Die Christenheit

Da gibt es in der Christenheit die vielen, die mehr den Bergwanderern gleichen ...

… besteht aus sehr verschiedenen Menschen: Da sind die einen - es sind gewiss nur wenige -, die sich wie wahre Bergsteiger verhalten. Das große Ziel vor Augen, den Gipfel, den sie unbedingt erreichen möchten, bereiten sie ihren Aufstieg sorgfältig vor. Sie sind bereit, Entbehrungen auf sich zu nehmen. 

Da gibt es in der Christenheit die vielen, die mehr den Bergwanderern gleichen und ihren Aufstieg gemächlicher angehen. Auch sie haben das Gipfelkreuz als Ziel. Aber von der langen Wanderung ermüdet, kehren sie in der nächsten Almwirtschaft ein und beschließen dort, den Aufstieg nicht mehr fortzusetzen, sondern sich ins Gras zu legen und den Blick auf den Gipfel von der Alm aus zu genießen. 

Da gibt es unter den Christen auch die vielen Schlauen, die herausgefunden haben, dass man den Gipfel schneller und bequemer mit der Seilbahn erreicht und dabei nicht einmal die Schuhe wechseln muss. Sie setzen sich keiner Mühe und keiner Gefährdung aus und lassen sich hochbringen, um dann oben die nach stundenlangem Aufstieg ermüdeten und schweißgebadeten Bergsteiger ausgeruht und lächelnd zu empfangen. 

Schließlich gibt es die, die von unten mit dem Fernglas auf den Gipfel schauen und zusehen, wie sich die Bergsteiger auf den steinigen Pfaden mühsam fortbewegen, sich ängstlich an einem Seil festhalten oder in einer Wand nicht weiterkommen. Sie freuen sich, wenn sie die Abenteuer anderer kommentieren und kritisieren können, ohne sich selbst auf ein Abenteuer einzulassen. - Jeder Christ sollte sich fragen, zu welcher dieser Gruppen er gehört. 


P. Walter Rupp, SJ