Besinnung
Weish 6,12-16
Weish 6,12-16
Der Text
12 Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit; wer sie liebt, erblickt sie schnell, und wer sie sucht, findet sie.
13 Denen, die nach ihr verlangen, gibt sie sich sogleich zu erkennen.
14 Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, er findet sie vor seiner Türe sitzen.
15 Über sie nachzusinnen ist vollkommene Klugheit; wer ihretwegen wacht, wird schnell von Sorge frei.
16 Sie geht selbst umher, um die zu suchen, die ihrer würdig sind; freundlich erscheint sie ihnen auf allen Wegen und kommt jenen entgegen, die an sie denken.
Textbetrachtung
Wenn alte religiöse Überlieferungen mit einem modernen Denken zusammentreffen, entstehen nicht nur Konflikte. Es bieten sich auch Chancen. Das Buch der Weisheit kann das bezeugen: Es verbindet jüdische Identität mit griechischem (hellenistischem) Gedankengut. In der Zeit von 80-30 v.Chr. ist dieses späteste Buch des Alten Testamentes in Alexandrien, dem damaligen Zentrum hellenistischer Wissenschaft entstanden.
12 Unvergänglich ist die Weisheit, ihre Strahlkraft kann, wer sie liebt, schnell erblicken. Und wer nach ihr sucht, wird sie auch finden.
13 Wer nach Weisheit verlangt, dem gibt sie sich auch schon bald zu erkennen.
14 Schon vom frühen Morgen an sitzt sie personifiziert vor der Tür eines Weisen, der nach ihr sucht.
15 Es ist vollkommene Klugheit, wenn jemand über die Weisheit nachsinnt. Und wer sogar ihretwegen noch Nächte durchwacht, wird schnell von Sorge frei, weil sie ihn befähigt, die hilfreiche Weisung der Tora zu erkennen und auch die ethischen Normen hellenistischer Philosophie und Lebenspraxis zu befolgen.
16 Wie ein Person geht die Weisheit selbst umher und such diejenigen, die sie verdient haben. Auf allen Wegen erscheint sie ihnen freundlich und kommt jenen entgegen, die an sie denken.