Grundsätze

Höchstleistungen verlangen - nicht nur im Sport - ein langes, hartes Training.

Mit so radikalen, kraftmeierischen Sprüchen wie „Alles oder nichts“ und mit dem Motto: „Wenn schon, dann ganz!“, kann man vielleicht imponieren und den Eindruck von Entschlossenheit und Konsequenz erwecken, in Wahrheit verraten sie Wirklichkeitsferne und eine miserable Menschenkenntnis. Denn wo gibt es den, der fähig wäre, sich jeder Sache stets mit ganzer Kraft zu widmen? Die Sympathisanten solcher radikalen Sprüche fügen deshalb meist die Einschränkung bei: „Wenn schon nicht ganz, dann auch nicht halb; dann lieber nicht.“  

Die Aussage: „Lieber nicht als halb“, ist rundweg falsch, denn 50 oder 30 % sind mehr als nichts. Es ist durchaus auch für die vielen sinnvoll eine Schule zu besuchen, die nie Klassenbeste werden; Sport zu betreiben, obwohl für sie die Weltrekorde und Medaillen unerreichbar sind, und zu musizieren, auch wenn sie es nie zur Konzertreife bringen.

Höchstleistungen verlangen - nicht nur im Sport - ein langes, hartes Training. Man muss sich Erfolge meist mit Zähigkeit abtrotzen. Sie stehen immer ganz am Ende, wenn man fähig war, Misserfolge, durchzustehen. Fast alle großen Werke setzen sich zusammen aus vielen kleinen Taten, aus einer Vielzahl mutiger Anfänge und Mühen. 

Wer stets in Hochform ist, überfordert sich und andere. Man kann nicht immer hellwach, voll konzentriert und voll da sein. Man sollte bei den kleinen Aufgaben, für die ein verminderter Kraftaufwand ausreicht, nicht alles, was in einem steckt, mobilisieren, damit man noch Reserven hat, wenn man ganz gefordert wird.


P. Walter Rupp, SJ