Das Leben feiern

16. Okt 2008

"Es bedarf einer großen Stille, um das Singen der Welt zu vernehmen..." (Anselm Grün)

Unglaublich intensiv die wenigen Minuten ganz allein im Bachbett der Emme, umgeben von Felsen, grüner Wildnis, ein "Dom" voll klingender Stille. Und dann unsere Antwort gemeinsam im Kreis: "Jubilate deo, omnis terra, servite domino, in laetitia, halleluja, halleluja, in laetitia."

 

So feierte Pater Peter Lenherr, Stelyer Missionar, und Josef Kittinger, Leiter des Bildungshauses St. Arbogast, mit einer Gruppe einen Tag der Schöpfung.

 

Sie gingen die Umgebung von Arbogast, Vorarlberg, ab. "Dieser Herbst-Nachmittag machte es leicht, das Leben zu feiern: die Sonne strahlte und die Buchen loderten in gelbem und roten Feuer. Es zog uns ganz einfach in die Natur hinaus, in den nahen Wald, die dämmrige Örflaschlucht, darüber die hohen Felsen fast grell an der Sonne." (P. Lenherr).

 

Texte und Gedichte halfen, die schlichte Schönheit dieser Landschaft zu fassen und sich selber eins zu fühlen mit der Schöpfung, auf Augenhöhe mit Pflanze und Tier. "Jeder Baum ein Gebet, das den Himmel beschwört... Grün die Farbe der Gnade, grün die Farbe des Glücks..." (Rose Ausländer)

 

Sie kehrten zurück zum Weiler St. Arbogast. Dort: mitten in sanfter Wiesen- Hügel- und Waldlandschaft das "Wasserhaus", ein hellgrauer, quadratischer Betonblock nahe der Autostraße, die Landschaft und Stille schmerzlich durchschneidet. Ein Kunstwerk, über und über mit kreisrunden Öffnungen. In diesem Haus hat alles Platz, der Vogel und die Schnecke, der Wind wie der Lärm, sanft beherrscht aber vom Wasser: das spiegelglatte Bassin, die Wasserstele, die Jahr um Jahr stärkere Zeichnung durch hereindringenden Regen, Schnee und Nebel. Die Gruppe kommt ins Gespräch mit diesem Kunstwerk: aufmerksames Umrunden des merkwürdigen Kolosses, schweigendes Verweilen in diesem "Andachtsraum", Trinken aus der Wasserstele, die sich aus der Örflaquelle speist, mit den Spiegelungen im Bassin spielen. Was für ein Geheimnis, dieses Element Wasser! Hier sauber und klar, schafft es Leben in überquellendem Überfluss, anderswo, verschmutzt oder verdunstet, verdursten Landschaft, Mensch und Tier... Wirklich ein "Denk mal!", diese Kapelle der Schöpfung!

 

Am späten Nachmittag dann wieder zurück in der Cafeteria des Bildungshauses. Gespräche gehen weiter. Die Natur hat ihre Herzen berührt und das Nachdenken über Lebensweisen, die dem ganzen Leben dienen, sind keine Pflicht mehr, sondern werden Bedürfnis.

 

Bei einem einfachen Buffet genießen sie dann die Früchte der Erde. Mit einer nächtlichen Bildmeditation lassen sie den Schöpfungstag ausklingen: In Sieger Köders "Schöpfung erahnen wir das ganze All als großen Wurf, als Werk einer großen Hand". Staunen und Ehrfurcht erfüllt und, und die dankbare Freude und Lust, dazu zu gehören.

Pater Peter Lenherr SVD, Elke Grafl