35. Jahre Dialoginitiative St. Gabriel

27. Okt 2008

In der Akademie der Wissenschaft, Wien, fand ein besonderer Festakt statt. Gefeiert wurde "35. Jahre Dialoginitiative St. Gabriel" und die Herausgabe des Manifestes von VICIRoTa (Vienna International Christian-Islamic Round Table).

Pater Andreas Bsteh, Steyler Missionar, war und ist der Motor für das Laufen dieser Dialoginitiative über all diese Jahre. Peter Schuster, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, bedankte sich bei Pater Bsteh für die fruchtbare Zusammenarbeit im Dialog der Religionen. Für Schuster kann sich das Misstrauen in der Welt nur in ein Vertrauen wandeln, durch das Kennenlernen. Und der Weg des Kennenlernens ist der Dialog.

 

Alois Mock, ehemaliger Außenminister, der aufgrund seiner Krankheit durch seinen Vertreter Josef Höchtl sprach, sah die Zusammenarbeit mit P. Bsteh als eine sehr fruchtbare Zeit seines Politikerlebens. Der Höhepunkt war für ihn die 1993 stattfindende Konferenz "Friede für die Menschheit" in der Hofburg. Seine persönliche Bitte an die Anwesenden war, die Kooperation von Islam und Christen zu intensivieren und fruchtbar zu machen.

 

Auf das "Europäische Jahr des internationalen Dialoges" nahm Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, Johannes Hahn, Bezug. Er stellte das Bemühen um den nachhaltigen Dialog in den Vordergrund. Dieser kann nur gelingen, wenn der andere Partner mit Respekt und als eigenständig handelndes Subjekt betrachtet wird. Dies sah Hahn in der gesichert. Ein Forum, bei dem sich junge Studenten aus verschiedenen Kontinenten mit ihren Professoren mit ihren Religionen und Kulturen beschäftigen. Dies geschieht sowohl auf der persönlichen wie auch auf der wissenschaftlichen Basis. Die Sommeruniversität wird in Zukunft von der Theologischen Fakultät Wien und dem Juridikum Wien organisiert.

 

Bundespräsident Heinz Fischer eröffnete schließlich den Festakt. Er erkannte im Manifest für den Frieden den Leitfaden für die Bemühungen um den Dialog. Dialog ist nicht nur für Gleichgesinnte gedacht, "Dialog ist eine Brücke zur Verbindung von zwei verschiedenen Ufern". Im Verdienst der Dialoginitiative von St. Gabriel fand er die Klarheit und das wissenschaftliche Analysieren der Hintergründe von Gewaltentstehung. Wichtig für Fischer war es "für einen krisenfesten Pluralismus in unserer Gesellschaft zu sorgen". Dies setzt die Stärkung des Gleichheitsprinzips voraus, um eine soziale Gerechtigkeit zu erreichen.

 

Pater Bsteh, Initiator all dieser Dialoginitiativen, begann seine Rede mit dem Zitat: "Der Geist des Dialoges war zuerst!". Er erzählte von der Begeisterung der jungen Studenten in den 50er Jahren, sich mit anderen Religionen auseinander zu setzen. Eine Begeisterung, die ihn maßgeblich an der Gründung des Afro-Asiatischen-Instituts teilhaben ließ. Die aber nicht im bloßen Diskutieren stecken blieb, sondern sich auch wissenschaftlich niederschlug. Viele Bücher ergaben sich aus den zahlreichen Konferenzen, Treffen, Dialoginitiativen, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Die Bilanz der letzten Konferenz, die kürzlich in St. Gabriel abgehalten wurde, sah P. Bsteh im VICIRoTa Manifest, "das eine Botschaft des Friedens ist, ein Ausdruck der gemeinsamen Sorge um Frieden in der Welt und des "Glaubens, der die Begegnung sucht!"

 

Ein weiterer Höhepunkt des Festaktes war die Festrede von Seyed Mohamad Khatami, ehemaliger Präsident des Iran. Er nannte die Dialoginitiative von P. Bsteh "ein Gesprächsswitching zwischen Völkern und Kulturen mit großem Erfolg". Für ihn ist der Dialog die menschlichste und vornehmste Weise des Umgangs von Menschen miteinander. "Liebe und Gerechtigkeit sind die Botschaft von Christentum und Islam und nehmen den höchsten Platz in diesen Religionen ein". So überragt das Gemeinsame der beiden Religionen die Differenz bei weitem. "Indem wir die Liebe den jungen Menschen vorleben und beibringen, können die Ansätze der Gewalt überwunden werden."

 

Weitere Festredner waren Tahir Mahmood, Indien, Gründungsmitglied von VICIRoTa. Für ihn entstand das Manifest aus der Diagnose der Krankheit, an der die Menschheit leidet, und im Manifest gab der Round Table dazu sein Rezept. Wobei er durchaus gewahr war, dass Rezepte oft nur Theorie sind, die in der Praxis wenig Umsetzung finden. Auch Aicha Belarbi, Professorin aus Marokko, sah im Manifest einen Beitrag, die Welt zu verbessern und zum Frieden beizutragen. Für sie ist der Dialog der Weg zum Frieden und zur Aussöhnung mit sich selbst und mit den anderen. Die Reise dahin mag eine lange sein, im Manifest sind die ersten Schritte dazu. Ingeborg Gabriel, Wien, fand im Manifest eine Haltung, die ein friedliches Zusammenleben in einer globalen Welt stiften soll. "Die schlimmste Form von Gewalt ist jene, die religiös begründet wird". Für sie hängt die Zukunft davon ab, wie entschieden jene, die sich für den Frieden einsetzen sich gegen jene, die sich gegen den Frieden einsetzen, behaupten können.

 

Abschließend gab Kardinal Christoph Schönborn das Geleitwort für die Zukunft. Dazu zeigte er deutlich auf, dass die Dialoginitiative St. Gabriel geprägt war von der Leidenschaft des Andreas Bsteh, dessen "Verantwortung vor Gott" die tiefste Motivation seines Lebenswerkes ist. Diese Leidenschaft müsse an die Jugend weitergegeben werden, was mit der Sommeruniversität in Stift Altenburg bereits in die Wege geleitet wurde und unter der Organisation von Irmgard Marboe eine engagierte Fortsetzung findet. Kardinal Schönborn bat den Erzengel Gabriel, der als Bote die Liebe Gottes in die Welt gebracht hat, Fürsprecher dafür zu sein.

Elke Grafl