Interessen

Jeder wird ständig vor dieses Dilemma gestellt: Ob er sich für alles Interessante öffnen oder sich auf eine Sache konzentrieren will.

Edison, der große Erfinder, schrieb einmal in ein Gästebuch auf die Frage, wofür er sich interessiere: Für Alles! Aber wer kann sich schon für alles interessieren? Für jede Wissenschaft, für jede Religion, für jedes Land, für jede Neuerscheinung auf dem Büchermarkt, für jedes Fernsehprogramm und jede Rubrik in den Tageszeitungen? 

Jeder wird ständig vor dieses Dilemma gestellt: Ob er sich für alles Interessante öffnen oder sich auf eine Sache konzentrieren will. Er muss sich entscheiden, ob er Universalist oder Spezialist sein möchte, ob er viele oberflächliche oder wenige, aber gründliche Kenntnisse erwerben will und die Qualität der Quantität vorzieht. 

Die für alles offen sind, verirren sich schnell und geraten leicht in die Gefahr, in der Informationsflut zu ertrinken. Spezialisten waren ja immer gerade deshalb so erfolgreich, weil sie den Mut zur Einseitigkeit besaßen, sich auf einen Bereich konzentrierten, um in die Tiefe eindringen zu können. Aber sie werden von der Gefahr bedroht, dass sie am Ende Fachidioten werden, die den Kontakt mit den Menschen und der Weit verlieren. 

Der Mittelweg wäre das Richtige. Wir sollten bei aller Aufgeschlossenheit für alles Gute, Schöne oder Neue, aussortieren: Es lohnt sich nicht, alles, was den Augen oder Ohren angeboten wird, bei sich herein zu lassen. Die zu viel lesen, zu viel hören und zu viel sehen, gehören nur selten zu den Klugen oder Weisen. Außerdem tut es den Gehirnzellen nicht gut, wenn sie Fettpolster anlegen.


P. Walter Rupp, SJ