Wissen

Das Internet, dieser Alleswisser, tritt als Universalgelehrter auf.

Das gab es noch nie. Erst unsere Zeit macht es möglich: dass man Wissen mit einem Mausklick abrufen kann. Ein Stichwort genügt, und schon zeigt der Bildschirm die Antwort. Der moderne Wissensautomat, das Internet, bietet Wissen, fein säuberlich abgepackt, wie eine Ware an, ein eingefrorenes Wissen, das man nach Erhalt nur aufzutauen braucht. Niemand muss noch, wenn er Wissen erwerben will, Mühen auf sich nehmen: in Bibliotheken gehen, Kurse und Vorträge besuchen, Zeitschriften lesen oder einen Experten zur Rate ziehen. 

Das Internet, dieser Alleswisser, tritt als Universalgelehrter auf, der nicht mehr - wie das gewöhnlich Lehrer tun - bei einer Frage erst einmal nachdenkt, um eine Antwort ringt, Zweifel überwinden oder eingestehen muss, dass er etwas nicht weiß. Er gerät nie – und das unterscheidet ihn von den Lehrern der Vergangenheit - in Verlegenheit. Die Bibel scheut sich nicht, zu berichten, dass Jesus bei seinen Unterweisungen oft zur Verwunderung der Leute keine Antwort gab, sondern eine Frage stellte: Was meint Ihr? Und zuweilen die Fragesteller mit dem Eingeständnis enttäuschte, dass er etwas nicht weiß, und das Ende der Welt nicht kennt. 

Der elektronische Universalgelehrte, das Internet, wird den Lehrer nie ersetzen können, weil es nicht gut ist, den Fragenden mit einer Antwort allein zu lassen. Er braucht einen, der seine Fragen behutsam aufgreift, die vielen Für und Wider kennt, der Antworten hinterfragen kann, und die noch ungetrübten Quellen kennt.


P. Walter Rupp, SJ