Bedeutung

16. JANUAR

Die, die im Rampenlicht oder auf der Stufenleiter der gesellschaftlichen Hierarchie ganz oben stehen, bestimmen nicht den Lauf der Welt: die Politiker, die Bosse der großen Unternehmen, die Generäle, die Chefredakteure der großen Tageszeitungen oder die Intendanten der Bühnen und Fernsehanstalten. Sie bestimmen vielleicht mit und üben Einfluss aus, aber sie stellen nicht die Weichen für die Zukunft. Denn den so mächtig erscheinenden Entscheidungsträgern sind oft Grenzen gesetzt. Sie sind meist abhängig und dürfen meist nur, was ihre Wähler, ihre Käufer, ihre Zuschauer oder Abonnenten ihnen erlauben. Weil sie sich um deren Gunst bemühen müssen, sind sie oft nur Vollzugsbeamte und nur selten die Bestimmenden.
Bei den feinsten Schachzügen des Weltgeistes – meint Ernst Jünger – rücken meist die unbedeutenden Figuren vor.- Im Verlaufe der Geschichte geschah es oft, dass der Fürst oder Feldherr zu tun hatte, was die unruhig gewordenen Soldaten, Bürger oder Bauern von ihm verlangten, oder dass Studenten oder Revoluzzer einem Volk ihre verworrenen und ideologieverseuchten Ideen aufzwangen.
Wir achten zu viel auf die Darsteller, die vorne auf der Bühne stehen. Die großen Dinge geschehen fast nie auf offener Bühne: da werden sie nur nachgespielt, sie geschehen eher hinter den Kulissen. Die großen Dinge werden meist von den vielen vollbracht, die kaum beachtet Tag für Tag, an dem Platz, an den sie gestellt wurden, das tun, was sie für gut und richtig halten.

Walter Rupp, SJ