17. Sonntag im Jahreskreis (A)

Predigtimpuls

Lebensweisheit durch Offenheit - Bezug zur 1. Lesung (Der junge König Salomo bittet Gott um ein hörendes Herz)

1. Lesung: 1Kön 3,5.7-12
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: Röm 8,28-30
Evangelium: Mt 13,44-52
Oder: Mt 13,44-46


Ein hörendes Herz

Um sein Volk gut regieren zu können, bittet der junge König Salomo am Beginn seiner Amtszeit Gott um ein hörendes Herz. Offenbar beschenkte Gott ihn mit der erbetenen Gnade, wie aus dem Leben des Königs hervorgeht. Der König erbaute den ersten Tempel in Jerusalem und führte sein Reich zu nie gekannter Blüte und Wohlstand.

Noch heute gilt er als Symbolfigur für Weisheit. Sogar im Islam wird er als Prophet Suleiman (Süleyman) verehrt. Ein salomonisches Urteil ist ein Spruch, der geschickt alle Seiten zufriedenstellen kann, ohne das Recht außer Acht zu lassen.

Salomos Weisheit hat sicherlich etwas damit zu tun, dass er offen war für andere. Nach der Beschreibung der Bibel förderte er nicht nur die Wirtschaft und pflegte weitreichende Handelsbeziehungen, sondern auch den kulturellen Austausch. Gleichzeitig öffnete er sich Gott gegenüber. Ihm wird auch die Sammlung der Weisheitssprüche und Psalmen zugeschrieben. Er ist damit ein wohltuendes Gegenbeispiel zu gegenwärtigen Herrschern wie Trump, Erdogan oder Putin.

Teilnahme an der Welt des anderen

Seine Weisheit beginnt mit dem „hörenden Herzen“. Gemeint ist die Fähigkeit anderen zuhören zu können. Beim Zuhören empfangen wir viel mehr als nur Informationen. Hören wir einem anderen zu, nehmen wir teil an seiner Welt. Die Ansichten des Sprechenden treffen sich mit den unseren, wir vergleichen beide und ziehen unsere Schlüsse. Auch Erfahrungen werden über das Sprechen und Hören ausgetauscht. Zusätzlich überträgt der Sprecher seine Gefühle auf uns. Durch das Zuhören nehmen wir teil am Leben des anderen. Dazu gehören die Sorgen und Nöte, die täglichen Freuden und Leiden des Sprechers. Mit Hilfe unseres Einfühlungsvermögens nehmen wir die Sorgen, Ängste und Freuden des anderen in uns auf. Finden wir Übereinstimmungen, sind wir unserem Gegenüber näher. In uns spiegeln sich dann seine Ängste, Freuden und sein Gemütszustand wider. Lacht unser Gegenüber, steckt es uns an. Weint es, machen seine Tränen auch uns betroffen und traurig. Dieses Mitgefühl macht uns menschlich.

Wenn wir Menschen zuhören oder beistehen, die in einer sehr schlechten Verfassung sind, sei es seelisch oder körperlich, nimmt das auch uns mit. Denn immer übertragen diese Menschen etwas von ihrem Leid auf uns. Deshalb bedeutet aktives Zuhören innerliches Arbeiten. Mitleid haben bedeutet dann mit-leiden. Jemand, der sich bei uns etwas von der Seele reden kann, fühlt sich danach etwas leichter und vielleicht sieht er ja nach dem Erzählen das Erlebte mit anderen Augen und findet zu einer neuen Einstellung.

Gott zuhören

Offensichtlich gelang das dem König Salomo gut. Er öffnete sich für andere Menschen und gleichzeitig für Gott und regt uns an, es genauso zu tun. Möchte man sich auf Gott einstellen, ist es wichtig, in sich hinein zu hören, z.B. mit der Frage: „Bin ich auf dem Weg Gottes?“ oder „Dient das, was ich sage, tue oder denke, dem Frieden und der Liebe?“ Wartet man auf eine ehrliche Antwort, hören wir die Stimme unseres Gewissens, das nach unserem christlichen Glauben geformt wurde. Auf Gott hören bedeutet auch, die Worte Jesu, die wir im Neuen Testament finden, immer wieder neu auf unseren Alltag zu beziehen. Die Worte Jesu sind seit 2000 Jahren immer dieselben, und sie werden immer wieder neu ins Leben übersetzt. Für uns ist es täglich eine Herausforderung anderen und uns selbst mit Respekt zu begegnen, andere und uns selbst zu schätzen. Es ist innerliche Arbeit. Sicherlich kann man sich diese Fragen bewusst vielleicht höchstens ein bis zwei Mal pro Tag stellen, weil wir im Alltag von vielen Dingen eingenommen sind. Und häufig geschieht es erst im Nachhinein. Stellt man sich diese Fragen aber öfter, verändert man seine innere Haltung und das ist entscheidend. Man wird offener für andere, man redet und handelt weniger unbedacht … Man lebt mehr im Einklang mit Gott.


Offen sein bedeutet, sich auf andere einstellen und sich in sie hinein versetzen. Offenheit für Gott bedeutet die Anliegen Gottes ernst nehmen, sein Leben mit seinen Weisungen vergleichen und mit ihm verbunden leben.

P. Oliver Heck SVD