Die Hörer haben das Sagen

22. Nov 2007

Für die kirchliche Verkündigung ist die Annäherung an die verschiedenen sozialen Milieus gefordert, erklärte Pater Dr. Gerd Birk SVD in seinem Vortrag der "St. Gabrieler Vortragsreihe" unter dem Titel "An-Klang religiöser Botschaft in unterschiedlichen Erfahrungsfeldern" am Dienstag, 20. November, im Missionshaus St. Gabriel.

Pater Birk ging in seinem Vortrag von der Vorstellung der Bevölkerungsgruppen in Deutschland aus, wie sie in der Milieuforschung des Heidelberger Instituts Sinus-Sociovision dargestellt werden. Darin wird die Bevölkerung in Gruppen auf drei Einkommensschichten und in drei Werttendenzen eingeteilt. Die Gruppen der drei verschiedenen Wertvorstellungen leben nebeneinander, ohne viel gemeinsam zu haben. Was der einen Gruppe für ihren Lebenssinn wichtig ist, kann für andere Gruppen bedeutungslos oder unverständlich sein. Die katholische Kirche ist vor allem in den drei Schichten der traditionellen Wertvorstellung vertreten.

Pater Birk erklärte, dass "mit der Verständnislosigkeit oder Ablehnung kirchlicher Angebote das religiöse Interesse in der Gesellschaft noch nicht abgetan" sei. Auch die modernisierenden und postmodernen Gruppen suchen nach dem Sinn ihres Lebens, "aber auf ihre eigene Weise", führte Pater Birk aus.

Für die Kirchen geht es darum, dem Sendungsauftrag Jesu treu zu bleiben. An Jesus sieht man, dass er "die Milieuüberschreitung zur Praxis seiner Verkündigung gemacht hat", erklärte Pater Birk. Seine Jünger kamen aus verschiedenen Gruppen, die sonst nichts miteinander zu tun hatten, wie etwa Fischer und Zöllner. Von dieser Praxis Jesu rührt das Wort des Augustinus her: "Die Hörenden sagen uns, den Verkündern, was wir ihnen zu sagen haben". Der Ausgangspunkt der Verkündigung der Kirchen muss also die Lebenswelt der Menschen sein. "Daher wird man bei der Verkündigung des Evangeliums mit den einzelnen Personen und Gruppen je nach ihren Voraussetzungen unterschiedliche Wege gehen", schloss Pater Birk seinen Vortrag.

Christian Tauchner SVD