Namen

Immer gab es Menschen, die gegen den Namen, der ihnen mitgegeben wurde, etwas hatten.

Niemand trägt den Namen Judas, Nero oder Adolf gern. Aber wer – wie Findlinge - keinen Namen hat, fühlt sich heimatlos in unserer Welt. Namenlos sein, ist ein Alptraum. 

Immer gab es Menschen, die gegen den Namen, der ihnen mitgegeben wurde, etwas hatten. Philipp Melanchthon wollte nicht mehr Philipp Schwarzerdt heißen, Jean Paul nicht mehr Friedrich Richter, Novalis nicht mehr Friedrich von Hardenberg, Kurt Tucholsky nicht mehr Theobald Tiger, und Lenin nicht mehr Uljanow. 

Schon der erste Papst, der Simon hieß, nannte sich, weil Jesus ihn Kephas, der Fels, nannte, Petrus. Päpste, die seitdem mit ihrer Wahl zum Papst einen neuen Namen wählen, geben damit an, in welchem Geist sie die Kirche führen möchten. Saulus drückte mit seiner Namensänderung die Markierung einer Lebenswende aus: dass er nicht mehr der sein will, der er einmal war. Und jeder, der mit seinem Ordenseintritt einen neuen Namen annimmt, setzt damit ein Zeichen für den Neubeginn. Bei Eheschließungen war man bisher der Meinung, eine Frau solle ihren Namen ablegen, wenn sie ihre Verbundenheit mit dem Mann zum Ausdruck bringen will. Darüber denkt heute manche Frau anders. Sie kann nicht einsehen, warum es der Verbundenheit schadet, wenn sie ihre Eigenständigkeit bewahrt.

Namenstage und Geburtstage sollte man feiern, weil sie dem, der sonst kaum beachtet wird und nur immer einer unter vielen ist, das Gefühl vermittelt: Du bist es wert, dass man an Dich denkt und Dich, wenigstens einmal im Jahr, auf ein Podest stellt.


Walter Rupp, SJ