesung: Weish 12,13.16-19
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: Röm 8,26-27
Evangelium: Mt 13,24-43
Oder: Mt 13,24-30

Zeit der Ernte: gute Früchte - dazwischen auch das Unkraut 

Bild für unser Inneres: in jedem Menschen: Anlagen zum Guten und auch zum Bösen ("zwei Seelen wohnen in meiner Brust")

Es zieht uns in zwei Richtungen. Es ist unser freier Wille, der entscheidet, welchen Weg wir einschlagen, welche Anlagen wir in uns fördern.
Bsp.: …

Das gilt für uns selber, das gilt auch in Bezug auf unsere Mitmenschen.
Eines ist uns Menschen noch gemeinsam (vgl. Lesung): dass wir nicht in den Mitmenschen hineinschauen können. 

Wir können …
• sein Äußeres erkennen
• Worte hören/ Taten sehen … 

Aber nicht: die Motivation, die Beweggründe, ob er es gut oder wirklich böse gemeint hat.

Oft empfinden wir Taten und Worte von Mitmenschen als Verletzung, als "Zumutung", meinen, es sei bös gemeint (wie Unkraut) und fangen an "auszureißen", indem wir keppeln, grantig werden, zurückschlagen, zurechtweisen.

Wirkung davon:
• Unfriede, dicke Luft
• führt nicht zur Besserung des Nächsten
• wir erkennen durch die verurteilende Haltung, erst recht nicht, was den Mitmenschen in seinem Tun bewegt

Nicht ausreißen, sagt Jesus. Tatenlos zuschauen, alles schweigend hinnehmen, runter schlucken? 

Nein! 

1) Zunächst vor Augen haben: Es kann immer sein, dass ich mich im Nächsten täusche, dass ich nicht den Hintergrund und den Beweggrund des anderen kenne

2) Bereitschaft, den anderen so anzunehmen, wie er eben jetzt ist (weil auch Gott mich so annimmt, wie ich bin) 

3) Bereitschaft, dem Nächsten sein Tun zu vergeben, auch wenn er es vielleicht wirklich böse gemeint hat (so wie Gott mir Vergebung schenkt)

4) das Herz des Nächsten gewinnen: für ihn eintreten bei Gott > führt zu einem Freiraum, indem man viel besser über alles sprechen kann; > eröffnet tiefere Sicht und tieferes Verständnis vom Nächsten

Diese Grundhaltung führt zu einem ganz anderen Umgang mit Konflikten und mit Meinungsverschiedenheiten. Diese Grundhaltung führt dazu, dass Mitmenschen eher bereit werden, aus freiem Willen das in ihnen noch aufkeimende Unkraut auszureißen. Und diese Grundhaltung lässt uns auch demütig bleiben: Denn wer ehrlich mit sich selbst ist weiß nur allzu gut, dass es noch so manches in uns selber "auszujäten" gibt.

Herr, stärke unseren Willen, statt Rechthaberei auszuleben für das Seelenheil des Nächsten einzutreten. Amen.

Pfr. Dr. Christoph Goldschmidt