Das Beste

Man wird gegenüber einem Kind nachsichtig sein müssen, wenn es nicht immer konzentriert dem Unterricht folgt

Heute kann man häufig die Beteuerung hören: Ich werde mein Bestes geben! Aber muss es das Beste sein? Warum reicht es nicht, dass man sich nach Kräften einsetzt? Ist es überhaupt sinnvoll, immer sein Bestes zu geben? So ruiniert man den Motor, den man immer auf vollen Touren laufen lässt. Wer hält das aus, dass er sich pausenlos Höchstleistungen abfordert? So erzeugt man Stress. So rast man auf dem schnellsten Weg in den Burn-out. Man wird gegenüber einem Kind nachsichtig sein müssen, wenn es nicht immer konzentriert dem Unterricht folgt, weil nicht alles, was in einem Unterricht gesagt wird, von Bedeutung ist. Kein Lehrer kann pausenlos Weisheiten von sich geben. Der kluge Student sortiert deshalb, während er zuhört, was sich nicht aufzubewahren lohnt und was er speichern will. Er erlaubt sich abzuschalten, wo Zuhören Geistverschwendung wäre. Er hört mit gedrosselter Aufmerksamkeit zu und spart so Kräfte, um hell wach zu sein, wenn Konzentration angebracht ist. Der erfahrene Bergsteiger wird, statt forsch voranzugehen den gleichmäßigen Trott wählen. Auch der Marathon-läufer holt nicht gleich das Letzte aus sich heraus. Er wird das Tempo langsam steigern. Unter den Burn-out-Patienten, den Ausgebrannten, befinden sich die, die nicht gelernt haben, mit ihren Kräften hauszuhalten. Es sind die Raser, die Tempo-Sünder, die ein Tempo vorlegen, das auf Dauer nicht zu halten ist.


Walter Rupp, SJ