Jesusliteratur

Jesusbücher sprechen auffallend oft von zwei Personen: vom Jesus der Bibel und dem Jesus der Kirche

Die vielen Bücher, die über Jesus von Nazareth geschrieben wurden, werden sich nie zählen lassen und sind ein Beweis, dass man ihm zu allen Zeiten ein Interesse entgegenbrachte, wie es niemand sonst erfahren hat. 

Merkwürdig ist, dass viele dieser Bücher nicht nur von Gläubigen geschrieben wurden. Oft sahen oder sehen sich auch Nichtgläubige veranlasst, ihren Zeitgenossen den Nachweis zu erbringen, dass dieser Jesus ein ganz "Anderer" war; ein ganz "anderes Anliegen" hatte und von den Christen "missverstanden" wurde. Dieses Jesusbücher sprechen auffallend oft von zwei Personen: vom Jesus der Bibel und dem Jesus der Kirche. Sie stellen gern beide einander wie Gegensätze gegenüber: den wirklichen und den erfundenen Jesus; den gepredigten und den Jesus der Evangelien. Heute wird gern die kühne und nicht ganz neue These aufgestellt: Der geglaubte und durch Jahrhunderte hindurch verkündete Jesus habe nichts mit der historischen Gestalt gemein. 

Die Zeit jedoch, in der man auf polemische oder gelehrte Weise nachzuweisen suchte, dass Jesus von Nazareth gar nicht gelebt haben kann, scheint endgültig vorbei zu sein. Auch seine schärfsten Gegner geben es inzwischen auf, sich auf Einwände dieser Art zu stützen. Die Einsicht hat sich durchgesetzt, dass eine Phantasiegestalt die Spuren, die er hinterlassen hat, unmöglich hinterlassen kann. Sein Andenken und sein Wort lassen sich nicht mehr aus der Welt vertreiben.


P. Walter Rupp, SJ