Wege zum Glauben

Heinrich Heine erkannte während seiner fortschreitenden Krankheit, wie töricht er war, als er über den Glauben spottete.

Moses erschrak vor einen brennenden Dornbusch, Samuel bei einem Traum. Petrus und Andreas folgten der Aufforderung Jesu: „Kommt und folget mir!“ Die beiden Johannesjünger wollten nur sehen, wo der Rabbi wohnt. Nathanael fand an dem Satz: „ein wahrhafter Israelit“, Gefallen. Zachäus wurde ein anderer, nachdem er aus Neugier auf einen Baum gestiegen war und Jesus gesehen hatte. Die Samariterin kam bei dem Gespräch über das lebendige Wasser, und Nikodemus bei einem Nachtgespräch über das Wiedergeboren-werden, zur Einsicht. Der römische Hauptmann wurde gläubig, als er unter dem Kreuz das Sterben Jesu miterlebte. Thomas legte seine Zweifel ab, als er seine Hand auf die Seitenwunde Jesu legen konnte. Paulus bekehrte sich, als er die Stimme hörte: „Warum verfolgst Du mich?“ Und Augustinus, als er eine Kinderstimme singen hörte: „Nimm und lies!“ und im Römerbrief den Satz gelesen hatte: „Ziehet Jesus Christus an und pflegt nicht das Fleisch zur Erregung eurer Lüste“. Ignatius von Loyola fing an, sich für die Bibel zu interessieren, als eine Kanonenkugel sein Bein zerschmettert hatte. Und Franz Xaver wurde durch das Bibelwort beunruhigt: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele Schaden leidet.“ Heinrich Heine erkannte während seiner fortschreitenden Krankheit, wie töricht er war, als er über den Glauben spottete. Und Charles de Foucault wurde in Nordafrika durch das Beispiel gläubiger Muslime angeregt, sich mit Gott zu befassen. Kardinal Newman fand zum Katholizismus durch das Studium der Kirchenväter. Sie waren – wie er bekennt, „die Leiter, auf der er in die Kirche eingestiegen ist.“ Der Kulturkritiker Karls Kraus suchte in der Auseinandersetzung mit den geistigen Strömungen seiner Zeit Orientierung und Halt in der katholischen Kirche. Gilbert K. Chesterton kam, als er an sich selbst zu zweifeln begann, zum Glauben. Und Paul Claudel hatte beim Besuch einer Weihnachtsmette in Notre Dame de Paris ein Bekehrungserlebnis. Edith Stein griff zu den Schriften der Theresa von Avila und fand darin den Schlüssel zum Glauben. Swetlana Allilujewa, Stalins Tochter, gingen die Augen auf nach dem Zusammenbruch des Kommunismus. Ernst Jünger, der in der Natur eine göttliche, geheiligte Dimension erkannte, konvertierte in seinem 100. Lebensjahr. Und Hans Frank, der Generalgouverneur von Polen, kehrte nach seiner Verurteilung als Kriegsverbrecher im Angesicht des Galgens zum Glauben zurück. Viele Wege führen zum Glauben: Nicht nur die Bibel, die Predigt und der Katechismus. Auch die Lektüre, ein Mitmensch, ein beglückendes oder ein bedrückendes Erlebnis, die Wissenschaft, eine Krankheit oder ein Erfolg, oder, oder, oder …


P. Walter Rupp, SJ