Katechismen

Jahrhunderte hindurch kam man ohne Katechismen aus.

Jahrhunderte hindurch kam man ohne Katechismen aus. Erst als es zur Glaubensspaltung gekommen war, hatte man das Bedürfnis, Glaubensinhalte festzuschreiben und sich gegen Irrlehrer abzugrenzen. Sie entstanden wie die Dogmen: Als der Glaube nicht mehr lebendig war und zu wanken begann. Dann sah sich die Kirche veranlasst, gegen die Zweifel Bollwerke zu errichten.
Seit der Zeit der Reformation galt der Katechismus als unentbehrliches Hilfsmittel für den, der sein Glaubenswissen festigen und vertiefen will. Sie wurden in der Absicht geschrieben, Gläubigen wie Suchenden eine Mini-Theologie mitzugeben, die in kurzen Sätzen das Wesentliche zusammenfasst und fähig macht, Schwankende oder Suchende zu stützen und Häretiker zu widerlegen.

Lange dienten Katechismen als Wegweiser in Glaubensfragen, als Orientierungshilfe oder Handbuch. Häufig wurden sie als Waffenarsenal oder Munitionsdepot gebraucht, aus dem man sich Munition und Wurfgeschoße gegen Un- oder Andersgläubige holte. 

Und nicht selten nahm man sie zur Hand, um eine schnelle Antwort auf Fragen zu erhalten, über die man sonst hätte nachdenken müssen. 

Aber wer interessiert sich heute noch für Katechismen? Welcher Gottsucher oder Zweifler greift nach ihnen? Sie haben weithin, sogar in der Glaubensunterweisung ausgedient. Aber woher beziehen die Menschen heute ihr Glaubenswissen? Woher eine Antwort auf ihre Glaubensfragen? Und wie tasten sich die Menschen heute an den Glauben heran?

Katechismen sind als Wegweiser für die, die das Gehen lernen möchten, und sonst vom Weg abkommen, als Krücken für Gehbehinderte, nicht ganz zu entbehren. Aber sie sind wie ein Skelett, das ohne Fleisch und Blut nicht leben kann. Für einen lebendigen Glauben reichen sie nicht aus.


P. Walter Rupp, SJ