Entstehungsgeschichte von Weihnachten

Im frühen Mittelalter übernahmen dann christliche Missionare germanische Bräuche, wie den Lichterbaum zur Wintersonnenwende,

Für die frühen Christen war nicht die Geburt Jesu, sondern seine Auferstehung, Ostern, das zentrale Fest. Erst im 2. Jahrhundert stellte man Berechnungen über das genaue Datum seiner Geburt an. Im Osten feierte man im 3. Jahrhundert das Fest Erscheinung des Herrn am 6. Januar, in Rom zur Zeit Kaiser Konstantins (+357) das Weihnachtsfest am 25. Dezember. Das bestätigt ein vollständig erhaltener römischer Kalender, der die Stadtgeschichte Roms enthält. Den 25. Dezember als Geburtstag Jesu wählte man vielleicht aufgrund einer älteren Berechnung, wahrscheinlich aber, weil die Christen dem Sol invictus (dem unbesiegbaren Sonnengott), den man zur Wintersonnenwende feierte, Christus, die wahre Sonne, entgegenstellen wollte. Das Geburtsfest Christi erhielt durch das Konzil von Nicäa (325) ein besonderes Gewicht, das kann man aus den Predigten der Kirchenväter schließen. So klagte Johannes Chrysostomus (357-407) in seiner Weihnachtspredigt über die Gläubigen, die nur an den hohen Festtagen die Kirche füllen: „Ihr alle seid heute wohlgelaunt, ich allein bin betrübt. Denn wenn ich den unermesslich reichen Schatz der Kirche betrachte, dann muss ich daran denken, dass, sobald das Fest vorüber ist, auch diese Schar uns wieder untreu wird. Welche große geistliche Freude wäre es, welcher Gewinn für die Seelen, wenn wir bei jeder gottesdienstlichen Versammlung die Mauern der Kirche so gefüllt sähen. Nun tun zwar Seefahrer und Steuerleute alles, das Meer zu durcheilen und zum Hafen zu gelangen; wir aber segeln ständig auf den stürmischen Wogen diesseitiger Geschäfte einher und treiben uns auf den Marktplätzen herum. Hier aber kommen wir kaum ein- oder zweimal im ganzen Jahr zusammen.“ 

Im frühen Mittelalter übernahmen dann christliche Missionare germanische Bräuche, wie den Lichterbaum zur Wintersonnenwende, und machten ihn christlich. Weihnachten wurde in Deutschland zum ersten Mal auf der „Bairischen Synode“ erwähnt und 813 auf der Mainzer Synode eingeführt. Die frühen Christen kannten die Weihnachtskrippe. Auf den Darstellungen aus den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung kann man das Jesuskind in der Futterkrippe liegend, mit den beiden Tieren Ochs und Esel sehen. Während die drei Weisen bereits um 500 ihre Geschenke dem Gotteskind bringen durften, durfte Maria erst im Mittelalter und sehr viel später Josef an die Krippe. Im 16. Jahrhundert setzte sich dann das Weihnachtsfest mit Christbaum, Krippe und Bescherung in den Privathäusern durch. Franz von Assisi, der 1223 in Greccio, statt einer Predigt das Weihnachtsgeschehen mit lebenden Tieren und Menschen darstellte, gab dazu den entscheidenden Impuls.


P. Walter Rupp, SJ