Wissenschaft

In unserer Zeit klammert sich mancher an die Wissenschaft als vermeintlich festem Halt

Aristoteles nannte als Ziel der Wissenschaft, dass sie dem Menschen helfe, „Herrschaft über die Wirklichkeit auszuüben“. In der Tat konnte die Menschheit in der Vergangenheit mit ihrer Hilfe ihre Stellung gegenüber den Naturgewalten stärken. 

In unserer Zeit klammert sich mancher an die Wissenschaft als vermeintlich festem Halt, glaubt kritiklos an wissenschaftliche Ergebnisse, unterwirft sich blind dem Urteil von sogenannten Sachverständigen und ist überzeugt, dass durch Wissenschaft und Planung die Welt im Ganzen in Ordnung zu bringen sei. Mancher hofft sogar, dass sie eines Tages eine allwissende Maschine, den anthropomorphisierten Computer erfindet, der dem Menschen ebenbürtig ist: auch Gedichte und Kriminalromane schreiben, Erfindungen machen oder literarische Werke hervorbringen kann. 

Der Glaube an eine mit Allwissenheit und Allmacht ausgestattete Wissenschaft, ist noch nicht tot. Bei allem Respekt vor ihren Leistungen, sollte man ihre Grenzen nicht übersehen und nicht zu hohe oder falsche Erwartungen an sie stellen, als könne sie Ziele für das Leben geben. Der Techniker kann wohl den Gebrauch eines Fahrzeuges erklären, aber nicht begründen, wozu man es gebrauchen soll. Der Arzt kann wohl einem Patienten auf die Frage, wie es um seine Gesundheit steht, eine Antwort geben, aber nicht darauf, was er mit seiner Gesundheit machen soll. 

Der Wissenschaftler wird sich als Wissenschaftler für die Frage, wie man sein Leben gestalten soll und glücklich werden kann, nicht zuständig fühlen. Die Wissenschaft fragt nach dem, was ist, nach dem Wie und dem Woher. Die Religion fragt nach dem Wohin, nach dem Wozu. Sie will eine Antwort auf die Frage geben, was der Mensch tun oder unterlassen soll. Es geht ihr immer um die Werte, um das letzte Ziel.


P. Walter Rupp, SJ