Bibel

Die Theologen konnten noch immer nicht das naive Bibelverständnis der vergangenen Jahrhunderte aus den Köpfen vieler Gläubigen vertreiben.

Die Theologen konnten noch immer nicht das naive Bibelverständnis der vergangenen Jahrhunderte aus den Köpfen vieler Gläubigen vertreiben. Weithin existiert die Meinung, die biblische Schöpfungsgeschichte sei das Protokoll eines Berichterstatters, der festgehalten hat, was bei der Erschaffung der Welt am 1., 2., oder 6. Tag geschah, so als wäre er dabei gewesen. Wenn er von Tagen spricht, meine er auch Tage von 24 Stunden. Viele stellen sich Gott vor wie einen Handwerker oder Künstler, der nach Menschenart die Erde formte, bis sie das Aussehen bekam, das sie heute hat, und schließlich aus der Rippe Adams eine Eva knetete. Ja, dass Gott auch, wie der Mensch, nach getaner Arbeit ruht. 

Mancher Gläubige glaubt wirklich, dass das Paradies ein Garten war, wo die wilden Tiere noch nicht wild waren, die stärkeren nicht über die schwächeren herfielen und sich vegetarisch ernährten. Er glaubt, dass auch die Schlange Füße hatte und sprechen konnte. Ja, dass Gott die Erdbeben, Vulkanausbrüche oder Überschwemmungen erst nach dem Sündenfall als Racheakt erfand und es den Tod nicht gäbe, wenn Eva und Adam standhaft geblieben wären und vom Baum des Lebens nicht gegessen hätten. 

Die Schöpfungsgeschichte will nicht erklären wie Gott die Welt geschaffen hat, sondern dass alles, was ist, geworden ist, weil Gott es wollte. Wer Schöpfungsgeschichte und Evolutionstheorie für unvereinbar hält, hat nicht verstanden, was die Schöpfungsgeschichte und was die Evolutionstheorie aussagen will.


P. Walter Rupp, SJ