Weltall

Wie mit dem Makrokosmos ergeht es dem Menschen mit der Mikrowelt.

Wenn wir begriffen hätten, dass sich die Erde, ein unscheinbares Pünktchen im Milliardenheer sehr viel größerer Sterne, wie ein Stecknadelkopf in der Unendlichkeit der Räume bewegt, wir würden nicht hochstaplerisch vom Zeitalter der Weltraumfahrt reden. So redet nur, wer von den ungeheuren Ausmaßen des Weltalls keine Ahnung hat. Der Mensch kam mit seinen Ausflügen dem Weltall, das erst jenseits unserer Milchstraße beginnt, nur Millimeter näher. Die sogenannten Astronauten sind keine Weltraumfahrer. Sie sind vielleicht Planetenspringer oder Erdumrunder, die mit ihren Weltraumfähren, die Schneckenhäusern gleichen, den aussichtlosen Versuch unternehmen, Blitze im Schneckentempo zu überholen. Es wird nie möglich sein, Galaxien oder Sternenhaufen, die seit Jahrmillionen mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit unterwegs sind, auch nur einzuholen. 

Wie mit dem Makrokosmos ergeht es dem Menschen mit der Mikrowelt. Er muss auch da bei seinen Erkundungsversuchen einsehen, dass er an eine Grenze stößt. Auch der Mikrokosmos ist für ihn undurchdringlich. Auch er gibt seine Geheimnisse nicht preis. Die Frage, mit der sich die Philosophen lange quälten, ob Atome unteilbar sind, wurde gelöst: sie sind teilbar. Aber jetzt steht die Wissenschaft mit einem Mal vor neuen Fragen: ob Protonen und Neutronen auch noch gespalten werden können? Die Lösung eines Problems hat neue Fragen aufgeworfen.

Der Mensch, der oft etwas für unmöglich hielt, was dann doch möglich wurde und oft für möglich hält, was wirklich unmöglich ist, muss immer neu erkennen, dass es unüberwindbare Grenzen gibt. Er mag sich als der größte aller Zwerge und der kleinste aller Riesen fühlen, Mikroskop und Teleskop, zwingen ihn zur Einsicht, dass er ein Winzling ist.


P. Walter Rupp, SJ